Freizeit „Dat Wasser vun Kölle es joot!“

Köln · Wasser gehört in Köln zu den ganz zentralen und prägenden Elementen. Mal fließt es den Rhein herunter und mal duftet es nach Zitrone, Lavendel und Rosmarin. Auch das Kölsch wäre ohne Wasser nicht denkbar.

Der Rhein prägt und teilt als Fluss die Großstadt Köln. Wie hier am Altstadtufer ermöglicht er schöne Ausblicke 

Foto: step/Eppinger

Da wundert es nicht, wenn die Bläck Fööss „Dat Wasser vun Kölle es joot“ singen. Ein neuer Stadtführer von Melanie Brozeit begibt sich auf die Spuren des Wassers und stellt seinen Lesern 80 blaue Glücksorte rund um den Dom vor.

An den Poller Wiesen kann man den Rhein besonders gut und besonders entspannt genießen. Im Herbst steigen die Drachen und im Sommer kommen die Sonnenhungrigen an den Rhein. Auch ein Picknick im Grünen oder ein Spaziergang mit den Hunden ist hier möglich. Dabei fällt der Blick von der Schäl Sick auf den Rheinauhafen mit seinen Kranhäusern und die Altstadt mit dem Dom. Zur anderen Rheinseite gelangt man über die historische Südbrücke, auf der der Güterverkehr durch Köln und über den Fluss rollt.

Zu den schönsten Naherholungsgebieten der Großstadt zählt der Decksteiner Weiher im Äußeren Grüngürtel. 1927 wurde der künstliche Weiher mit seinen prächtigen Kastanienalleen und den satt grünen Wiesen angelegt. Nur wenige Minuten vom hektischen Treiben entfernt, erlebt man eine fast schon idyllisch anmutende Natur, die Spaziergänger genauso erfreut wie Jogger oder Radfahrer. Zahlreiche Tiere wie Graureiher, Teichhühner und Karpfen haben das kleine Paradies ebenfalls für sich entdeckt. Am Decksteiner Weiher findet sich auch eine Tretbootstation und das Restaurant „Haus am See“.

Noch zentraler und daher gut für eine Mittagspause geeignet sind die Lindenthaler Kanäle unweit der Universitäts- und der Aachener Straße. 1925 wurden die rund 600 Meter langen Gewässer regelrecht aus dem Boden gestampft. Ein Besuch bietet eine Mischung aus venezianischen Kanäle und den Grachten Amsterdams. Unweit davon lädt der Aachener Weiher mit seinen Liegewiesen und seinem Biergarten zum Verweilen ein.

Eine Riviera gibt es nicht nur in Italien, sondern auch in Rodenkirchen, ganz im Süden der Domstadt. Schöne Sandstrände in den vielen kleinen Buchten laden hier zu einem maritimen Urlaubstag direkt vor der eignen Haustür ein. Allerdings sollte man auf ein Bad im Rhein verzichten, denn das kann schnell lebensgefährlich werden. Beim Rückweg über den Rodenkirchener Leinpfad bietet sich ein Besuch auf dem Schiffsrestaurant „Alte Liebe“ an. Auf dem weiteren Weg in Richtung City liegt das Hochwasserpumpwerk Bayenthal, das nach Einbruch der Dunkelheit in verschiedenen Farben erstrahlt.

Weiter nördlich wird dann der Rheinauhafen passiert, der sich nach einem langen Dornröschenschlaf in ein modernes Stadtquartier verwandelt hat. Wie ein Schloss wirkt das Hafenamt direkt am Sporthafen mit seinen Jachten. Einen Blick wert sind zudem die imposanten Kranhäuser direkt am Rhein und das zu einem Wohnkomplex umgebaute ehemalige Lagerhaus im Siebengebirge. Nicht verpassen sollte man einen Besuch im nahegelegenen Schokoladenmuseum, das wie ein Schiff am Eingang des Hafens liegt. Einen weiteren Jachthafen gibt es rechtsrheinisch auch ganz im Süden, in Zündorf, wo auch das Naherholungsgebiet Groov mit den vielen Restaurants und den üppigen Grünflächen und den kleinen Stränden zu einem Tagesausflug einlädt.

Wasser findet sich natürlich auch in den Kölner Parks wie beim üppigen Seerosenteich in der Flora in Riehl, der in der Blütezeit wie ein Meer aus Farben wirkt. Im Volksgarten findet sich sogar ein echter Wasserfall. Direkt am großen Strom liegt der Rheinpark auf dem ehemaligen Bundesgartenschaugelände in Deutz sowie der Skulpturenpark auf der anderen Rheinseite. Beide sind durch die Seilbahn miteinander verbunden. Einen weiteren sehenswerten Skulpturenpark direkt am Rhein gibt es ganz im Norden der Schäl Sick, im Stammheimer Schlosspark, wo große alte Bäume im Sommer angenehm Schatten spenden.

Wie an der Ost- oder Nordsee fühlt man sich mitten in Ehrenfeld, wenn man auf den 44 Meter hohen Helios-Leuchtturm blickt, der 1894 erbaut wurde. Maritim wird es auch bei den großen Kölner Hafentouren mit der MS Rheincargo, der MS Rheinland oder der MS Rheinperle. Vom Konrad-Adenauer-Ufer in der City geht es zum Container-Hafen in Niehl sowie zum Mülheimer und zum Deutzer Hafen.

Nicht vergessen beim Wasser sollte man auch die Kölner Bäder wie das Station-Bad in Müngersdorf oder das Agrippa-Bad unweit des Neumarktes. Altehrwürdig ist das 1912 im Jugendstil erichtete Neptunbad in Ehrenfeld. Dort hat inzwischen allerdings ein Fitness- und Wellnessclub der gehobenen Kategorie seinen Platz eingenommen. Viel Wasser gibt es dagegen noch in der schönen Claudius-Therme an der rechtsrheinischen Station der Seilbahn, die während der Fahrt einen Blick auf das Wasser des Rheins in luftiger Höhe ermöglicht.

Wassersport wie Rudern ist auf der Regattabahn des Fühlinger Sees möglich, wo seit dem Jahr 1978 auf der 2300 Meter langen Strecke schon Welt- und Europameister gekürt worden sind. Unweit davon befindet sich der Blackfoot Beach mit seinem Sandstrand. Dort ist anders als am Rhein Schwimmen und Baden durchaus erlaubt. Wer eher Lust auf Beachvolleyball hat, dem sei der Beachclub Playa in Cologne unweit des Stations in Müngersdorf empfohlen.

Natürlich darf das „Echt Kölnisch Wasser“ von 4711 in einem Buch über das kölsche Nass nicht fehlen. Wer die traditionsreiche Marke hautnah erleben will, sollte ins Stammhaus in der Glockengasse gehen, wo das Kölnisch Wasser sogar in einem Brunnen sprudelt. Allerdings liegt der wirkliche Ursprung des Eau de Cologne in der Altstadt bei Farina an Obermarspforten, wo es auch ein Duftmuseum gibt. Direkt am Altstadtufer steht auch der Kölner Pegel, der den Wasserstand des Rheins anzeigt. Nicht verpassen sollte man zudem die römische Hafenstraße, die hinauf zum Roncalliplatz und zum Dom führt.

 

Melanie Brozeit: Blaue Glücksorte in Köln, Droste Verlag, 168 Seiten, 14,99 Euro