Konzert Punkrocker von Dritte Wahl verbinden Unterhaltung mit Haltung

Köln · 32 Jahre und kein bisschen leise - eher das genaue Gegenteil. Mit dem letzten Album „10“ hat das Rostocker Quartett im Jubiläumsjahr 2018 nicht nur erneut die Top 15 der deutschen Charts geknackt, sondern ist nun auch in den großen Hallen der Republik angekommen.

Die Rostocker Punkrockband Dritte Wahl kommt im April zum Konzert nach Ehrenfeld.

Foto: AD/Robert Eikelpoth

Diese wurden auf der dazugehörigen Tour reihenweise ausverkauft und auch auf den Festivalpostern prangt das Bandlogo immer größer neben den üblichen Verdächtigen des Rock’n’Roll-Zirkus. „Man wächst halt mit seinen Aufgaben. Aber egal ob da nun 30 oder 300 Leute stehen - du musst genauso abliefern wie vor dreitausend Besuchern“, sagt Frontmann Gunnar Schröder.

2020 ist alles anders und doch beim Alten. Dritte Wahl widmen sich zeitlosen Themen, manche schön, manche schrecklich, manche genau dazwischen und sezieren auf ihrem neuen Album „3D“, das am 18. September veröffentlicht wird, deutschsprachigen Punkrock bis in die kleinste Befindlichkeit, fügen ihn zu etwas neuem zusammen. Was erneut beweist, dass man sehr wohl Haltung und Unterhaltung miteinander kombinieren kann. Mit „3D“, dem elften Album der Bandkarriere setzen Dritte Wahl ihre musikalische Reise fort. Live zu erleben ist die Band am 24. April in der Ehrenfelder Live Music Hall.

„Wir müssen niemanden
mehr etwas beweisen“

Die Band geht positiv an das Songwriting heran „Wir müssen niemandem mehr etwas beweisen. Und aus dieser Position heraus lässt es sich herrlich entspannt musizieren. Das gibt uns die Freiheit Dinge zu tun, auf die wir Lust haben. Wir müssen nicht mehr die Härtesten sein, haben nicht mehr den Anspruch, Melodien zu erfinden, die es noch nicht gegeben hat. Wichtig ist, dass es uns gefällt“.

Der treibende Opener „Ikarus“ oder das erschütternd deutliche „Brennt alles nieder“ zeigen das nachhaltig. „Wenn man noch alte, schreckliche Bilder, wie die aus Rostock-Lichtenhagen, vor den Augen hat, sind Busse voll mit flüchtenden Kindern, die verjagt werden, einfach nicht in Kauf zu nehmen. Wir führen hier ein halbwegs behütetes Leben, doch Dinge wie Vertreibung sind auf der ganzen Erde allgegenwärtig“, erklärt Schröder.

Der große Rahmen dieser Band ist nach wie vor Punkrock. „Unsere Attitüde, wie wir Dinge angehen, wird auch immer so sein. Wir sind politisch, wir zeigen Haltung. Und wir machen, was wir für richtig halten. Deswegen passt dieser Begriff nach wie vor zu uns“. Und genau der bietet die Freiheit, musikalisch das zu machen, was sich richtig anfühlt und die Dinge klar und deutlich beim Namen zu nennen. „Das ist ein sehr großes Privileg für uns. Manche Künstler schränken sich selbst vielleicht etwas zu sehr ein, wir hingegen denken, dass ein Publikum auch mal die ungeschönte Wahrheit vertragen kann und es begrüßt, wenn sich Künstler äußern. Man darf nie vergessen, dass diejenigen die am lautesten pöbeln, eben nicht die Mehrheit sind“.

Songs beschäftigen sich
mit dem Erwachsen sein

Natürlich haben auch Stücke der Alten Schule auf „3D“ ihren Platz. Die bereits von der vergangenen Tour bekannte erste Single „Was zur Hölle...?!“ oder das band-typisch nach vorne gehende „Ohne Mich“ kommen schnell und hart auf den Punkt. Mit „Fabelhafte Voraussetzung“ schwingt der Vierer sogar eine ziemlich brachiale Metal-Keule. Bei „Schöne Frau mit Geld“ dreht die Band die klassische Rollenverteilung dann um.

„3D“ widmet sich aber auch erwachsenen Themen, wie zum Beispiel das mit dem “Erwachsen sein” auf Dauer überhaupt so funktioniert. Schon Voltaire und James Joyce haben sich ebenso wie Stephen King oder J.D. Salinger mit dem Thema dem „Coming Of Age“ befasst. Mit Titeln wie „Warm Anziehen“ oder dem melancholischen „Abends halb Zehn“ transponieren Dritte Wahl dieses Gefühl nun für Musiker und Zuhörer gleichermaßen in die Neuzeit. „Die Spinner, die Träumer, diejenigen die in der Gesellschaft immer so ein wenig untergehen, lagen uns schon immer am Herzen“.

In „Zur See“ hadert der Protagonist mit seinem Leben und beklagt sich mit „Viel zu viel Beton versperrt die Sicht auf den Horizont“. „ Wir könne nicht über Dinge singen, die wir nicht fühlen. Sich selbst zu hinterfragen und etwas anderes wollen ist eine sehr menschliche Angewohnheit. In der Stadt ist es laut, hell, immer ist etwas los. Und manchmal sehnt man sich halt nach etwas anderem. Das Meer steht für eine Weite, nach der wir uns alle schon mal gesehnt haben. Auch wenn der Beruf des Seefahrers gewiss nichts mehr mit der romantischen Vorstellung früherer Tage zu tun hat.“

Die Wahl des Titelsongs hingegen war recht einfach. „Wenn man schon Dritte Wahl heißt, dann muss man eigentlich mal ein Album namens 3D machen. Hätten wir auch früher drauf kommen können“. Und spiegelt sich diese Entscheidung auch in der Verpackung des Tonträgers in entsprechender, konsequenter Form wider. „Wenn uns jemand gesagt hätte, dass wir nach 30 Jahren Bandgeschichte immer noch auf der Bühne stehen, Platten aufnehmen und Punkrock machen dürfen, dann hätten wir ihm einen Vogel gezeigt. Umso dankbarer sind wir dieses tolle Gefühl weiterhin erleben zu dürfen“, resümiert Schröder.

www.dritte-wahl.de