Punkrock „Bei uns regiert immer der Moment“

Köln · Die Donots schwimmen derzeit auf einer Welle des Erfolgs. Das letzte Album „Lauter als Bomben“ wird zum Megaerfolg. Bei der Rock-am-Ring-Eröffnungsparty spielen die Punkrocker vor 90.000 Menschen.

Am 27. April sind die Donots mit ihrem neuen Album „Heut ist ein guter Tag“ mit Sänger Ingo Knollmann (2.v.l.) im Kölner Palladium zu Gast.

Foto: Donots/Danny Koetter

Große Stadiontouren mit den Ärzten und den Toten Hosen folgen 2022. Zum Abschluss gibt es ein Heimspiel der Ibbenbürener vor 13.000 Fans in Münster. Am Freitag gehen die Donots mit ihrem neuen Album „Heut ist ein guter Tag“ an den Start und kommen am 27. April ins Kölner Palladium. Mit dem Sänger Ingo Knollmann, der genauso wie Schlagzeuger Eike Herwig seit vielen Jahren in Köln lebt, haben wir vor der Tour gesprochen.

Was ist das jetzt für ein Gefühl vor der Veröffentlichung des neuen Albums und der großen Deutschlandtour?

Ingo Knollmann: Wir sind in einer Zeit, in der es andere Bands schwer haben, die Hallen zu füllen und deshalb teilweise ihre Touren absagen müssen, wirklich vom Glück geküsst. Die Touren mit den Toten Hosen und den Ärzten waren genauso großartig wie unsere Auftritte bei Rock am Ring oder Rock im Park. Auch das große Konzert in Münster war toll für uns. Dafür sind wir sehr dankbar, auch weil wir wissen, dass das heute nicht selbstverständlich ist. Eine gute Nachricht war jetzt, dass wir mit dem Palladium in Köln eine größere Halle als ursprünglich geplant buchen konnten. Auch die anderen Konzerte der Tour sind schon fast ausverkauft. 

Wie konnten Sie die lange Corona-Pause als Band nutzen?

Knollmann: Auch da haben wir großes Glück gehabt. Unsere Tour war im Dezember 2019 gerade erfolgreich zu Ende gegangen und wir hatten als Band keine weiteren konkreten Pläne und wollten eine Pause für unsere Familien einlegen. Dass kurze Zeit durch den ersten Lockdown alles zu war, hat uns so nicht touchiert. Später haben wir dann für das neue Album gearbeitet. Wegen Corona konnten wir uns deutlich seltener als Band treffen. Das hat sich schon anders angefühlt, als dies bei den Vorgängern der Fall war. Wir haben die Zeit außerdem genutzt, um ein Livealbum herauszubringen und so Spenden für unsere Crew zu sammeln. Zudem haben wir noch ein Buch zu den ersten 25 Jahren Donots veröffentlicht. 

Wie groß ist jetzt die Vorfreude auf die eigene Tour mit dem neuen Album?

Knollmann: Nach diesem verrückten 29. Bandjahr ist die Vorfreude groß, mit neuen Songs auf Tour zu gehen. Die ersten Stücke haben wir bereits live gespielt. Das hat super funktioniert. Jetzt proben wir gerade die neuen Songs für die Tour und haben so richtig Lust, auf die Bühne zurückzukehren. 

Wie hat sich die Arbeit an den Songs seit den Anfängen in der 90er Jahren verändert?

Knollmann: In den 90ern sind wir mit komplett ausformulierten Songs ins Studio gegangen und hatten davor schon drei bis vier Wochen in die Vorproduktion investiert. Im Studio ging es dann eigentlich nur noch um Kleinigkeiten. Das hat unsere Stücke zu glatt, kantenlos und einfach zu perfekt gemacht. Da hat das Knarren und Krächzen einfach gefehlt. Mit unseren aktuellen Produzenten schreiben wir die Songs und gehen dann nur mit Demos ins Studio, wo die eigentliche Arbeit stattfindet. So können wir den Moment einfangen und haben einen deutlich frischeren Klang. 

Bei dem sehr optimistischen Titel geht es einer Band wie denn Donots auch weiter darum, Haltung zu zeigen.

Knollmann: Unsere Texte konterkarieren oft die Lebensfreude, die wir auf der Bühne ausstrahlen. Das bringt ein interessantes Spannungsfeld mit sich. Aber wir wollen den Fans keine heile Welt vorgaukeln. Wir stellen Fragen und wollen Dinge niederreißen, um sie wieder besser aufbauen zu können. Nicht jeder Song von uns ist politisch, da geht es auch um Entertainment. Aber sich als Band abseits des politischen Geschehens zu positionieren, halte ich für fahrlässig. So sind wir auch gerade in Münster auf dem Prinzipalmarkt aufgetreten, um gegen einen Empfang der AfD Stellung zu beziehen. Aber man darf Punkrock nicht zu eng verstehen. Alles ist möglich, dieses Selbstverständnis und Selbstbewusstsein haben wir als Band entwickelt und so unseren ganz eigenen und unverwechselbaren Sound geschaffen, der uns nach vorne gebracht hat. Es war gut, dass wir über drei Dekaden gesund gewachsen sind und nicht über Nacht berühmt wurden. Wir haben inzwischen alles in unsere eigenen Hände genommen, vom eigenen Label und Studio bis zum eigenen Büro und Management. 

Welche Beziehung haben Sie zum Palladium und ihrer Wahlheimat Köln?

Knollmann: Eike und ich wohnen seit Jahren hier in Köln und haben in der Stadt tolle Konzerte erlebt. Inzwischen gab es dort fast 50 Auftritte. Dass wir jetzt wegen der großen Nachfrage vom E-Werk ins größere Palladium gewechselt sind, ist großartig. Wir haben dort in der Vergangenheit schon zwei kurze Auftritte gehabt. 

Für Sie ist das dann fast schon ein Heimspiel?

Knollmann: Wir kommen aus Ibbenbüren und sind Münsterländer. Aber Köln ist in der Tat inzwischen auch schon zu einem Heimspiel für uns geworden. Wir werden im Palladium viele der neuen Songs spielen, es wird aber auch Klassiker von uns geben, weil die Fans das einfach von den Donots erwarten. Bei uns ist kein Konzert wie das andere, da regiert immer der Moment.