Luftfahrt Große Aufgaben für den Flughafen
Köln. · Nach dem laufenden Rekordjahr erwartet Köln/Bonn 2019 einen Rückgang bei den Passagieren um eine Million.
Für das laufende Jahr erwartet der Flughafen Köln/Bonn Rekordwerte mit 13 Millionen Fluggästen und 870.000 Tonnen Fracht. Für die ersten drei Quartale gab es bei den Passagieren ein Plus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr und bei der Fracht ein Plus von derzeit vier Prozent – wobei hier die umsatzstärksten Monate erst noch kommen.
Die größten Verluste gab es am Kölner Flughafen bei den Passagieren durch das Aus von Air Berlin sowie Nikki sowie das Ende der Langstrecke bei Eurowings. Zuwächse, welche die Verluste kompensieren konnten, ergaben sich unter anderem bei den Kontinentalflügen von Eurowings und durch Ryanair. Zum kommenden Winterfahrplan wachsen die Reiseziele von Köln/Bonn um zehn auf 89, die von insgesamt 22 Airlines angeflogen werden.
Höhere Personalkosten durch
die neuen Tarifabschlüsse
Nicht so erfreulich ist das prognostizierte Jahresergebnis von einer Million Euro bei einem Umsatz vom vorausgesagten rund 331 Millionen Euro. Im Vorjahr konnte man noch ein Ergebnis von 3,8 Millionen Euro erzielen. Als Gründe gibt der Flughafen höhere Personalaufwendungen durch die neuen Tarifabschlüsse und höhere Materialkosten zum Beispiel durch die Instandsetzung der großen Landebahn an. Den Umsatz konnte man durch das Verkehrswachstum um sechs Millionen Euro steigern.
Dabei stieg die Zahl der Arbeitsplätze auf insgesamt 14.804 Jobs (plus sechs Prozent) an. Die größten Arbeitgeber am Airport sind UPS, die Lufthansa-Gruppe und der Flughafen mit seinen 1856 Mitarbeitern. Dabei arbeiten 55 Prozent der Mitarbeiter in der Passage und 45 Prozent im Frachtbereich. Auch beim sogenannten Non-Aviation-Bereich, zu dem der Einzelhandel genauso gehört wie die Restaurants oder die Parkhäuser, gab es erfreuliche Entwicklungen. So entstanden vier neue Läden im Bereich des Flughafens.
Schankenanlage an der
Vorfahrt ist fast fertiggestellt
Veränderungen wird es beim Parken und Vorfahren am Flughafen geben. So sind die neuen Schrankenanlagen fast fertiggestellt. Dabei haben Autofahrer, die Passagiere zum Airport bringen zehn Minuten freie Durchfahrtszeit. Ab 15 Minuten werden fünf, ab 30 Minuten zwölf und nach 60 Minuten 24 Euro fällig. Damit will man das Chaos bei den Vorfahrten vermeiden. Kostensteigerungen gibt es bei den Tages- und Wochentarifen. So steigt beispielsweise der Wochentarif im Parkhaus P2 von 79 auf 89 Euro. Neu soll die Zufahrt zu diesem Parkhaus geregelt werden. Außerdem werden Fernbusse raus aus der Vorfahrt am Flughafen genommen.
Im kommenden Jahr steht der Kölner Flughafen vor großen Herausforderungen: Unter anderem durch den kompletten Verlust der Langstrecke von Eurowings und der Verminderung von Flügen bei Ryanair werden unter dem Strich eine Million weniger Fluggäste erwartet, das sind acht Prozent der gesamten Passagierzahlen. Dazu kommt, dass mittelfristig große und wichtige Investitionen anstehen, für die mehr als 600 Millionen Euro veranschlagt werden. Dazu gehört zum Beispiel die Sanierung des Vorfelds und notwendige bauliche Veränderungen, wenn der Paketdienst UPS, wie geplant, seine Räumlichkeiten erweitern will.
Das bedeutet, dass sich der Flughafen Köln/Bonn neu aufstellen muss, um auch künftig erfolgreich und wettbewerbsfähig bleiben zu können. Auch wenn es die weltweit verstärkte Nachfrage bei den Passagierflügen gibt, wird sich diese im kommenden Jahr wohl nicht in Köln/Bonn niederschlagen. Gerade im Segment der Billigflieger wird der Konkurrenzdruck weiter steigen. Bei der Fracht sind die Prognosen positiver.
Zu den Chancen für den Flughafen zählt der Non-Aviation-Bereich wie zum Beispiel durch die geplante neue Airport-City, zu der auch ein neues Hotel zählen wird. Auch die Digitalisierung bietet beim Personal Einsparmöglichkeiten und für die Passagiere mehr Komfort sowie eine schnellere Abfertigung. Dazu zählen automatisierte Gepäckaufgaben, das Self-Boarding per Gesichtserkennung oder die Easy-Security-Kontrolle, die bereits installiert ist.
Laut Flughafenchef Johan Vanneste müssen alle Ausgaben auf den Prüfstand gestellt werden. Dazu zählt auch die Überlegung, ob es sinnvoll ist, bestimmte Aufgaben an Tochterfirmen oder externe Dienstleister auszugliedern, wie das bereits bei anderen deutschen und europäischen Airports zum Großteil der Fall ist. Bei den Bodenverkehrsdienstleistungen, zu den alle Aktionen auf dem Vorfeld wie das Bereitstellen der Treppen, das Beladen der Flugzeuge mit Gepäck oder das Enteisen der Maschinen zählt, will man in Absprache mit dem Aufsichtsrat diese weiter anbieten, auch wenn Tochtergesellschaft hier nicht komplett ausgeschlossen werden.
Eine Senkung der Gesamtkosten ist laut Vanneste unumgänglich. Dazu gehört auch eine Verschlankung der Führungsstruktur des Flughafens. Nur wenn alle Ausgaben auf den Prüfstand kommen, könne der Erlös nachhaltig gesteigert werden. Innerhalb der Geschäftsführung wird es eine neue Zuweisung der Geschäftsfelder geben.