NVR Bericht Viele Verspätungen, ausgefallene Regionalzüge und weniger Fahrgäste

Köln · Einmal jährlich legt der Nahverkehr Rheinland (NVR) einen Qualitätsbericht für den Schienenpersonennahverkehr vor. Dieser hilft dabei, die Entwicklungen nachzuvollziehen, Hintergründe zu erkennen und Handlungsansätze für die Zukunft zu skizzieren.

Im vergangenen Jahr fielen viele S-Bahnen und Regionalzüge aus. Hauptgrund war das schwere Unwetter im Juli.

Foto: NVR/Smilla Dankert

Allerdings stand das Jahr 2021 unter dem Einfluss mehrerer außergewöhnlicher externer Faktoren. „Das vergangene Jahr war geprägt von den katastrophalen Folgen durch das Unwetter im Juli sowie die weiterhin anhaltenden Auswirkungen durch die Corona-Pandemie“, sagt NVR-Geschäftsführer Heiko Sedlaczek. „Von daher können die Ergebnisse nicht mit denen der Jahre zuvor in einen direkten Bezug gesetzt werden. Die Zahl und Komplexität der Baustellen hat sich insbesondere durch die Flutschäden noch einmal gesteigert und bindet bei unseren gemeinsamen Bemühungen mit DB Netz, das Schienennetz fit für die Zukunft zu machen, zwangsläufig Kapazitäten.“

Verspätungen steigen
um 24 Prozent an

In den vergangenen Jahren hatten die Zugverspätungen konstant abgenommen. Dieser Trend hat sich 2021 umgekehrt und die Verspätungen haben laut NVR spürbar zugenommen. Sie sind im Vergleich zu 2020 für Regionalexpress (RE), Regionalbahn (RB) und S-Bahn hinweg um 24 Prozent angestiegen und betrugen durchschnittlich zwei Minuten. Zudem wurden Netzüberlastungen, Trassenkonflikte und Verspätungsübertragungen an den Bahnknoten und den überlasteten Streckenabschnitten festgestellt.

Im Raum Köln haben vor allem im Herbst Baustellen und eine Störung eines elektronischen Stellwerks zu Verspätungen geführt. Die S-Bahnen gehören laut NVR nur noch knapp vor den RB-Linien zu den pünktlichsten Zügen, die Verspätungen stiegen um 37 Prozent auf fast zwei Minuten an. Bei den RB-Linien lag die durchschnittliche Verspätung bei 2:05 Minuten (plus 21 Prozent), bei den RE-Linien bei 2:19 Minuten (plus 18 Prozent).

Im vorletzten Jahr war es der „Corona-Sonderfahrplan“, der zu einem starken Anstieg der Zugausfälle führte. 2021 stieg die Zahl der Zugausfälle vor allem durch das Unwetter „Bernd“ noch einmal an. Prozentual bedeutet dies eine Zunahme der durchschnittlichen Ausfallquote von rund 4,6 Prozent in 2019 auf elf Prozent in 2020 und weiter auf 13,5 Prozent in 2021. Dabei sind 32 Prozent der Ausfälle dem Unwettergeschehen im Juli und dessen Folgen geschuldet. Weitere Gründe sind die Zunahme der Bautätigkeit sowie ein Lokführerstreik der Gewerkschaft GDL im August und September. Negative Auswirkungen hatte zudem die Corona-Pandemie, insbesondere wegen des dadurch aufgetretenen Personalmangels.

Bei den Kapazitätsausfällen kam es insgesamt gesehen zu einem leichten Anstieg von 2,1 Prozent im Jahr 2020 auf 2,2 Prozent in 2021. Dabei zeigen sich zwischen den einzelnen Zügen Unterschiede: Während sich der Wert bei den RB-Linien von 2,3 Prozent in 2020 auf 1,9 Prozent in 2021 verbesserte, verschlechterten sich die Werte bei den RE-Linien von drei auf 3,5 Prozent und bei den S-Bahnen von 1,2 auf 1,8 Prozent.

Aufgrund der Pandemie gingen 2020 zudem erstmals seit vielen Jahren die Fahrgastzahlen zurück. Diese Entwicklung setzte sich 2021 fort: Die Zahl der täglichen Passagiere an Wochentagen im Jahresmittel sank von 277.000 auf 244.000 Fahrgäste. Umgerechnet auf das ganze Jahr wurden nur noch etwa 92 Millionen Fahrgäste auf dem Gebiet des NVR befördert. Ab Mitte 2021 gab es jedoch wieder eine steigende Nachfrage und daher eine deutliche Trendumkehr.

„Bei fast allen Linien ist es im vergangenen Jahr zu einer deutlichen Verschlechterung beim Fahrzeugzustand gekommen“, heißt es vom NVR in einer Mitteilung. Die Gründe dafür seien zwar meist linien- beziehungsweise netzspezifisch. Ein gemeinsamer Grund für die Verschlechterung sei allerdings, dass die Zuführung der Fahrzeuge zu den Werkstätten und Entsorgungseinrichtungen durch die vielen Baustellen erschwert war. So kam es beispielsweise immer wieder zu sogenannten Inselverkehren, bei denen die Züge wegen Streckensperrungen eine Zeit lang auf einem Streckenabschnitt eingeschlossen waren. Am häufigsten waren die Toiletten und Außentüren beim RE 9 (Rhein-Sieg-Express) gestört. Dies liegt einerseits am Konzept der Doppelstockzüge mit mehr Toiletten als auch an der schwierigen Zufuhr der Züge zum Werkstattstandort.