Köln Neue Pläne für die Hahnentorburg
Ehrengarde möchte nach dem Abriss der Brücke einen Anbau an das mittelalterliche Stadttor realisieren.
Köln. Die Hahnentorburg am Rudolfplatz ist wohl das bedeutendste und das zentralste erhaltene mittelalterliche Stadttor in Köln. Ab dem kommenden Jahr stehen dort im Rahmen der Neugestaltung des Platzes gravierende Veränderungen an.
So wird die Brücke, die das Tor mit dem gegenüberliegenden Gebäude verbindet im Frühjahr abgerissen. Abgebrochen werden auch die Bauten rund um das Theater am Rudolfplatz. Dort will die Hamburger Immobiliengruppe Momeni einen 120 Millionen teuren Gebäudekomplex mit Büros und Geschäften errichten. Damit soll der Platz städtebaulich deutlich aufgewertet werden.
Bereits im April hat die Ehrengarde, die seit 1988 ihren Sitz in der Hahnentorburg hat, die angemietete Brücke geräumt und ihrem Besitzer übergeben. Während des Umbaus des Rudolfplatzes muss das Traditionskorps das Tor komplett räumen. Dieses wird aktuell unter anderem für Vorstandssitzungen genutzt und beinhaltet das Museum das Archiv und die Kleiderkammer der Ehrengarde. Für die Zeit des Umbaus muss diese Räume als Übergangslösung finden und einrichten.
Schon seit der Schließung der Brücke kann diese nicht mehr als Treffpunkt für die Ehrengarde genutzt werden. „Die Nutzung war sehr intensiv. Wir haben uns dort außerhalb der Session einmal im Monat zum geselligen Korpsappell getroffen. Die in den 60er Jahren errichtete Brücke war Trainingsraum für das eigene Korps, für die Tanzpaare und für andere Gesellschaften. Dazu kamen private Feiern von Mitgliedern“, sagt der neue Präsident Hans-Georg Haumann. Aktuell nutze man Ausweichorte für die Treffen, auch andere Traditionskorps hätten ihre Räume angeboten.
Wann die 2017 beginnenden Arbeiten und damit die Neugestaltung des Platzes abgeschlossen ist, kann man derzeit noch nicht absehen. Die Hahnentorburg wird während der Bauzeit ständig überwacht, um mögliche Schäden rechtzeitig zu erkennen. Ist der Umbau abgeschlossen, will die Ehrengarde in ihr Domizil zurückziehen.
Allerdings möchte man dann einen Anbau an die Torburg mit etwa 400 Quadratmetern Nutzungsfläche realisieren, um diese wieder für das gesamte Traditionskorps nutzbar zu machen. „Wir planen ergebnisoffen und transparent für Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit. Wir stehen mit allen Verantwortlichen wie beispielsweise der OB, dem Baudezernenten und dem Stadtkonservator im Kontakt, um die optimale architektonische Lösung für das wichtige Denkmal zu finden“, betont Kommandant Curt Rehfus. Um die beste Lösung zu bekommen, hat die Ehrengarde einen Ideenwettbewerb ausgelobt.
Verändert werden soll auch die Zugangssituation zum Gebäude, das aktuell nur durch eine schmale Wendeltreppe und durch einen Lastenaufzug zugänglich ist. Hier will man einen barrierefreien Zugang schaffen. Wert legt man bei der Ehrengarde auch darauf, die Torburg der Öffentlichkeit wie beim Tag des Denkmals zugänglich zu machen.
Die Hahnentorburg ist eine von insgesamt zwölf Torburgen in der acht Kilometer langen Stadtmauer des mittelalterlichen Kölns. Sie wurde Anfang des 13. Jahrhunderts als Doppelturmtor erbaut. Durch das Hahnentor betraten im Mittelalter die Könige nach ihrer Krönungszeremonie in Aachen die Stadt über die und zogen zum Schrein der Heiligen Drei Könige im Dom.
Die Geschichte nach dem Mittelalter ist wechselhaft. So wurde 1877 dort die erste Strecke der Pferdebahn eröffnet. Seit 1888 fand dort das Historische Museum als Vorgänger des heutigen Stadtmuseums seinen Platz. Auf einer Ansicht um 1900 ist das nach dem Abbruch der Stadtmauer restaurierte Stadttor von einer Parkanlage umgeben. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Tor schwer beschädigt, der Nordturm war bis auf die Grundmauern zerstört. Zeitweise war es Ausstellungsraum des Kölnischen Kunstvereins und Domizil des Museums für ostasiatische Kunst.
1988 wurde es von der Ehrengarde als deren Domizil übernommen, die dort einen Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt bis 2058 unterzeichnet hat. Vor dem Einzug im Sommer 1989 wurde das Tor von der Ehrengarde aufwendig saniert.
Nachdem 2006 bei einer Routineüberprüfung gravierende Schäden entdeckt worden waren, wurde die Torburg für insgesamt 700 000 Euro vom Traditionskorps generalsaniert. Jährlich werden zudem etwa 70 000 bis 80 000 Euro für die Instandhaltung investiert.