Wie ist es hier in Köln auf der Bühne zu stehen?
Interview „Das Theater ist der Ritterschlag“
Sascha Wussow steht noch bis zum 3. November mit „Kennst Du mich noch?“ im Theater am Dom auf der Bühne.
Sascha Wussow: Schön, er macht mir richtig Spaß. Ich habe ja Düsseldorf noch vor Köln kennengelernt. Aber jetzt fühle ich mich hier in der Stadt extrem wohl. Köln ist eine wunderschöne Stadt und die Leute sind entzückend. Sie mögen unser Stück und lachen sehr viel dabei.
Haben Sie sich schon etwas von der Stadt angeschaut?
Wussow: Ja, zunächst zu Fuß und dann mit dem E-Scooter. Da muss man beim Fahren allerdings höllisch aufpassen, dass nichts passiert. Ich bin am Rhein entlang gefahren und war unter anderem im Schokoladenmuseum. Ansonsten kenne ich die Umgebung des Theaters sehr gut, da ich da auch wohne. Es ist ein ganz besonderes Leben. Man muss die Tage irgendwie herumbringen und lebt ganz für den Abend. Nach dem Stück brauche ich auch lange, um das Adrenalin wieder abzubauen. Vor 1.30 Uhr gehe ich selten ins Bett. Da muss man sich daran gewöhnen, nicht vor 10 Uhr aufzustehen. Man lebt in einem ganz anderen Rhythmus.
Sie sind auch Maler, waren Sie schon in den Kölner Museen?
Wussow: Ja, das war ich. Gerade laufen die Vorbereitungen für meine eigene Ausstellung in Hamburg, die Mitte November beginnt. Die Organisation dafür übernimmt meine Frau, sie passt auf, dass meine Bilder gut ankommen. In Köln habe ich leider noch keine Galerie gefunden, in der ich ausstellen könnte.
Welche Bedeutung hat die Malerei für Sie?
Wussow: Malen ist das Hobby so mancher Schauspieler oder auch Moderatoren. Bei mir ist das kein Hobby und hat eine große Bedeutung für mich. Für mich ist das ein wichtiges Ventil. Ich male mit einer großen Anspannung und brauche es, um etwas loslassen zu können. Meine Themen und Motive sind fast immer Menschen. Meist nutze ich Fotos als Vorlagen dafür. Unterstützt werde ich dabei von einem Dortmunder Galeristen, der auch mit Armin Mueller-Stahl, Otto und Udo Lindenberg zusammenarbeitet. Bislang habe ich fünf oder sechs Ausstellungen gemacht. Und meine Bilder kosten auch etwas, worauf ich stolz bin. Immerhin habe ich 22 Jahre darauf hingearbeitet.
Wie kam es zum Malen?
Wussow: Man hat als Schauspieler immer wieder längere Pausen, wenn zum Beispiel ein Film abgedreht ist und das nächste Theaterengagement erst in zwei oder drei Monaten beginnt. Diese Pausen wollte ich kreativ nutzen. So habe ich zwei Romane geschrieben und ein Label für Kunst und Mode gegründet. Die erste eigene Regie ist auch ein Ziel von mir. Und gerade gibt es ein Angebot für einen internationalen Film, in dem ich einen österreichischen Maler spielen soll. Langweilig wird mir da nie.
Was macht den Reiz der Rolle jetzt in Köln für Sie aus?
Wussow: Ich kannte das Stück vorher nicht, hatte aber gehört, dass es in Schweden seit drei Jahren am Stück läuft. Es ist toll, ein Phantom zu spielen, das man eigentlich gar nicht sehen kann, da es nur eine Wunschvorstellung in der Fantasie ist. Inzwischen bin ich schon weit weg vom jungen Liebhaber auf der Bühne, was ich als sehr angenehm empfinde. Das sollen jetzt die Jungen machen. Aber das Phantom macht mir Spaß.
Wie entscheiden Sie zwischen Theater, Film, Fernsehen und der Malerei?
Wussow: Wichtig ist mir, dass alles voneinander getrennt läuft. Da muss man Entscheidungen treffen. Das Theater ist der Ritterschlag für einen Schauspieler, da es ganz andere Anforderungen hat, als das eher technische Drehen für das Fernsehen.
Wie blicken Sie zurück auf die Fernsehserie „Schwarzwaldklinik“?
Wussow: Das waren ja nur vier Jahre und dann noch mal 2004 die beiden 100-Minüter. Mein Vater ist oft nur darauf reduziert worden, obwohl er ja so viel anderes gemacht hat. Und auch ich habe mit „Alle meine Töchter“, „Schloss Orth“ und dem „Erbe der Guldenbrocks“ noch viele andere Serien gedreht. Es war auch unglaublich, wie 2004 die Filme angekommen sind, da hatten wir mehr als 15 Millionen Zuschauer, das sind doppelt so viele Menschen, wie in meinem Geburtsland Österreich leben.
Ihr Kollege Sascha Hehn hat deutliche Kritik am heutigen Fernsehen geübt. Wie sehen Sie das?
Wussow: Man kann die Zeit nicht einfach zurückdrehen und muss sich arrangieren. Sascha, meine Schwester und ich haben großes Glück gehabt, wenn man sieht, was wir alles machen konnten und womit wir uns einen Namen gemacht haben. Viele Formate gibt es heute nicht mehr. Aber ich schaue, wenn ich vormittags aufwache schon mal „Notruf Hafenkante“, das ist eine gute gemachte Serie mit guten Schauspielern und einem guten Drehbuch.
Was würden Sie gerne noch für eine Serie drehen?
Wussow: Auf jeden Fall keine Arztserie mehr, damit bin ich durch und habe meine Pflicht erfüllt. Aber bei einem guten Krimi einen glorreichen Kommissar zu spielen, würde mich schon reizen. Es gibt ja aktuell auch wieder sehr gehaltvolle Kriminalromane. Wichtig finde ich es aber auch, den Menschen etwas Schönes zu bieten, bei dem sie abschalten und genießen können. Da waren die Pilcher-Filme und das Traumschiff zum Beispiel sehr erfolgreich.
Wie wichtig ist das Boulevardtheater bei diesem Thema?
Wussow: Sehr wichtig, wenn eine Stadt solche Theater verliert, finde ich das schon sehr dramatisch. Das sind Orte, an denen Menschen zwei Stunden lang gut unterhalten werden und wo sie viel lachen können. Es ist schön, am Ende des Stücks in strahlende Gesichter blicken zu können. Wenn Theater wie in Berlin verschwinden, ist das für mich ein Alarmzeichen. In Städten wie Paris oder London haben solche Theater einen ganz anderen Stellenwert.