Nach Gewalttaten Kölner Bandidos lösen sich auf „um Ruhe reinzukriegen“

Köln · In den vergangenen Wochen wurde in Köln scharf geschossen. Die alte Rivalität zwischen Bandidos und Hells Angels war offen ausgetragen worden. Nun überraschen die Bandidos mit einer Botschaft.

Mitglieder des Motorradclubs "Bandidos".

Foto: dpa/Marius Becker

Die Kölner Ortsgruppe der berüchtigten Bandidos hat sich den Rockern zufolge aufgelöst, um die Konflikte in der Domstadt zu beenden. „Das ist eine Entscheidung der Leute vor Ort. Die Hoffnung ist, da ein bisschen Ruhe reinzukriegen“, sagte Bandidos-Sprecher „Micha“ am Montag, der für die rund 60 deutschen Chapter der berüchtigten Rockergruppe spricht.

„Wir verurteilen die Gewalttaten, die da passiert sind. Sie sind nicht im Interesse der Bandidos“, sagte der Sprecher. Die Kölner Bandidos-Rocker könnten sich nun einem anderen Chapter anschließen oder austreten, sagte der Bandidos-Sprecher. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet.

Die Kölner Polizei bestätigte am Montag, dass höherrangige Rocker bei der Polizei angerufen und die Auflösung bekanntgegeben hätten. „Das ändert aber nichts daran, dass wir die Szene im Fokus haben und den Kontrolldruck hoch halten“, sagte eine Polizeisprecherin.

Razzien am Wochenende

Am Samstagabend habe man die Rockerszene in Köln erneut ins Visier genommen, berichtete die Polizei am Montag. Zivilfahnder hätten bei der Kontrolle eines Wettbüros eine scharfe Schusswaffe sichergestellt und einen 27-Jährigen mit Rockerhintergrund vorläufig festgenommen.

Die Pistole stamme nach ersten Ermittlungen aus einem Wohnungseinbruch in Gelsenkirchen im Dezember 2004. Die Kriminalpolizei prüft nun, ob mit der Waffe bei den jüngsten Auseinandersetzungen geschossen wurde. Die Polizei setze in Köln derzeit täglich bis zu 70 Beamte gegen die Rockerkriminalität ein.

In den vergangenen Wochen war es in der Domstadt zu Gewalttaten gekommen, die laut Polizei auf eine Eskalation zwischen Hells Angels und Bandidos zurückgehen. Mehrfach flogen Kugeln und es wurde scharf geschossen.

„Als wären wir hier im Wilden Westen wird hier rumgeballert“, hatte Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob kritisiert und einen harten Kurs gegen die Szene angekündigt.

Die Bandidos dominieren in Nordrhein-Westfalen das Ruhrgebiet, in den Rheinmetropolen haben eher die Hells Angels das Sagen. Der Kölner Polizei zufolge hatten die Bandidos versucht, die aktuelle vermeintliche Schwäche der Höllenengel auszunutzen. Ungefähr jeweils 50 Leute hätten Bandidos und Hells Angels in Köln in Stellung gebracht. Dahinter steckten wirtschaftliche Interessen. Es gehe um die Türsteher-Szene, um Shisha-Bars und Drogenhandel.

„Wir werden es nicht dulden, dass es in Köln so weitergeht wie bisher. Wer hier in Köln den Rechtsstaat so herausfordert, der wird Antwort bekommen“, hatte Polizeipräsident Jacob angekündigt. Die Polizei hatte dann das Vereinshaus der Bandidos durchsucht.

Der Bandidos-Sprecher widersprach der Vermutung, mit der Auflösung lediglich einem Vereinsverbot zuvorkommen zu wollen, um so das Vereinsvermögen zu retten: „Unsere Chapter sind keine eingetragenen Vereine.“

(dpa)