Karneval Das Handwerk zeigt seine Kreativität

Köln · Das „Fest in Gold“ blickt auf eine lange Tradition zurück. In diesem Jahr feiert der Verein, der es organisiert, sein 66-jähriges Bestehen – ein echt kölsches Jubiläum. Die Idee zum jecken Fest entstand 1948: Junge Kölner Goldschmiede schlossen sich damals zum „Ring der Junggoldschmiede“ zusammen.

Ein Teil der Jury beim „Fest in Gold“: Nicolai Lucks, Ingo Telkmann, Hans-Peter Wollseifer und Garrelt Duin (v.l.).

Foto: step/Eppinger

Später übernahm der Verein den Namen seiner eigenen Karnevalssitzung, wo die Künstler in Ermanglung von Geld mit handgefertigten Unikatorden entlohnt wurden.

Seit den frühen 80er Jahren findet das Fest immer am Freitag vor Beginn des Straßenkarnevals in den Räumen der Kölner Handwerkskammer am Heumarkt statt. Geblieben sind bis heute die von jungen Praktikanten und Auszubildenden im Silber- und Goldschmiedehandwerk gefertigten Unikatorden, die nun an prominente Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Karneval, Wirtschaft und Gesellschaft verliehen werden.

Insgesamt 21 Unikatorden
werden an Prominente verliehen

In diesem Jahr kann das „Fest in Gold“ erstmals wieder ohne coronabedingte Einschränkungen stattfinden. 2021 wurde es komplett abgesagt, 2022 fand es nur in einem sehr kleinen Rahmen statt. Die 2021 nicht verliehenen Orden kehren zusammen mit den sieben in diesem Jahr ausgezeichneten Orden zurück ins Rampenlicht des Festes. Daher wurde die diesjährige Teilnehmerzahl am Wettbewerb auch bewusst klein gehalten. Insgesamt werden jetzt beim „Fest in Gold“ am 16. Februar 21 Orden verliehen.

Ein verbindliches Thema für die Gestaltung der Orden gab es wie immer nicht. Beim Thema orientierten sich die sieben Teilnehmerinnen an aktuellen gesellschaftlichen und politischen Rahmen sowie am Sessionsmotto „Ov Krüzz oder quer“. Eine Fachjury, zu der unter anderem Kammerpräsident Hans-Peter Wollseifer, Hauptgeschäftsführer Garrelt Duin, Kreishandwerksmeister Nicolai Lucks und der Präsident des „Fest in Gold“, Ingo Telkmann, gehören, beurteilte die eingereichten Orden.

In der Kategorie „Exzellentes Handwerk“ überzeugte Katharina Czambor von der Kölner Firma Micha Peteler mit ihrer Emaille-Arbeit „Ein Haufen bunter Vögel“, der komische Käuze, hässliche Entlein und extravagante Paradiesvögel vereint und so die Vielschichtigkeit des Karnevals deutlich macht. Den zweiten Platz errang Hanna Bücker mit ihrem Orden, der einen besonderen Blick auf das jecke Geschehen erlaubt. Platz drei ging an Emilia Timmer, die sich ebenfalls dem Motto widmete.

Erstmals vergeben wurde der Community-Preis. Interessierte konnten über Facebook und Instagram verfolgen, wie ein Unikatorden entsteht und dann abstimmen, welcher Orden sie am meisten beeindruckt hat. Hier konnte sich Paula von Bonin von der Goldschmiede Ulrike Nikolaysen mit ihrem Orden überzeugen, der sich mit dem Motto genauso auseinandergesetzt hat wie mit dem Thema der LGBTQIA+-Community.

Außerdem wurden noch drei Sonderpreise vergeben. So zeichnete die Kreissparkasse Linda Paffenholz für ihren bunten Orden mit dem Thema „Jede Jeck es anders“ aus. Ausgezeichnet wurden auch „Dä jecke Schnatz“ von Chiara Niehl und „Kölle I Allaf you“ von Pauline Pohlack.

„Der Wettbewerb soll auch zeigen, wie kreativ Handwerk sein kann. Wir haben 130 Ausbildungsberufe im Handwerk, die eine tolle Chance bieten. Leider werden diese zu wenig in Anspruch genommen, da junge Leute dem Mainstream folgen und sich für das Studium entscheiden. So blieben in diesem Ausbildungsjahr bundesweit bis zu 20.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. In Köln konnten wir dagegen ein Plus von 2,4 Prozent verzeichnen. In NRW gab es nur noch eine weitere Kammer mit einem positiven Ergebnis“, berichtet Wollseifer.

Die Tatsache, dass im Wettbewerb auch Praktikanten erfolgreich ihr Können zeigen, beweise die Bedeutung eines Praktikums im Handwerk. „Ein Praktikum lohnt sich, um praktische Erfahrung in einem Beruf zu sammeln, den man später möglicherweise einmal selbst ergreift. Das ist ein Schlüssel zur Ausbildung.“

Im Kammerbezirk gibt es im Gold- und Silberschmiede-Handwerk derzeit knapp 290 Betriebe, in Köln alleine sind es 130. Dabei geht der Trend zu einer Verkleinerung der Betriebe mit immer mehr Ein-Mann- oder Ein-Frau-Betrieben. Dazu kommt eine verstärkte Spezialisierung der Betriebe mit jeweils unterschiedlichen Schwerpunkten. Und es ist ein sehr gefragtes Handwerk: Bei den Ausbildungsplätzen ist die Nachfrage regelmäßig höher als das Angebot.

Service: Zu sehen sind die Unikatorden des Wettbewerbs noch bis zum 3. Februar in der Kassenhalle der Kreissparkasse am Neumarkt, wo aktuell auch eine Jubiläumsschau zu den Roten Funken gezeigt wird. Das Traditionskorps feiert in diesem Jahr sein 200-jähriges Bestehen.