Serie Stadtgründerin und Trainerlegende

Köln · Auch heute fällt der Blick auf berühmte Kölner, die in der Domstadt ihre Spuren hinterlassen haben. Im Serienteil spannen wir den Bogen von der Antike bis in die 70er Jahre. Der Blick fällt auf eine römische Kaiserin, auf eine bekannte Unternehmerfamilie, einen großen Kirchenmann, einen standhaften Karnevalisten und auf eine kölsche Trainerlegende.

Das Denkmal von Adolph Kolping befindet sich auf dem Platz an der Kölner Minoritenkirche unweit des Makk.

Foto: step/Eppinger

 

Agrippina die Jüngere: Stolz blickt die römische Kaiserin vom Rathausturm über die Kölner Altstadt und den Alter Markt. Ihren Platz unter den Figuren des Turms hat sie im Erdgeschoss direkt neben Augustus und Marcus Vipsanius Agrippa. Geboren wurde Agrippina 15 oder 16. n. Chr. als Tochter des Germanicus und ihrer Mutter, die den gleichen Vornamen trug, im Oppidum Ubiorum, dem heutigen Köln. Sie war die Mutter Neros und die Gattin von Kaiser Claudius. Ihr Vater war der Oberbefehlshaber der in Germanien kämpfenden Legionen. Ihr Bruder Caligula ließ sie zu Beginn seiner Herrschaft gemeinsam mit ihren Schwestern wie Göttinnen verehren. Später fiel sie bei ihm in Ungnade und wurde verbannt. Claudius war ihr Onkel und ihr zweiter Gatte. Die Ehe stärkte ihre Position im römischen Reich, schon zu Lebzeiten wurde ihr der Titel Augusta verliehen. Sie gab ihrem Geburtsort 50 n. Chr. mit Colonia Claudia Ara Agrippinensium den Namen und gilt so als Stadtgründerin Kölns. Deren Bewohner bekamen mit dem Aufstieg vom Oppidum zur Colonia das römische Bürgerrecht. Die Statue am Rathausturm stammt vom Bildhauer Heribert Calleen. Agrippinas Namen schmückt in Köln zudem eine Uferstraße und eine Werft. Ihr Ende war allerdings weniger schön: die Kaiserin wurde 59 n. Chr. im Auftrag ihres Sohnes Nero ermordet.

 

Die Overstolzen: Das romanische Overstolzenhaus an der Rheingasse unweit des Heumarkts gehört zu den ältesten Gebäuden Kölns. Neben dem Trierer Dreikönigenhaus ist es zudem das älteste Patrizierhaus Deutschlands. Es wurde um 1230 von Blithildis Overstolz errichtet, der Tochter von Gottschalk Overstolz, dem Stammvater der Familiendynastie. Die Overstolzen waren die Stammfamilie des Kölner Patriziats und eine der wohlhabendsten Kaufmannsfamilien der Stadt. In der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen den Kölner Bürgern und der Kirche spielte sie eine zentrale Rolle. Die Konflikte entluden sich 1268 bei der Schlacht an der Ulrepforte, wo heute ein Denkmal an den Konflikt erinnert. Die Overstolzen gelangten nach ihrem Sieg an die Spitze der städtischen Führungsschicht. Der Familie gehörte neben dem eigentlichen Familiensitz noch mehr Gebäude in der direkten Umgebung wie eine komplette Häuserreihe am Filzengraben. Das Ende der Dynastie kam im 15. Jahrhundert. Heute wird das prächtige Gebäude an der Rheingasse mit dem markanten Stufengiebel, das bis 1337 im Besitz der Overstolzens war, von der Kunsthochschule für Medien genutzt.

 

Adolph Kolping: Direkt neben dem Makk und unweit des Eingangs zur Minoritenkirchen befindet sich das Denkmal, das an den großen Kirchenmann Adolph Kolping erinnert. Kolping war der Gründer der katholischen Gesellenvereine, dem heutigen Kolpingwerk. Das von Johann Baptist Schreiner geschaffene Denkmal zeigt den Priester Adolph Kolping in Soutane, der einem auf die Wanderschaft gehenden Gesellen zum Abschied die Hand reicht. Kolping wurde 1813 in Kerpen als Sohn eines Lohnschäfers geboren und starb 1865 in Köln. Der katholische Priester, der in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs und der zunächst eine Schusterlehre absolvierte, setzte sich intensiv mit der sozialen Frage seiner Zeit auseinander. Er war entsetzt über die oft menschenunwürdigen Lebensbedingungen der Handwerksgesellen, die er aus eigener Erfahrung als Schustergeselle gut kannte. Mit fast 24 Jahren besuchte er das Gymnasium, um danach zu studieren und Priester zu werden. Seiner Priesterweihe empfing er in der Minoritenkirche und kam zunächst als Kaplan nach Elberfeld, wo er auch Religionslehrer an der dortigen Gewerbeschule war. 1849 kehrte Kolping als Domvikar nach Köln zurück und gründete dort den Kölner Gesellenverein. Dieser hatte bis zu Kolpings Tod seine Mitgliederzahl von 400 auf mehr als 24.000 gesteigert. Später wurde daraus zunächst der Rheinische Gesellenbund und später der Katholische Gesellenverein als Vorgänger des heutigen Kolpingwerks, das seine Zentrale in Köln hat. Ziel war es, den wandernden Gesellen in den sogenannten Gesellenhospizen den Halt zu geben, den sie sonst nur von der eigenen Familie bekommen.

 

Karl Küpper: Der 1905 in Düsseldorf geborene Georg Karl Küpper war ein bekannter Büttenredner des Kölner Karnevals. Als „D‘r Verdötschte“ trat er in den Sälen auf. Er gehörte zu den wenigen deutschen Karnevalisten, die sich offen gegen die Nationalsozialisten stellten und sie in ihrem Programm aufs Korn nahmen. Für den gelernten Buchdrucker wurde „die Bütt“ ab 1927 zum Nebenerwerb. Seine Haltung stellt Küpper in der NS-Zeit ab 1931 subtil, aber auch offen zur Schau. Den damals üblichen Hitlergruß mit dem erhobenen rechten Arm kombinierte er mit Sätzen wie „Su huh litt bei uns dr Dreck em Keller“ oder „Es et am rähne?“. Wegen seiner großen Popularität und weil er seine Attacken gegen die Nazis gekonnt in Blödeleien und Wortspielen versteckte, wurde er auch weiter zu Sitzungen eingeladen. 1939 ereilte ihn aber dann ein „lebenslanges Redeverbot“. Nach dem Krieg kehrte Küpper auf die Bühnen des Karnevals zurück. Er selbst sah sich nie als Widerstandskämpfer, sondern als Karnevalist, der mit seiner rheinischen Mentalität an die Grenzen der Narrenfreiheit ging. In den 50er Jahren nahm er die Gefahr des Einflusses alter Eliten auf das jecke Treiben ins Visier und bekam von den Karnevalsoffiziellen „wegen seiner Entgleisungen“ ein faktisches Auftrittsverbot. Trotzdem bliebt Küpper bis 1960 als Redner aktiv und feierte seine Erfolge. Sein Grab befindet sich auf Melaten. Dort ziert das Emblem mit den drei K und dem Kölner Wappen, das für „KKK Kleinkunstbühne Karl Küpper Köln“ steht, seine letzte Ruhestätte

 

Hennes Weisweiler: Dieser Mann ist eine echte Fußballlegende der Nachkriegszeit. Hennes Weisweiler wurde 1919 im zu Erftstadt gehörenden Lechenich geboren und starb 1983 in der Schweiz. Von 1947 bis 1952 war er Spieler beim FC, wo er ab 1948 als Spielertrainer aktiv war. Beim Kölner Kultklub stand er auch zwischen 1955 und 1958 sowie von 1976 bis 1980 als Coach an der Linie. Eine weitere kölsche Trainerstation gab es von 1958 bis 1964 bei Viktoria Köln. Außerdem trainierte er von 1964 bis 1975 Borussia Mönchengladbach und von 1975 bis 1976 den FC Barcelona. Er galt in den 70er Jahren als einer der besten Vereinstrainer weltweit. Beim FC ist der Geißbock Hennes als Maskottchen nach ihm benannt. 1978 feierte Weisweiler mit dem Double den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte des FC. Von 1954 bis 1955 war er bei der Nationalmannschaft als Assistenztrainer an der Seite von Sepp Herberger aktiv. Ein Fokus seiner Arbeit lag bei der Trainerausbildung, für die er auch als Dozent an der Kölner Spoho arbeitete. Seinen Namen trägt bis heute die „Hennes-Weisweiler-Akademie“, die ihren Standort 2011 von Köln nach Hennef wechselte.