Ausgehen in Köln Auf den Bühnen der Stadt
Kölns freie Theaterszene ist groß. Die Theater der Keller und Theater am Dom gehören zu den Häusern mit Tradition.
Köln. Im zweiten Teil unserer neuen Ausgehserie geht es um die freien Theater der Stadt. Dabei bietet Köln seinem Publikum ein großes Spektrum an Bühnen. Für die aktuelle Folge haben wir mit dem Theater der Keller und dem Theater am Dom zwei so traditionsreiche wie auch unterschiedliche Theater ausgewählt, um sie unseren Lesern vorzustellen:
Theater der Keller: In diesem Jahr kann das Theater der Keller sein 60-jähriges Bestehen feiern. Dazu gibt es am 13. Juni in der Kartäuserkirche eine Feierstunde und am Abend in der Kleingedankstraße ein Straßenfest. Das Theater wurde 1955 vom Schauspieler-Ehepaar Marianne Jentgens und Heinz Opfinger gegründet, die auch seine ersten Intendanten waren. Die erste Spielstätte des Theaters war ein ehemaliger Luftschutzbunker in Lindenthal. Daher stammt der Name „der Keller“.
Noch ein Jahr älter als die Bühne ist die Schauspielschule „Der Keller“. Dort starteten Stars wie Til Schweiger, Heiner Lauterbach oder Regisseur Jürgen Flimm ihre Karrieren. Inzwischen ist die Schule aus Platzgründen nach Niehl ausgelagert geworden. Regelmäßig stehen Schüler auf der eigenen Bühne und bringen auch eigene Stücke wie aktuell Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ erfolgreich ins Theaterprogramm und das vor allem bei einem jungen Publikum.
„Das Stück ist der Renner und bringt viele neue Leute hier ins Haus. Insgesamt können wir mit der Resonanz auf unser Programm sehr zufrieden sein. Seit Herbst haben wir 60 ausverkaufte Vorstellungen gehabt, unser Theater boomt. Wir brauchen allerdings noch Sponsoren“, freut sich Intendant Heinz Simon Keller, dass sein Theater nach den Zeiten der Krise wieder auf der Erfolgsspur ist.
„Wir versuchen, ausschließlich zeitgenössische, moderne Stoffe zu bearbeiten und zu spielen. So wollen wir unsere eigene Position in der Stadt finden. So den Highlights gehören aktuell neben „Tschick“ auch „40 Leben“, „Das Versprechen“ und „Waisen“.
Theater am Dom: Seine Ursprünge hat das Haus in den Opernpassagen in Solingen, wo es Ende der 40er Jahre als Westdeutsches Zimmertheater an den Start ging. 1957 hat es in Köln an der Burgmauer sein erstes festes Haus mit Blick auf den Dom, wodurch es seinen Namen bekommen hat. Seit 1964 ist das Theater in der Schweizer Ladenstadt untergebracht, die inzwischen zu den Opernpassagen geworden ist.
„Das Haus ist ein klassisches Boulevardtheater. Es hat besondere ästhetische und künstlerische Anforderungen, die andere Theater so nicht erfüllen“, positioniert René Heinersdorff sein Kölner Theater, das er zusammen mit Oliver Durek leitet. Wichtig ist es ihm, dem Publikum modernes Boulevardtheater zu präsentieren, auch wenn so mancher Besucher, seit Generationen Stammgast ist.
Zu den Zutaten des Boulevards zählen auch immer bekannte Namen. So stehen gerade beim Stück „Aufguss“ neben Heinersdorff auch Hugo Egon Balder und Jeanette Biedermann auf der Bühne.
Ab dem 30. April sind dann bei „toutou“ Gila von Weitershausen und Winfried Glatzeder zu Gast. In der kommenden Saison wird erstmals Tom Gerhardt bei einem Boulevardstück in seiner Heimatstadt auf der Bühne zu sehen sein. Nach langer Zeit wird zudem Herbert Herrmann nach Köln zurückkehren.
„Mit Christiane Paul und Harald Schmidt haben die Stadttheater bei den großen Namen schon nachgezogen“, weiß Durek. „Neu sind im Boulevardtheater neben der ästhetischen Darbietung die Themen, früher waren Dinge wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder bestimmte sexuelle Dinge verpönt, heute ist das anders. So dreht sich beim aktuellen Stück alles um das Spenden, wozu auch eine Samenspende gehört. Auch ein Ambiente wie ein Wellness-Tempel wäre früher nicht möglich gewesen“, erklärt Heinersdorff.