„Woche der segensreichen Geburt des Propheten Mohammed" Altbundespräsident Wulff: „Koran rechtfertigt Terror nicht“
Altbundespräsident Christian Wulff spricht in der Kölner Arena vor 16.000 Muslimen.
Köln. Als Altbundespräsident Christian Wulff am Samstagnachmittag zusammen mit dem Präsidenten der staatlichen türkischen Religionsbehörde (Diyanet), Mehmet Görmez und dem türkischen Botschafter, Hüseyin Avni Karsilioglu, die Arena in Deutz betritt, brandet Jubel auf. 16.000 Muslime aus Deutschland und den Nachbarländern haben sich dort versammelt, um den europäischen Auftakt der „Woche der segensreichen Geburt des Propheten Mohammed“ zu feiern.
In seiner Rede will er auch Menschen die Angst vor dem Islam nehmen: „Hundert Millionen Muslime leben friedlich auf der Erde und müssen sich auch nicht ständig rechtfertigen, wenn es um die angeblich im Namen des Islam begangene Gräueltaten geht“, sagt Wulff. Trotzdem fordert er eine sichtbare Distanzierung von den Leuten, die den Islam als Religion für ihre Zwecke missbrauchen. „Der Koran ist keine Rechtfertigung für Terror. Lassen Sie es nicht zu, dass Ihre friedliebende Religion für menschenverachtende und gewalttätige Zwecke missbraucht wird“, betont der Gastredner und erntet den Jubel des Publikums.
„Wir dürfen nicht zulassen, dass es Millionen Flüchtlinge in der Welt gibt. Das friedliche Zusammenleben muss wieder selbstverständlich sein. Es darf keine Diskriminierung und Verfolgung von Menschen wegen ihres Glaubens geben. Die Welt ist aufgefordert, umzukehren“, erklärt Wulff und spricht auch von „der bunten Republik Deutschland“, die von ihren Bürgern angenommen wird.
Es habe auch nach den grausamen Anschlägen von Paris keine Spaltung, sondern gemeinsame Demos gegen den Terror gegeben. „Man muss sich gegenseitig beistehen, um aus der Krise zu kommen.“ Der Islam sei eine Bereicherung für die deutsche Gesellschaft, das gleiche gelte aber auch für Christen in der Türkei. Wulff begrüßt es, dass es in Deutschland eine Ausbildung für Imame gibt, der Islam habe sich hier in einer globalen Gesellschaft weiterentwickelt. „Es ist aber auch wichtig, dass in der Türkei christliche Priester ausgebildet werden können.“ Wichtig sei auf allen Ebenen ein respektvolles Miteinander.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Woche steht die Ethik des Zusammenlebens. „Im Islam blickt das multireligiöse und multiethnische Zusammenleben auf eine lange historische Erfahrung in gegenseitiger Toleranz zurück. Diese Tradition, sich zu besinnen und diese Tradition zu beleben, ist eine aktuelle Herausforderung unserer Zeit“, sagt Görmez. Daher arbeite aktuell die Diyanet mit verschiedenen Wissenschaftlern aus aller Welt an einer gemeinsamen Erklärung, um eben die notwendigen Kriterien für ein gelingendes und gedeihliches Miteinander auszuarbeiten.
Dazu wird Görmez am 21. April zu den Vereinten Nationen sprechen. Das gemeinsame Denken darüber sei wichtig, insbesondere für Gesellschaften, die diese historischen Erfahrungswerte nicht haben.
Auf die Frage nach Islamophobie und Reaktionen anderer Glaubensgemeinschaften darauf, führt Görmez aus, dass islamfeindliche Tendenzen verschiedene Ursachen haben. „Antiislamische Bewegungen gefährden den gesellschaftlichen Frieden und tragen zur Spaltung einer Gesellschaft bei. Im Gegenzug sind die solidarischen Aktionen der Kirchen als Reaktion gegen antiislamische Demonstrationen ein erfreuliches Beispiel dafür, wie gegenseitige Achtung und Unterstützung füreinander das gesellschaftliche Zusammenleben stärken“, sagt Görmez.
Die Beleuchtung des Kölner Doms als Zeichen gegen die gleichzeitig stattfindende Pegida-Demonstration auszuschalten, um auf die Dunkelheit in dieser Menschenfeindlichkeit zu verweisen, sei daher ein wichtiges Signal, das beeindruckend sei, sagt Görmez.