Hausmeister Krause ist längst zum Kult geworden. Wie ist die Figur entstanden?
Interview „Ein schrecklicher Geselle, aber trotzdem überaus menschlich“
Köln · Eine schrecklich nette Familie eroberte 1999 auf Anhieb das deutsche Fernsehen – bis heute sind Schlachtrufe wie „Alles für den Dackel, alles für den Club“ unvergessen. Die Rede ist von Hausmeister Krause, der mit Ehefrau Lisbeth, Tochter Carmen, Sohn Tommie und Dackel Bodo in der gleichnamigen Comedyserie von 1999 und 2010 in acht Staffeln zu sehen war.
Jetzt kehrt der umtriebige Hausmeister zurück ins Rampenlicht.
Noch bis zum 6. November ist das neue Stück „Hausmeister Krause: Du lebst nur zweimal“ von Tom Gerhardt und Co-Autor Franz Krause im Theater am Dom in den Opern Passagen zu sehen. Dabei steht Gerhardt nicht nur als Dieter Krause auf der Bühne, sondern führt auch die Regie. Wir haben mit dem Kölner Comedian über sein Theaterprojekt gesprochen.
Tom Gerhardt: Während meines Studiums habe ich für eine Lokalredaktion in Leverkusen gearbeitet. Damals war ich viel als Reporter in den Stadtteilen unterwegs und habe Taubenzüchtervereine genauso kennengelernt wie Trompetenkorps und Dackelclubs. Da gab es viele Menschen, die mich zum Hausmeister Krause inspiriert haben. Im Hobbyraum meiner Eltern wurde dann an der Figur gebastelt, die plastischer dargestellt werden sollte als die Originale. Eigentlich ging es nur um die peinliche Figur eines Festredners, der sich ständig verquatscht. Im Studentenkabarett wurde dann daraus der Hausmeister, das Feinbild aller Studis. Am Anfang stand nur der Vorname Dieter fest. Durch meinen langjährigen Co-Autor Franz Krause kam dann der Nachname dazu. Mit ihm habe ich auch das aktuelle Stück geschrieben.
Und jetzt kommt der Hausmeister aus der TV-Serie auf die Theaterbühne.
Gerhardt: Schon bei meinen Comedyprogrammen hat er eine Rolle gespielt. Jetzt geht es aber darum, den Hausmeister Krause mit all seinen beliebten Figuren und Themen abendfüllend in einem eigenen Stück zu zeigen. Die Familie mit der Frau und den Kindern ist genauso dabei wie Krauses Chef, der Hausverwalter, der unter seinem Hausmeister ziemlich leidet. Auch Dackel Bodo wird es gewisse Rolle spielen. Vom Dackelclub kommen der Präsident in seiner ganzen Strenge und Dieters Kumpel Herbert, der es schafft als schlichtes Gemüt, intelligenzmäßig noch unter Krauses Niveau zu kommen. Dafür wird er von Dieter gnadenlos ausgenutzt.
Gab es die Idee, für das Stück auch die Kollegen aus der Serie auf die Bühne zu holen?
Gerhardt: Nein, es gibt neue Gesichter, die ihre Rollen sehr authentisch spielen und die beim Publikum super ankommen. Die alten Kollegen wie Janine Kunze oder Axel Stein sind zu ausgebucht, um jeden Abend auf der Bühne zu stehen.
Wo war das Stück bislang zu sehen?
Gerhardt: Premiere hat es in Essen gefeiert, der Stadt meiner Mutter. Danach waren wir in Bonn, Dresden und Wolfsburg. Viele Fans sind im Krause-Kostüm zur Vorstellung gekommen und hatten sogar Stoffdackel dabei. Die Figuren der Krause-Familie sind inzwischen wie die Addams Family zum Kult geworden und erinnern eher an Figuren aus einem Trickfilm. In Dresden sind Leute sogar von der Ostseeküste gekommen, um ihren Hausmeister wiederzusehen.
Was macht diese Figur so beliebt?
Gerhardt: Eigentlich ist der Krause ein schrecklicher Geselle, aber trotzdem ist er überaus menschlich. Der arme Kerl kann einfach nicht anders. Wie bei Donald Duck weiß man, dass seine Aktionen und Pläne alle scheitern werden. Seine große Liebe zum Tier macht seine Übeltaten aber wieder wett. Im Stück greifen wir beliebte Themen wie Intrigen im Dackelclub, die Qual des Chefs oder die Familienauseinandersetzungen wieder auf und machen daraus eine neue Geschichte.
Um die Ehe von Krause steht es dabei nicht allzu gut.
Gerhardt: Diese war auch in der Serie immer wieder mal bedroht. Krause geht ganz in seiner Tierliebe und im Clubwesen auf. Dabei vernachlässigt er seine Familie. Selbst wenn das Geld nicht mehr für die Butter auf dem Brot reicht, für Dackel Bodo gibt es immer noch Wildschweingeschnetzeltes.
Haben Sie selbst auch Hunde zu Hause?
Gerhardt: Wir haben immer Hunde zu Hause gehabt. Aber als ich dann so viel auf Tour unterwegs war, habe ich es beim Hund meiner Mutter belassen. In der Serie, die elf Jahre gelaufen ist, hatten wir übrigens drei Dackel.
Wie kam die Idee zum Stück?
Gerhardt: Die Leute haben damals die Serie mit viel Inbrunst geguckt. Dann kam eine sehr lange Pause ohne Krause. Jetzt sind die Menschen wieder sehr interessiert, ihren alten Bekannten auf der Bühne wiederzusehen. Alleine in diesem Jahr gibt es 180 Aufführungen, 70 davon in Köln im Theater am Dom. Für mich ist die Bühne die Mutter aller Dinge. Da bekommt man einen echten Adrenalin-Schub, wenn man das Publikum live vor sich hat.
Wie unterscheidet sich die Arbeit im Fernsehstudio von der Bühne?
Gerhardt: Im Fernsehstudio ist man sehr konzentriert, weil man sich auch mit den technischen Dingen wie dem Ton und dem Licht oder der Perspektive der Kamera beschäftigen muss. Im Theater kann man sich ins Stück hinein spielen. Ursprünglich wollten wir etwas ganz Neues aus dem Hausmeister Krause machen und haben lange daran getüftelt. Dann war ich an einem Kiosk und die Besitzerin hat mich direkt als Hausmeister wiedererkannt. Sie hat davon erzählt, dass sie damals bei der Serie viel gelacht hat und dass sie den Krause vermisst. Da war klar, dass man ihn einfach mit seiner Familie auf die Theaterbühne bringen muss.
Wie ist es, zu Hause in Köln zu spielen?
Gerhardt: Das ist sehr entspannt für mich. Wenn man in einer anderen Stadt weit weg von Köln spielt, vermisst man seine Familie. Andererseits kann man sich auch ganz auf das Stück fokussieren.
Bekommt Ihre Familie auch den Hausmeister Krause ab und zu live zu spüren?
Gerhardt: Ja, aber nur früh morgens. Ich bin ein Nachtmensch und kann früh am Tag schon mal in etwas unwirsche Krause-Attitüden verfallen. Da bin ich dann noch nicht ganz im Leben angekommen.