Deiters Serien-Kostüme sind bei Jecken gefragt

Köln/Frechen · Wenn Karnevalisten den Elften im Elften und damit den Auftakt der jecken Jahreszeit feiern, wird sich der Einfluss von Streaming-Serien auf die Kostümwahl wohl auch diesmal bemerkbar machen. Die Nachfrage nach Kostümen aus der südkoreanischen Serie „The Squid Game“ sei groß, sagt der Geschäftsführer des Kostümhändlers Deiters, Björn Lindert.

Die Nachfrage nach Kostümen aus der Serie „The Squid Game“ ist beim Kostümhändler Deiters groß.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

In der Serie tragen Teilnehmer in einem tödlichen Spiel dunkelgrüne Trainingsanzüge mit Nummern drauf, außerdem gibt es Wächter in roten Overalls mit schwarzen Masken. Der Oberschurke wiederum ist schwarz bekleidet.

Lange Geschäftsflaute
geht zu Ende

Es ist nicht das erste Mal, dass Netflix & Co. optische Auswirkungen auf die jecke Jahreszeit haben. 2018 zum Beispiel mischten sich auffällig viele Kostümierte unter die Feiernden, die einen roten Anzug und eine Dalí-Maske trugen - so wie die Bankräuber in der spanischen Serie „Haus des Geldes“.

Nachdem der Karneval vor einem Jahr wegen Corona ausgefallen war, sind Veranstaltungen in diesem Jahr in der am 11.11. um 11 Uhr 11 startenden Session wieder erlaubt. Für Deiters endet damit eine lange Geschäftsflaute: Seit März 2020 waren die Filialen - mit einer kurzen Öffnungsphase im Spätsommer und Frühherbst 2020 - geschlossen. Erst am 1. Oktober machte der Marktführer in der Nischenbranche wieder 29 Filialen auf, etwa in Frechen, Köln und Düsseldorf. Zwei Shops - in Eschweiler und in Leverkusen - mussten geschlossen bleiben, weil sie in der Juli-Flut stark beschädigt worden waren. Das Filialgeschäft und der Onlineshop liefen jetzt gut, so der Manager. Es sei zu merken, dass die Kunden große Lust auf Halloween und Karneval hätten und dem grauen Corona-Alltag entfliehen wollten.

In der Corona-Zeit sackte der Geschäftsumsatz von Deiters im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie um 90 Prozent ab. Nur der Online-Shop war immer verfügbar, die Nachfrage war mangels Feiermöglichkeiten aber auch dort schwach. Und wie geht es weiter? „Die Sehnsüchte der Kunden nach Zusammenhalt, Feiern, Party, Musik und Schunkeln sind riesig - und in dem Zusammenhang auch nach Kostümen“, sagt Björn Lindert und ist für die kommenden Monate optimistisch.

Ob man beim Umsatz aber auf das Vor-Corona-Niveau zurückkehren könne, sei derzeit noch unklar. „Nach dem tiefen Tal gehen wir mit einer ordentlichen Portion Demut in die nächsten Monate.“ Es grenze ohnehin an ein Wunder, dass Deiters so eine lange Umsatzflaute habe überstehen können - das zeige auch, wie robust das Unternehmen und wie gut das Geschäftsmodell prinzipiell seien.

Ein Thema findet sich in dem umfangreichen Kostümlager von Deiters übrigens nicht: die Pandemie. Es sei zum Beispiel naheliegend gewesen, das Coronavirus als Kostüm anzubieten, sagt Lindert. „Es wäre sicherlich Umsatzpotenzial da gewesen, aber das wäre geschmacklos und schlichtweg daneben gewesen.“ Also biete man das nicht an. Die meisten Menschen wären wohl ohnehin nicht begeistert gewesen, so eine makabre Virus-Verkleidung zu sehen. „Corona hat unser Leben genug beeinträchtigt, da will man das nicht auch noch als Kostüm beim Karnevalsfeiern sehen.“

Deiters hat nach eigenen Angaben 280 festangestellte Mitarbeiter, von denen die allermeisten anderthalb Jahre in Kurzarbeit waren. Vor Corona kamen rund 400 Saisonkräfte hinzu, nun sind es 200. Neben Karneval sind zwar auch Verkleidungsanlässe wie Halloween oder Mottopartys wichtig für die Firma, die auch Läden fernab der Karnevalshochburgen im Rheinland hat - etwa in Stuttgart, Berlin oder Frankfurt. Das nichtnärrische Geschäft macht aber normalerweise nicht mal ein Drittel des Deiters-Jahresumsatzes aus.

Die Firma aus Frechen ist Marktführer in der kleinen Kostümbranche. Ein Konkurrent mit Filialen ist Karnevalswierts aus Heerlen bei Aachen. Zudem gibt es reine Online-Anbieter, die Verkleidung aus der Serie anbieten. Wer nun kurzentschlossen losziehen und bei Deiters einkaufen will, könnte vorerst aber enttäuscht werden: Die verschiedenen „Squid Game“-Kostüme sind nur teilweise vorrätig, der Rest soll bald kommen, Vorbestellungen sind möglich. Grund für die lückenhafte Verfügbarkeit sind Lieferverzögerungen aus Asien - wie vielen anderen Firmen auch machen Engpässe im globalen Frachtverkehr dem Kostümhändler zu schaffen.