Bühne Wenn Roboter die Macht in der Welt übernehmen

Köln · Karel Capeks Drama „Rossum's Universal Robots“ gilt als die Blaupause für das Genre Science Fiction im 20. Jahrhundert und reflektiert auch heute noch aktuelle Themen wie ökonomische und ökologische Katastrophen und menschliche Hybris.

In der Roboteroper „R.U.R.“ gibt es Wesen zwischen dem Menschen und der Maschine.

Foto: gamut inc

101 Jahre nach seiner Uraufführung bringt das Berliner Duo „gamut inc“ nun die aktualisierte Fassung „R.U.R.“ zurück auf die Bühne und ist damit am 5. und 6. Februar zu Gast im Kölner Comedia-Theater. „Wir haben uns der elektro-akustischen Musik verschrieben und machen innovatives Musiktheater. Das wegweisende Stück, bei dem es um den Übergang vom Mensch zur Maschine geht, haben wir schon lange im Blick. Die Beziehung von Mensch zum Roboter und zu Maschinen bringt viele Widersprüche mit sich. Sie fasziniert den Menschen, er fürchtet sich aber auch davor. Man hofft, dass der Roboter Arbeit abnimmt, gleichzeitig will man aber auch nicht, dass einem die Arbeit weggenommen wird“, erläutert die Computermusikerin Marion Wörle.

Die Berliner haben zusammen mit dem Autoren Frank Witzel im Libretto für die Roboteroper die Geschichte von Capeks Drama weiterentwickelt: „Bei uns geht es nicht mehr darum, dass Roboter die Macht übernehmen und die Menschen vernichten. Im Stück ist das schon passiert und wir begleiten den letzten Menschen einen Tag lang“, sagt der Komponist Maciej Siedziecki.

Hineinversetzt in eine groteske Welt bewegen sich in „R.U.R.“ Zwischenwesen aus Menschen und Objekten durch optische Täuschungen hindurch. Auf der Bühne werden diese von der Sopranistin Gina May Walter, dem Countertenor Georg A. Bochow, dem Tänzer und Choreografen Ruben Reniers und dem Performer Patric Scott dargestellt.

„Das Bühnenbild gleicht einer Maschine mit vielen Rädern, die einen technischen Rechenvorgang sichtbar machen. Die Roboter singen, der letzte Mensch spricht. Der Tänzer geht noch einen Schritt weiter, er hat als Roboter kein Gesicht mehr und verständigt sich nur noch über Bewegungen und die Gestik. Auf der Bühnen werden die Grenzen zwischen den Geschlechtern aufgehoben. Das Herzstück ist der Rias Kammerchor. Er tritt in den Dialog mit den Sängern und übernimmt das Kommentieren und Erzählen im Stück“, berichtet Wörle, die mit Videoprojektionen von Anne Luft arbeitet, die an die Orson Well'sche Film-Noir-Asthetik erinnern. Das Duo selbst liefert live das elektro-akustische Klangrepertoire und die Lichtchoreografie.

Die Themen, die vor mehr als 100 Jahren im Drama thematisiert wurden, sind für die Künstler auch heute noch aktuell: „Wir Menschen sind da noch nicht viel weitergekommen. Wir halten uns auch weiter für die Krone der Schöpfung, die sich damit schwertut, etwas Gleichwertiges wie technische Wesen neben sich zu akzeptieren. Nur ein kleiner Teil kann eine Beziehung und ein Verständnis zu solchen technischen Entwicklungen aufbauen. Das sieht man auch bei aktuellen Themen wie der 'Künstlichen Intelligenz, die für die große Mehrheit verborgen, meist im Hintergrund abläuft. Auch hier gibt es Menschen, die sich davor fürchten, und andere, die diese Technik als Erlösung betrachten“, sagt Siedziecki.

Das Berliner Ensemble selbst wurde 2011 gegründet und bewegt sich auf einem speziellen Terrain des Musiktheaters. Es verbindet in seinen Produktionen digitale Welten mit analogen und bringt eine Mischung aus Hörspiel, Musik, visueller Kunst, Video und Theater auf die Bühne. „Wir haben uns auch immer mit der Symbiose von akustischer und elektronische Musik sowie mit automatisierten Instrumenten auseinandergesetzt, die wir vom Computer aus steuern. Das gilt auch für Kirchenorgeln, die sich ebenfalls über den PC steuern lassen. Hier haben wir viele Kirchen wie beispielsweise St. Peter in Köln für uns entdeckt. In Berlin haben wir mit „Aggregate“ unser eigenes Festival“, sagt Wörle, die mit ihrem Duo erstmals im Kölner Comedia-Theater zu Gast ist.

 

Service: „R.U.R.“: Termine: Samstag, 5. Februar, 20 Uhr, Sonntag, 6. Februar, 19 Uhr; Ort: Comedia-Theater, Vondelstraße 4-8t; Eintritt: 14,95 Euro.