Gastronomie Aus einem Provisorium wird ein Kölner Kultlokal
Köln · Schon seit Generationen von Studenten gilt das Café Waschsalon als echtes Kultlokal – insbesondere an den Wochenenden wird dort an der Ehrenstraße groß gefeiert. Dabei entstand das Café von 30 Jahren eher durch einen Zufall.
„Ein Mitarbeiter von Gerling hat uns 1993 darauf aufmerksam gemacht, dass am Friesenplatz ein früheres Autohaus leer steht und dass der Konzern es gerne sehen würden, wenn dieser Ort bis zum großen Neubau wieder belebt werden würde. Die Idee, dort das Waschen und das Kölschtrinken miteinander zu verbinden, ist dann aus einem launigen Abend entstanden“, erinnert sich Jürgen Walter, der zu den Gründern der Ehrenfelder Live Music Hall gehört.
Aus neun Monaten wurden
am Friesenplatz sechs Jahre
Zweiter im Bund war der Betreiber des Woodys auf der Friesenstraße, Dirk Holzmann. „Das Problem war nur, dass wir die Räumlichkeiten nur neun Monate nutzen sollten. Ein teures Gastrokonzept würde sich in der kurzen Zeit nicht tragen. So entstand der Plan, aus alten Waschmaschinen, die Trommeln auszubauen und sie für das Lokal zu nutzen. Aus ihnen wurden dann zum Beispiel Lampen und Regale oder mit Beton gefüllt, die Basis für einen Barhocker. Aus dem Corpus mehrerer Waschmaschinen entstand die erste Theke. Die Trommeln nutzen wir bis heute.“
In den ersten Jahren gab es noch funktionsfähige Waschmaschinen
Das Café, wo in der Anfangszeit auch noch funktionsfähige Waschmaschine und Trockner im Einsatz waren, wurde schnell zum großen Erfolg. „Der Laden brummte und aus den neun Monaten am Friesenplatz wurden am Ende sechs Jahre“, sagt Holzmann. 1998 zog das Café Waschsalon dann zum heutigen Standort in der Ehrenstraße 77, wo man die Räumlichkeiten eines früheren Steakhauses nutzen konnte. Dort begrüßt bis heute am Eingang das Gemälde mit der Wäscheleine und dem Slogan „Liebe stirbt bei 60 Grad“.
„Zu den Besonderheiten des Waschsalons gehört unser Personal, das uns schon sehr lange treu geblieben ist“, freut sich Walter. Dazu zählen auch Betriebsleiterin Miriam El Maani und ihr Mann Tarik. „Wir haben uns schon im Woodys kennengelernt und später geheiratet. Heute kellnert unser Sohn neben seinem Studium hier.“ Und er ist nicht der einzige Student, der in den vergangenen drei Jahrzehnten die Gäste mit Kölsch und leckerem Essen versorgt hat. „Das sind schon mehrere Generationen. Zum Teil kehren die Kinder bereits zu uns zurück“, berichtet Walter.
Im Waschsalon gekellnert hat beispielsweise auch Schauspielerin Pia Stutzenstein, die inzwischen eine der Hauptrollen bei der Fernsehserie „Cobra 11“ übernommen hat. Auch sonst war oft Prominenz am Friesenplatz und der Ehrenstraße zu Gast. „Schon beim Woodys habe ich Künstler mitgebracht, die bei mir in der Live Music Hall zu Gast waren. Später waren Tina Turner und Simply Red hier im Waschsalon Gäste. Auch Wolfgang Niedecken hat das Café für sich entdeckt. Den handgeschriebenen Originaltext seines Songs 'Waschsalon' hat er uns geschenkt“, sagt Walter.
Auch die Profis des FC und der Haie sind Gäste im Waschsalon
Auch Sportler wie die Profis des FC oder Kölner Haie schätzen das Café, das insbesondere an Karneval als Feierort sehr beliebt ist. „Bei uns wird aber gemütlich und nicht zu laut gefeiert. Wir achten auch immer darauf, dass der Laden nie überfüllt ist und jeder Gast sich hier wohlfühlt. Eine Clique aus New York kommt an Karneval seit vielen Jahren zu uns“, freut sich Holzmann, der auch auswärtige Fußballprofis wie Fredi Bobic, Mehmet Scholl oder Zé Roberto schon im Waschsalon begrüßen konnte.