Geschichte Kartoffelkrieg, kölsche Tön und Katastrophen

Köln · Neben der Sparkasse zu Köln von 1826 gab es auf dem heutigen Stadtgebiet zwei weitere Banken: die Kreissparkasse Mülheim (1856) und die Spar- und Darlehenskasse des Landkreises Köln (1869). Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und der folgenden Wirtschaftskrise wurde eine Vereinigung der letzteren beiden Kreditinstitute zum Thema und konnte am 8. März 1923 realisiert werden.

Seit dem Jahr 1935 hat die Kreissparkasse Köln ihre Unternehmenszentrale am Neumarkt.

Foto: step/Eppinger

Der Zweckverband entstand und markierte die Geburtsstunde der Kreissparkasse Köln.

Vier Landkreise gehören
heute zum Einzugsgebiet

Durch die Zweckverbandssparkasse hatte das Kölner Umland ein Gravitationszentrum erhalten, dessen Einfluss sich immer weiter ausdehnte. Ab den 1930er Jahren bestand der Zweckverband vier Jahrzehnte lang aus den Landkreisen Köln, Rhein-Berg und Bergheim. Das heutige Einzugsgebiet mit dem Rhein-Erft-Kreis, dem Rhein-Sieg-Kreis, dem Rheinisch-Bergischen und dem Oberbergischen Kreis gibt es seit den 70er Jahren.

Seit den 90er Jahren schlossen sich kleinere Sparkassen dem Verband an: 1996 die Stadtsparkasse Burscheid, 2002 Leichlingen, 2003 Siegburg, 2006 Hennef und 2019 Bad Honnef. Die Zahl der Beschäftigten wuchs auf fast 4100 Mitarbeiter an, die Bilanzsumme stieg auf 21 Milliarden Euro. Die Zentrale der Kreissparkasse blieb weiter am Kölner Neumarkt, wo diese im Jahr 1935 eröffnet worden war.

Zum großen Jubiläum blickt der Historiker Helmut Gabel auf die Region, die zum Zweckverband gehört. Erzählt werden Meilensteine der Geschichte der Sparkasse genauso wie markante Ereignisse, Menschen und Entwicklungen. Dazu gehört die Zeit, als die Kundenhalle der Kreissparkasse nach dem Zweiten Weltkrieg zum “Kleinen Gürzenich” und damit zum Ausweichquartier für die Kölner Karnevalisten wurde. Nach amerikanischen Vorbild wurde 1958 der erste Autoschalter für die Kunden eröffnet und seit 1985 gibt es über den Dächern der Stadt, das Kollwitz-Museum als eigene Abteilung der Kreissparkasse.

Markante kölsche Begebenheiten waren beispielsweise der Weg der Petersglocke 1924 in den Kölner Dom, die Grundsteinlegung für das Ford-Werk in Niehl 1930, der „1000-Bomber“-Angriff 1942 auf Köln, die Fernsehpremiere des Millowitsch-Theaters 1953, der erste Langstreckenflug am Köln/Bonner Flughafen 1961, der erste Meistertitel des FC 1962, die Unterzeichnung der Kölsch-Konvention 1986, die Eröffnung des Elefantenparks im Zoo 2004 oder der Weltjugendtag in Köln 2005.

Auch aus der Region gab es in den vergangenen 100 Jahren viel zu berichten: Dazu gehörte der „Overather Kartoffelkrieg“ 1923, die Eröffnung des Altenberger Märchenwaldes 1931 und der Auftakt der Brühler Schlosskonzerte 1958 genauso wie der schwere Unfall der Drachenfelsbahn im gleichen Jahr, die Teilnahme von Radevormwald beim „Spiel ohne Grenzen“ 1970, der Beginn des Abbaus im Tagebau Hambach 1978, die Fertigstellung der Großen Dhünntalsperre 1985, der erste WM-Titel von Michael Schumacher 1994, die Eröffnung des Max-Ernst-Museums in Brühl 2005 und die Flutkatastrophe in Erftstadt 2021.

Der Blick fällt auch auf das rheinische Liedgut. So wird „Der treue Husar“ 1924 zum Karnevalslied und seit 1949 ist das Stück „Wer soll das bezahlen“ ein Dauerbrenner auf den jecken Bühnen. Schon 1936 entsteht Willi Ostermanns populärstes Lied „Heimweh nach Köln“, auch bekannt unter dem Titel „Ich mööch zo Fooß noh Kölle jonn“. 1951 gelingt dem Kölner Volkssänger Willy Schneider der Durchbruch, der sein Publikum mit Titeln wie „Man müsste nochmal zwanzig sein“ begeistert. Zu einer nachhaltigen Revolution im kölschen Karneval führt 1970 die Gründung der Bläck Fööss, denen bis heute unzählige junge Bands nachgefolgt sind.

Helmut Gabel: Stadt, Land, Fluss - Geschichten aus dem Rheinland, Greven-Verlag, 194 Seiten, 38 Euro.