Geschichte Jubiläum: 1000 Jahre Abtei Brauweiler

Köln/Pulheim · Die mächtige Abtei bestimmt den Pulheimer Stadtteil Brauweiler direkt vor den Toren Kölns und blickt auf eine wechselhafte, 1000-jährige Geschichte zurück. Die Benediktinerabtei wurde im Jahr 1024 durch das lothringische Pfalzgrafenpaar Ezzo und Mathilde gegründet.

Der Eingang zur Abteikirche St. Nikolaus im vorweihnachtlichen Glanz.

Foto: step/Eppinger

1802 wurde das Kloster durch Napoleon aufgelöst. Im kommenden Jahr wird in Brauweiler das Jubiläum groß gefeiert.

Besonders eindrucksvoll sind der prächtige barocke Prälaturhof, der Wirtschaftshof und der Marienhof mit dem Kreuzgang, der gerade saniert wird. Bereits fertiggestellt ist die Sanierung der Fassade. Zu sehen gibt es drinnen den prunkvollen Kaisersaal, den Äbtesaal, das Winterrefektorium und den Kapitelsaal, der einzige noch erhaltene Raum aus dem 12. Jahrhundert mit schönen Deckengemälden.

Eine besondere Legende gibt es in der Abtei um den Maulbeerbaum - vor Ort kann ein 700 Jahre altes Exemplar besucht werden. Zu den Highlights in Brauweiler zählt die Abteikirche St. Nikolaus mit ihrer reichen Ausstattung, die zwischen 1136 und 1225 erbaut wurde, und die somit älter ist als der Kölner Dom.

In der NS-Zeit war die Abtei
ein Gefängnis der Gestapo

Den dunklen Teil der Abteigeschichte markiert die Arbeitsanstalt in Brauweiler. Zunächst wurden die Räume ab 1811 als Bettleranstalt und ab 1815 von der preußischen Regierung als Arbeitsanstalt genutzt. Ab 1920 wurden das „Bewahrungshaus“ und das „Zellengebäude“ an die Kölner Justizverwaltung vermietet. Ab 1933 dienten diese Gebäude ein Jahr lang als Konzentrationslager und im Anschluss bis 1945 als Gestapo-Gefängnis, wo auch der spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer und seine Frau inhaftiert wurden.

An diese Verbrechen erinnert seit 2008 im Keller des „Frauenhauses“ eine Gedenkstätte, die allerdings derzeit wegen Umbaumaßnahmen nicht zugänglich ist. Seit dem Ende der 70er Jahre nutzt der Kölner Landschaftsverband Rheinland (LVR) den großen Gebäudekomplex als Kultur- und Dienstleistungszentrum. Davor wurde die Abtei unter anderem ab 1945 als Camp für „Displaced Persons“, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, sowie als Psychiatrische Klinik des LVR (1969-1978) genutzt.

Am 6. Juni 2024 wird die Gedenkstätte, die vor allem vertiefende Einblicke in die NS-Zeit gibt, mit ihrer neu konzipierten Dauerausstellung wiedereröffnet. Diese wurde sowohl inhaltlich als auch räumlich erweitert - so hat sich die Ausstellungsfläche verdoppelt. Am 28. Juni öffnet in der Abtei zudem eine neue Dauerausstellung, welche deren 1000-jährige Geschichte von der Klosterzeit bis zur Nutzung als Arbeitsanstalt und psychiatrische Klinik beleuchtet. Neu angelegt wird nach historischen Vorbildern auch der Klostergarten im Abteipark, der zum internationalen Museumstag am 19. Mai eröffnet wird. Er vermittelt Wissen über Kräuter und andere Pflanzen.

In Brauweiler aufgewachsen ist der frühere NRW-Ministerpräsident Prof. Jürgen Rüttgers, der Vorsitzende des Freundeskreises Abtei Brauweiler: „Ich kann mich an Zeiten erinnern, in denen keiner auf das Gelände der Abtei durfte. Ich hatte aber manchmal die Gelegenheit dazu, wenn mein Vater als Elektromeister dort zu tun hatte“, sagt der CDU-Politiker.

Zusammen mit der katholischen und der evangelischen Gemeinde in Brauweiler, dem LVR sowie Vereinen und Schulen hat der Freundeskreis für ein umfangreiches Programm im Jubiläumsjahr gesorgt. Insgesamt wird es 2024 mehr als 150 Veranstaltungen und 180 öffentliche Führungen geben. Darunter sind zehn Ausstellungen, 20 Konzerte und 14 Vorträge und Diskussionsrunden.

Zu den Highlights zählt der Festakt mit einem anschließenden Bürgerfest zum Gründungstag am 14. April. Zum kulturellen Programm gehören die Classic Nights, das Open-Air-Kino im Wirtschaftshof, ein Musical zur Abteigeschichte, Orgelkonzerte, ein Posaunentag sowie das Festival Musica Sacra Nova.

Die katholische Gemeinde veranstaltet im Juli einen Pilgertag. Dazu kommen zwei Festwochen mit einer Benediktinerwoche, einem Pfarrfest, einer Aktion für die Jugend mit den Messdienern sowie zum Abschluss ein festliches Pontifikalamt in der Abteikirche St. Nikolaus, die zum Jubiläumsjahr mit einem neuen Beleuchtungskonzept und einer neuen Beschallungsanlage ausgestattet worden ist.

Zum großen Jubiläum gibt es zudem aktuell im Shop in Brauweiler einen Abteikalender. Dazu kommen 2024 eine Sonderprägung einer Medaille sowie eine Reihe von Publikationen inklusive einer Festschrift und eines Magazins.