Kultur Ehrenfeld wird zum Musik-Hotspot

Köln · Selbst in Japan wurde die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei einer Reise auf die elektronische Musikszene der Domstadt angesprochen. „Diese Musik ist in Köln entstanden und jetzt bekommen wir in Ehrenfeld ein neues Musikzentrum, das einzigartig ist und das eine Ausstrahlung in die ganze Welt haben wird“, sagte das Stadtoberhaupt beim Besuch von Zamus – dem Zentrum für Alte Musik (Zamus) an der Heliosstraße in Ehrenfeld.

Blick in das künftige Studio für Elektronische Musik im Zamus in Ehrenfeld.

Foto: Planungen/Jocks

Dieses bildet die Basis für ein ambitioniertes Kulturprojekt. Dabei wird das bisherige Zentrum auf der zweiten Etage der Rheinlandhalle deutlich erweitert und bekommt so künftig die doppelte Fläche zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig wird das Studio für Elektronische Musik des WDR reaktiviert und bekommt einen neuen Platz bei Zamus. Damit wird die Alte und die Neue Musik in Köln an einem Ort vereint. Dort wird künftig von Musikwissenschaftlern geforscht und Künstler werden eine deutlich verbesserte Möglichkeit haben, Musik zu komponieren, zu produzieren und aufzuführen.

Zugang durch das
historische Treppenhaus

Ins Zentrum gelangt man künftig durch das historische Treppenhaus unterhalb des markanten Leuchtturms sowie das neue Hauptfoyer. Dieses bildet den Mittelpunkt der künftigen drei Veranstaltungsstätten. Im Foyer gibt es Sitzmöglichkeiten sowie eine Bar für Erfrischungen und Snacks. Direkt ans Foyer angeschlossen kann auch eine große Terrasse unter freiem Himmel von den Besuchern genutzt werden. Neu ist ebenfalls der „Ehrenfeld-Saal“, der etwa 130 Personen Platz bietet. Daneben ist mit dem „Helios-Saal“ für 150 Personen ein weiterer Veranstaltungsort mit einer variablen Bühnenanlage vorgesehen. Dazu kommen noch Personal- und Büroräume sowie ein klimatisiertes Instrumentenlager und das Archiv.

Ein Herzstück des neuen Zamus 2.0 ist das Studio für Elektronische Musik auf einer Fläche von etwa 250 Quadratmetern. Etwa zwei Drittel der Fläche stehen für den eigentlichen Studiobetrieb zur Verfügung. Dazu kommen Bereiche für Büro, Werkstatt und Lager. Das historische Studio beim WDR wurde 1953 eröffnet. Dort sind zahlreiche international herausragende Werke entstanden. Dazu gehören der „Gesang der Jünglinge“ und die „Mikrofonie I/II“ von Karlheinz-Stockhausen sowie „Epitaph für Aikichi Kuboyama“ von Herbert Eimert und „Shanti“ von Jean-Claude Eloy. Bis tief in die musikalische Popkultur hinein haben die ästhetischen und technischen Erfindungen der Studios ihre Wirkung entfaltet. „Das, was wir heute im Radio hören, wäre ohne das Kölner Studio nicht möglich. Es war die Wiege der elektronischen Musik“, erklärt Kulturdezernent Stefan Charles die Bedeutung des Ortes, der aber nicht zum Museum werden soll, sondern der wieder aktiv und kreativ von Künstlern genutzt werden wird.  

Das Zentrum wird von Stadt und Land zu gleichen Teilen gefördert

Der Kölner Rat hat in seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag beschlossen, dass es für das neue Musikzentrum Zamus 2.0 ab 2026 einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von bis zu 791.000 Euro geben wird. Dieser geht an die „Kölner Gesellschaft für Alte Musik“ und an den Verein „ON – Neue Musik Köln“. Das Land NRW plant eine jährliche Fördersumme in der gleichen Höhe. Gebaut werden soll bei laufendem Betrieb des Zamus. Das Ende der Bauarbeiten ist für Anfang März 2025 geplant. Das Studio für elektronische Musik soll Ende 2025 in Betrieb gehen.

„Mit dem Beschluss wird nun ein lange währender Prozess zu einer viel versprechenden Lösung geführt. Gemeinsam mit der Stadt stärken wir als Land das erfolgreiche Zentrum für Alte Musik und sichern gleichzeitig das Studio für Elektronische Musik des WDR an einem adäquaten Ort in NRW. Wir zeigen, wie ein großartiges, historisches Kulturgut durch Musiker mit Leben erfüllt werden und neue musikalische Prozesse begünstigen kann. Durch die Zusammenführung von Alter und Neuer Musik schaffen wir einen einzigartigen Ort voller Synergien, von dem die Musikszene in Köln, NRW und weit darüber hinaus profitieren wird“, sagt Landeskulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen.

Auch Oberbürgermeisterin Reker ist von der Zusammenführung von Alter und Neuer Musik begeistert: „Im neuen Zamus forschen Musiker an Alter Musik, können sich im exzellent sortierten Archiv informieren, es finden Workshops und Konzerte statt. Der jetzige Ausbau des Zamus und die Erweiterung auf 2250 Quadratmeter tragen dieser positiven Entwicklung Rechnung und verbessern die Arbeits- und Probenbedingungen der Akteure der Alten Musik nachhaltig. Mit dem Ratsbeschluss wird aber auch der Grundstein dafür gelegt, dass das musikhistorisch bedeutende Studio für Elektronische Musik des WDR mit neuem Konzept den Musikern, Studierenden der Hochschulen in NRW und dem interessierten Publikum aus aller Welt wieder zugänglich gemacht wird.“