Rundgang Wenn es Nacht wird über dem Dom

Köln. · Ein Blick hinter die Kulissen der gotischen Kathedrale beim Rundgang über das Dach des Gotteshauses.

Blick aus 45 Metern Höhe auf das eindrucksvolle gotische Strebewerk am Kölner Dom.

Foto: step/Eppinger

Ratternd setzt sich der Bauaufzug am Dom in Bewegung und bringt die Gäste zunächst auf 20 Meter Höhe. Dort können diese die Baugeschichte des Gotteshauses ganz anschaulich erleben, wenn sie vor dem mächtigen Mauerwerk des Nordturms stehen. Von diesem war im Mittelalter nur eine Mauer auch Drachenfelser Trachyt fertiggestellt worden.

Lange Zeit passierte danach nichts und große Teile des Doms waren eine große Bauruine. Erst die Preußen stellten die gotische Kathedrale im 19. Jahrhundert fertig. Den Trachyt konnten sie nicht mehr nutzen und so wurde mit Sandstein weitergebaut. Die Farbe der Steine macht sichtbar, wo es für den Dom später in die Höhe ging.

Aber auch das was im Mittelalter vom Süd- und Nordturm fertiggestellt wurde, war eindrucksvoll. „Die nur dafür verwendeten Steine hätten gereicht, um viermal den Altenberger Dom zu bauen“, sagt Kunsthistoriker und Domexperte Matthias Deml, beim Metropolitankapitel des Doms für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Insgesamt 50 verschiedene Steinsorten wurden am Dom verbaut.

Für einige Jahre war der Kölner Dom übrigens das höchste Gebäude der Welt. Doch schnell wurde dieser Rekord von anderen Bauwerken wie zum Beispiel dem Pariser Eifelturm, der zehn Jahre nach dem Dom entstand, übertroffen.

Blick von oben in den
Innenraum des Kölner Doms

Ihre Macht wird auch erkennbar, wenn man den Tunnel vom Turm zur Galerie über dem Innenraum des Doms passiert. Dort herrscht bereits abendliche Stille, die letzten Besucher haben an diesem Tag das Gotteshaus gerade verlassen. Mit dem Bauaufzug geht es jetzt auf 45 Meter Höhe. Zu sehen ist von der äußeren Plattform das filigrane und doch hocheffektive gotische Strebewerk der Kathedrale mit seinen Bögen und Pfeilern. Während unten in der Stadt noch der Rest des Feierabendverkehrs unterwegs ist, herrscht hoch oben am Dom angenehme Stille.

Eindrucksvoll ist der Besuch des Dachstuhls mit dem Blick von oben auf die mächtigen Gewölbe. Im Mittelalter bestand dieser noch aus Eichenholz. Nach der Neugründung der heutigen Dombauhütte 1823 musste das Dach umfassend saniert werden. Zunächst wurde hier Tannenholz eingesetzt, später entschied man sich gegen den großen Widerstand in der Stadt für eine moderne Konstruktion aus Eisen, die bis heute Bestand hat. Wie effektiv diese war, zeigte sich während des Zweiten Weltkriegs. Der Dom wurde von 50 Brandbomben getroffen, die aber keine größeren Brände auslösten. Abgedeckt ist das Dach mit schweren Bleiplatten, die auch heftigen Stürmen standhalten können.

Eine Metallkonstruktion ist auch der Vierungsturm. Dieser sollte ursprünglich aus Stein gebaut werden, was aber zu schwer gewesen wäre. Ein Aufstieg über die filigrane Wendeltreppe führt den abendlichen Besucher hinauf auf 68 Meter und bringt einen großartigen Blick auf die nächtliche Stadt mit sich. Im Norden reicht der Blick bis über den Düsseldorfer Fernsehturm hinaus. Im Osten erhebt sich das Bergische Land, während im Süden das Siebengebirge zu erahnen ist. Die Spitze des hell erleuchten Vierungsturms ziert der Stern von Bethlehem.

Im Dachstuhl des Doms gibt
es auch eine eigene Werkstatt

Im Bereich des Dachstuhls gibt es auch ein Modell des Doms mit seiner Umgebung vor dem Zweiten Weltkrieg, die anstelle der mittelalterlichen Bebauung errichtet wurde, um den Dom besser in Szene zu setzen. Auch der Baukran, der seit dem Mittelalter die Landmarke auf dem unvollendeten Dom war, ist als Modell zu bewundern genauso wie der Preußenadler mit einer Flügelspannweite von vier Metern, der zunächst auf die Spitze des Domkrans gesetzt wurde. Im Bereich des Dachstuhls gibt es auch eine eigene Werkstatt für die Mitarbeiter der Dombauhütte.

Zurück zum Ausgang geht es nun 45 Höhenmeter nach unten über die schmale Wendeltreppe, während vom Innenraum zum Abschied Orgeltöne erklingen.