Beruf Krise: Die Kurzarbeit hat in der Domstadt zahlreiche Jobs gesichert
Köln · Anfang 2021 befand sich Köln noch in einem harten Lockdown - unter anderem mit Ausgangsbeschränkungen, geschlossenen Einzelhandelsgeschäften, Gastronomie, Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Die andauernde Pandemie hat gerade die Kultur- und Touristenmetropole Köln stark getroffen.
Vieles konnte jedoch nach Angaben der Kölner Agentur für Arbeit durch das Instrument der Kurzarbeit aufgefangen werden. So konnten mehr als 70.000 Kölner allein im Januar und Februar durch Kurzarbeit von der drohenden Arbeitslosigkeit verschont werden.
Mit Beginn des Sommers wurden viele einschränkende Maßnahmen zurückgenommen. Die meisten Branchen, die besonders hart davon betroffen waren, wie der Handel, Gastgewerbe und Dienstleistungssektor konnten sich langsam erholen und die Kurzarbeit beenden. Andererseits bremsten aber Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten wie zum Beispiel Halbleiter die Produktion bei den Industriebetrieben und im Handwerk. Zu erwarten ist laut den Experten, dass diese Engpässe auch im laufenden Jahr anhalten werden.
Der Arbeitsmarkt hat sich besser entwickelt, als erwartet wurde
„Der Arbeitsmarkt steht zurzeit besser da, als von vielen Experten erwartet wurde. Die Wirtschaft hat sich über das Jahr hinweg erholt, die Kurzarbeit konnte schrittweise abgebaut werden. Sie wirkt aber auch im Hinblick auf die neuste Pandemieentwicklung weiterhin als Stabilisierung und schützt viele Menschen vor Arbeitslosigkeit. Ohne die Mittel zur Kurzarbeit hätten viele Unternehmen wirtschaftlich nicht überleben können und hätten die Angestellten entlassen müssen. Wir sind froh, dass die Sonderregelungen zum Kurzarbeitergeld bis März verlängert worden sind“, sagt Johannes Klapper, Chef der Agentur für Arbeit gestern bei der Bekanntgabe der Jahresbilanz zum Kölner Arbeitsmarkt.
Wenn die Beschäftigten während der Kurzarbeit an einer unter bestimmten Voraussetzungen geförderten beruflichen Weiterbildung teilnehmen, werden die Sozialversicherungsbeiträge nun für diese Beschäftigten voll übernommen. „Das ist ein zusätzlicher Anreiz, während der Kurzarbeit die Mitarbeiter zu qualifizieren. Die Unternehmen sollten sich vor Beginn der Qualifizierung mit uns in Verbindung setzen“, erklärt Klapper.
Zu den Zahlen der Jahresbilanz: Im Januar bis Dezember 2021 wurden in Köln 3231 neue Anzeigen auf Kurzarbeitergeld für 45.077 Angestellte gestellt. Im gleichen Zeitraum 2020 waren es noch 16.355 Betriebe mit 212.086 Angestellten. 547 Millionen Euro Kurzarbeitergeld wurden im vergangenen Jahr an die Betriebe ausgezahlt. Das sind knapp 2.155.000 Euro pro Arbeitstag.
Seit dem Höhepunkt von 59.855 Arbeitslosen im Januar sanken die Arbeitslosenzahlen kontinuierlich auf aktuell 51.934. Trotz der Krise behielt der Arbeitsmarkt seine Dynamik mit Entlassungen und Einstellungen. In der Jahressumme mussten sich 38.736 Kölner arbeitslos melden, das sind 6137 Arbeitslose weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig konnten 34.522 eine neue Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt annehmen, 3549 mehr als im Vorjahr. Nach dem Krisenjahr 2020 stieg damit die Beschäftigung im letzten Jahr wieder merklich an, auf 591.408 Beschäftigte am Arbeitsort Köln. Arbeitslose, Arbeitnehmer und Arbeitgeber nutzten die Krise auch für Weiterbildungen. Rund 25 Millionen Euro hat die Kölner Arbeitsagentur dafür im Vorjahr für 2300 Teilnehmer zur Verfügung gestellt.
„Wir haben viel dafür geworben, sich gerade in diesen unsicheren Zeiten durch Weiterbildungen die eigene berufliche Zukunft zu sichern. Viele haben unsere Beratungsangebote angenommen, aber es hätten gerne mehr sein können“, berichtet Klapper. Die Weiterbildung für Beschäftigter und für Arbeitslose werde in den nächsten Jahren weiter erheblich an Bedeutung gewinnen. Es sei das zentrale Thema für alle, die an ihre berufliche Zukunft denken, vor allem für die Betriebe, die sich durch Automatisierung und Digitalisierung auf dem Markt weiterentwickeln. Nicht zuletzt durch die demografische Entwicklung werden Fachkräfte immer knapper und sind am Arbeitsmarkt gut nachgefragt.
Der Ausblick für
das laufende Jahr
Die Nachfrage nach qualifizierten Beschäftigten steigt auch im Jahr 2022 weiter. Die heute schon bestehenden Fachkräfteengpässe werden sich verschärfen, zumal das Erwerbspersonenpotenzial aufgrund der demografischen Entwicklung sinken wird. „Digitalisierung, Automatisierungen, energiewirtschaftliche Veränderungen wie der Kohleausstieg und der demografische Wandel werden als Megatrends die Zukunft bestimmen. Die Corona-Krise hat einige Transformationsprozesse, zum Beispiel den Onlinehandel und die Arbeit im Homeoffice, bereits beschleunigt“, erklärt Klapper.
Viele Berufsbereiche werden sich umstellen müssen, einige Jobs werden verschwinden, andere neu entstehen oder sich weiterentwickeln. Der Trend zu höher qualifizierten Jobs geht weiter. „Ohne eine noch stärkere Förderung von Weiterbildung bei Beschäftigten und Arbeitslosen werden die Transformationsprozesse nicht zu bewältigen sein. Wir stellen uns mit immer neuen digitalen und individualisierten Beratungsangeboten und Förderungen von Weiterbildungen darauf ein.“
Auch die Kölner Arbeitsagentur hat im vergangenen Jahr die digitalen Angebote im eigenen Haus stark erweitert. Seit Jahresanfang können sich Kunden mit einem Personalausweis mit Online-Ausweisfunktion online arbeitslos melden, können sämtliche Anliegen bequem von zu Hause erledigen. Auch der Arbeitslosengeldantrag ist einfach vom heimischen PC auszufüllen, Hilfe gibt es mit dem Chatbot, dem digitalen Assistenten der Webseite. Auf Wunsch kann auch das Beratungsgespräch persönlich oder per Videokommunikation durchgeführt werden.