Kultur Leben und Arbeiten im Dom in den Zeiten von Corona

Köln · Auch am Dom ist das vergangene, von der Corona-Pandemie geprägte Jahr nicht spurlos vorübergegangen. So gab es einen massiven Besucherrückgang, der von der Dombauhütte als Chance für Reinigungs- und Konservierungsarbeiten genutzt wurde.

Mitarbeiter der Dombauhütte im vergangenen Jahr bei Arbeiten am Nordturm.

Foto: Hohe Domkirche Köln/Dombauhütte

So wurden während der Schließung des Turmaufstiegs im Frühjahr die Treppenstufen ausgebessert und der gesamte Bereich von Graffiti befreit. Gleichzeitig wurde mit der Reinigung der historischen Fußböden in den Chorkapellen und des Mosaikfußbodens im Domchor begonnen.

Die Restaurierungsarbeiten an der Nordwestecke des Nordturmes konnten abgeschlossen und zwei erneuerte Engelsfiguren in diesem Bereich wieder aufgestellt werden. Das Hängegerüst am Nordturm wird in den kommenden Monaten zurückgebaut und voraussichtlich im Sommer 2021 abgenommen. Weitere Arbeitsschwerpunkte waren, wie in den vergangenen Jahren, die Restaurierung des Michaelportals, der Südquerhausfassade und des Strebewerks am Südquerhaus sowie die Restaurierung der Chorobergadenfenster und die Teilrekonstruktion der Fenster des sogenannten Welterzyklus. Am Domchor wurde mit der Restaurierung der mittelalterlichen Trachytbereiche begonnen.

„2020 war ein ereignisreiches Jahr, das trotz aller Einschränkungen für die Dombauhütte mit einem hoffnungsfrohen Zeichen ausklang: mit der Anerkennung des Bauhüttenwesens als immateriellem Kulturerbe durch die Unesco. Besondere Herausforderungen werden für die Dombauhütte neben den zurzeit fortbestehenden Einschränkungen durch Covid-19 der Abbau des Hängegerüstes am Nordturm, die weiteren Planungen zur historischen Mitte und vor allem die laufenden großen Restaurierungsarbeiten sein“, sagt Dombaumeister Peter Füssenich.

Zum Domblatt gehören auch immer Texte, in denen sich Experten mit besonderen Aspekten des Doms befassen. So beschäftigt sich Bernd Wacker mit dem in den 60er Jahren geschaffenen Kinderfenster im Dom. In seiner Analyse entlarvt er das Bildprogramm des Fensters als zeittypisches Zeugnis „ostentativer Ahnungslosigkeit“ der frühen Nachkriegsgesellschaft, die kaum oder nicht willens gewesen sei, an die Verbrechen während der NS-Zeit zu erinnern und insbesondere das Schicksal der jüdischen Bevölkerung zu würdigen. In mehreren Darstellungen sowie in der Zusammenstellung der Szenen transportiert das Fenster deutlich erkennbare antijüdische bzw. antisemitische Klischees und Ressentiments.

 

Das Kölner Domblatt, Jahrbuch des Zentral-Dombau-Vereins, Verlag Kölner Dom, 344 Seiten, 29,90 Euro