Serie Kleine Stadt mit einer großen Abtei
Köln · Es gibt Städte, die von ihrem Wahrzeichen geprägt werden. Das gilt zum Beispiel für Köln mit dem Dom und seinen beiden Turmspitzen. Sie prägen die Silhouette der Stadt und dienen Fremden auch schon mal als wichtiger Orientierungspunkt in den Straßen der City.
Über ein wuchtiges Wahrzeichen verfügt auch die kleine Stadt Siegburg mit ihren rund 42.000 Einwohnern.
Sie liegt zu Füßen des Michaelsbergs mit seiner von Weitem sichtbaren Abtei St. Michael. Jeder, der mit dem Zug von Köln auf der schnellen ICE-Strecke zum Frankfurter Flughafen reist, kommt an ihr vorbei. Der Michaelsberg ragt mit seiner markanten Kuppe rund 45 Meter aus dem ansonsten flachen Stadtbild hervor. Er ist die letzte Erhebung des Bergischen Landes vor dem Übergang in die Rheinische Tiefebene.
Die Abtei St. Michael
wurde im Jahr 1064 gegründet
Auf dem früheren Vulkankegel thront die Abtei. Diese wurde 1064 vom Kölner Erzbischof für die Benediktiner-Mönche gegründet. Der Abt des Klosters war auch der Herrscher über die Siedlung am Fuß des Michaelsberges. 1069 erhielt Siegburg schon von König Heinrich IV. die Markt-, Zoll- und Münzrechte. 1182 kam das Stadtrecht hinzu.
Die Abtei wurde erst bei der Säkularisation im Jahr 1803 aufgelöst. Doch die Benediktiner kehrten nach einer kurzen Zwischennutzung der Gebäude als „Rheinische Irrenheilanstalt“ ab 1914 an den markanten Platz zurück und waren bis in die 2000er Jahre auf dem Berg präsent. Grund für die Aufgabe der Abtei im Jahr 2011 war die unzureichende finanzielle und personelle Situation des Klosters. 2017 zog das Katholisch-Soziale Institut der Erzdiözese Köln von Bad Honnef auf den Michaelsberg. Die Bezeichnung Abtei ist aber bis zum heutigen Tag gebräuchlich.
Das eindrucksvolle Gebäudeensemble ist vom Siegburger Bahnhof bzw. der Innenstadt zu Fuß binnen von etwa 10 bis 15 Minuten gut erreichbar. Und der Spaziergang über die grünen Hänge des Berges mit dem alten Baumbestand und einem schönen Spielplatz lohnt sich. Die heutige Abtei ist eine Barockanlage aus dem 17./18. Jahrhundert. In der schönen Abteikirche befindet sich das Grab Annos II. und der Annoschrein aus dem Jahre 1183.
Der Ausblick von der Abtei ist wunderschön und für eine Stärkung nach dem Aufstieg sorgt das kleine Café „Anno 17“ (montags geschlossen) mit einer gemütlichen Außenterrasse. Von dort gelangt man über die Vorburg zum Innenhof der Abtei und zur Abteikirche. Zu sehen gibt es rund um die Abtei auch die früheren Wirtschaftshöfe und das Johannestürmchen, das ebenfalls einen schönen Ausblick auf das Umland ermöglicht.
Die Geschichte Siegburgs reicht übrigens deutlich weiter zurück als ins Mittelalter. Die ersten Spuren stammen aus der Jungsteinzeit. Gefunden wurden Beile, Klingen und Schaber aus Stein. Die ältesten Siedlungen auf dem Gebiet der Stadt wurden auf die Zeit zwischen 1000 und 500 v. Chr. datiert. Seit 1000 n. Chr. gilt Siegburg als Töpferstadt. Davon zeugt heute zum Beispiel noch die „Siegburger Töpferei“ mit ihrem schönen Gebäude unweit der Pfarrkirche St. Servatius sowie ein alljährlicher Keramikmarkt.
Das sehenswerte Gotteshaus wurde bereits vor der Abteigründung errichtet und im 12./13. Jahrhundert zu einer zweischiffigen Emporenbasilika erweitert. Sie beherbergt eine Schatzkammer mit dem spätromanischen Siegburger Kirchenschatz. Bekannt ist die Kirche auch durch ihre große Orgel der Orgelmanufaktur Klais und den dort stattfindenden internationalen Siegburger Orgelzyklus.
Die Innenstadt selbst ist durchaus einen Besuch wert. Gemütlich geht es dort zu. Viel Natur, kleine Geschäfte, ein kleiner Markt und schöne Café- und Restaurantterrassen laden Einheimische und Gäste zum Verweilen ein. Weitere Sehenswürdigkeiten in Siegburg sind das „Haus zum Winter“, das frühere Pfarrhaus der Servatiuskirche, der Hexenturm als Teil der ehemaligen Stadtmauer und das markante königlich-preußische Zeughaus.