Verkehr Vom gefährlichen Leben in ziemlich vollen Zügen

Köln · Es ist durchaus nicht unüblich, dass die Deutsche Bahn in den Ferienzeiten nicht wie normal mit Doppelwagen, sondern nur mit einem Wagen unterwegs ist. Das funktioniert dann problemlos, wenn zum Beispiel in der eher verkehrsarmen Mittagszeit nur wenige Fahrgäste unterwegs sind.

Aktuell sind auch Zugfahrten eine Herausforderung, denn nicht immer sind Doppelwagen unterwegs.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Aber, wenn morgens oder am Nachmittag zur Rushhour nur die Hälfte der regulären Plätze zur Verfügung steht, wird es ziemlich schnell ziemlich eng für die Fahrgäste. Das ist in normalen Zeiten eher ärgerlich, in Zeiten der Pandemie ist ein überfüllter Zug aber für alle Passagiere einfach gefährlich. Verschärft wird die Lage auch dadurch, dass in diesen besonderen Herbstferien, wohl doch viele Menschen so vernünftig sind, und auf einen Urlaub verzichten.

Ein merkwürdiges Gefühl stellt sich zudem ein, wenn man als Berichterstatter gerade vom ATP-Tennisturnier in der Kölner Lanxess-Arena kommt und sich auf den Heimweg macht. Dort haben die Behörden trotz eines ausgefeilten und aufwendig erstellten Sicherheitskonzeptes dafür gesorgt, dass die Partien der internationalen Tennisstars ohne Publikum stattfinden müssen. Aber auch mit Publikum, wie in den beiden ersten Turniertagen, hat man sich in der großen Halle absolut sicher gefühlt. Das ändert sich schlagartig beim Betreten des Regionalexpress 8 gegen 16.20 Uhr.

Was in Deutz noch halbwegs entspannt beginnt, wird spätestens am Hauptbahnhof zu einem unfreiwilligen Abenteuer. Da sitzt man dann schon sehr eng aufeinander – von anderthalb Meter Abstand kann hier nicht ansatzweise die Rede sein. Wenn man noch 30 bis 40 Zentimeter Abstand zum Sitznachbarn hat, ist das bereits in dieser Situation ziemlich komfortabel. Allerdings ändert sich das an der nächsten Station in Ehrenfeld, wo wieder viele Passagiere in den schon gut gefüllten Zug steigen und sich der Platz für den Einzelnen nun weiter deutlich reduziert.

Wenn die Fahrt nach Hause zum unfreiwilligen Abenteuer wird

Zum Glück sind wenigstens die Mitreisenden so vernünftig, dass sie die Maskenpflicht ernst nehmen und sowohl Mund und Nase richtig bedecken. Aber eine zum Beispiel durchfeuchtete Maske, die nicht mehr richtig schützt, und ein potenzieller Superspreader, der diese trägt, könnte ausreichen, um den Supergau herbeizuführen. Und der Blick auf die gut gebrauchte Maske des Sitznachbarn lässt hier leider nichts Gutes erahnen. Zum Glück endet die Fahrt nach etwa 20 Minuten in Pulheim und der Gedanke des Berufspendlers geht an die Fahrgäste, die wegen Bauarbeiten ab Rommerskirchen in einen Bus des Schienenersatzverkehrs umsteigen müssen.

Das ist allerdings aktuell nicht der einzige Kritikpunkt am Bahnverkehr. Unverständlich ist zum Beispiel, dass die Türen anders als bei den Stadtbahnen der KVB sich nicht automatisch an den Bahnhöfen öffnen. Da muss zum einen der Halteknopf an der Tür gedrückt werden, was eine potenzielle Infektionsgefahr bedeutet. Zum andern wäre das regelmäßige automatische Öffnen der Türen auch eine gute Möglichkeit, um kurz durchzulüften. Dazu kommt, dass so mancher Schaffner, anders als viele seiner Kollegen, noch immer das Monatsticket persönlich in die Hand nimmt, um es an sein Kontrollgerät zu halten. Andere Kollegen überlassen das dem Kunden selbst, sodass auch hier die Infektionsgefahr gering bleibt.

Auch wäre es zu wünschen, dass sich alle Bahnmitarbeiter als Vorbild erweisen und die Schutzmaske richtig tragen, auch wenn das bei längerer Dauer durchaus unkomfortabel ist. Es muss allerdings betont werden, dass dies nur eine ganz kleine Minderheit betrifft. Ärgerlich ist auch die Situation, die manchmal am Kölner Hauptbahnhof zu beobachten ist. Dort passen in die langen Gleise zwei Züge, was am wichtigen Bahnknotenpunkt durchaus praktisch ist. In der Regel kann der Fahrgast erkennen, wo sein Zug hält und kann sich entsprechend auf dem Bahnsteig positionieren. Leider funktioniert das nicht immer und dann wartet man im vorderen Bereich, während der einfahrende Zug erst ganz hinten im Gleis zum Stillstand kommt. Das bedeutet, die einsteigenden Fahrgäste eilen in die eine Richtung und die anderen aussteigenden Passagiere kommen ihnen aus der anderen Richtung entgegen – Abstand halten, wie es überall richtigerweise gefordert wird, ist dann schlicht unmöglich. Auch das dient nicht gerade dem Infektionsschutz, auch weil es noch immer Mitbürger gibt, die auf das richtige Tragen der Maske am Bahnsteig verzichten oder diese erst beim Betreten des Zuges hochziehen. Das Problem ergibt sich auch immer wieder bei Fernzügen, die in umgekehrter Wagenreihung unterwegs sind.