Karneval Tausende Jecken feiern sonnigen Sessionsauftakt am Heumarkt

Köln · (dpa) Bei großem Andrang ist gestern am Heumarkt um 11.11 Uhr die neue Karnevalssaison mit tausenden Feiernden eröffnet worden. In Köln, wo der elfte Elfte traditionell besonders groß begangen wird, waren die Warteschlangen vor den abgesperrten Feierzonen zum Teil Hunderte Meter lang.

Der 11.11. wurde dieses Jahr wieder unter Corona-Bedingungen gefeiert.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Dort galt überall die 2G-Regel - nur Geimpfte oder Genesene hatten Zutritt. „Der Andrang ist groß, aber beherrschbar“, sagte ein Sprecher der Stadt. „Es ist Druck auf den Schleusen.“ Nun müsse man schauen, wie es weitergehe. 

„Ein Verbot wäre rechtlich
nicht mehr möglich gewesen“

OB Henriette Reker hat den Karnevalsauftakt trotz hoher Corona-Inzidenzen verteidigt. „Was wäre denn, wenn wir gesagt hätten: Wir machen das wie im vorigen Jahr, es wird kein Karneval gefeiert?“. „Ich bin der festen Überzeugung, das wäre uns in diesem Jahr nicht gelungen.“ Es gebe sehr viele Menschen, die sich den 11.11. nicht mehr einfach verbieten lassen würden, weil er in Köln zum Brauchtum mit dazu gehöre. „Ich glaube, das werden sie sich einfach nicht mehr gefallen lassen“, sagte Reker. „Ich glaube auch, dass ein vollständiges Verbot nicht mehr rechtlich möglich gewesen wäre.“

Die Situation sei jetzt ganz anders als vor einem Jahr, als der Karneval zum 11.11. tatsächlich abgesagt worden sei. Mittlerweile gebe es eine Vielzahl von Geimpften, sagte Reker. Sie verwies darauf, dass in allen abgesperrten Feierzonen 2G gelte, dass dort also nur Geimpfte und Genesene zugelassen würden. Es habe eine genaue Einlasskontrolle gegeben. „Alle Gastronomen, alle Veranstalter und auch wir als Stadt haben zahlreiche Maßnahmen getroffen, um ein möglichst sicheres Feiern zu ermöglichen“, sagte Reker. Zahllose Menschen hätten lange darauf gewartet, die Karnevalslieder wieder live hören zu können und nicht nur im Livestream.

Reker verwies auch auf die vielen internationalen Gäste, die zum Feiern in die Stadt gekommen seien. Darunter waren auch Nachkommen jüdischer Kölner, die zur Zeit der Weimarer Republik fester Bestandteil des Karnevals gewesen waren, bevor sie vor den Nazis nach Amerika fliehen mussten. Reker sagte, die Enkel seien jetzt zum ersten Mal in Köln mit dabei und „überwältigt“.

Der Sänger Peter Brings von der gleichnamigen Kölschrock-Band sagte, man habe Corona irgendwo im Kopf, aber er hoffe, dass trotzdem alles gut gehe. „Wir müssen lernen, damit zu leben. Ich glaub: Wir werden noch viel kränker, wenn wir einfach in unseren Buden sitzen bleiben“, sagte Brings im WDR Fernsehen. „Da geht die Seele kaputt. Meine zumindest.“ Allerdings habe er den Rat: „Vielleicht dieses Jahr nur den Partner knutschen! Sonst kommen wir nicht durch die Session. Und nächstes Jahr können wir wieder alle zusammen knutschen.“

Vor einem Jahr war am 11.11. erstmals seit Jahrzehnten überhaupt nichts los gewesen. Pandemiebedingt war es ein ganz normaler Wochentag. Dieses Jahr ist das anders, weil ein Großteil der Bevölkerung geimpft ist. Dass das nicht notwendigerweise vor Ansteckung schützt, zeigte allerdings ein positiver Corona-Test beim Kölner Karnevalsprinzen Sven I.: Das Dreigestirn, bestehend aus Prinz, Bauer und Jungfrau, musste deshalb erst einmal alle Termine absagen. Stattdessen trat auf der großen Bühne in der Kölner Altstadt um 11.11 Uhr das Kinderdreigestirn auf.