Welche Rolle spielt die Stimme in Stresssituationen?
Interview Wo sich die eigene Stimme zu Hause fühlt
Beim Womens Health Day hält Birgitta Maria Schaub einen Vortrag zum Thema „Selbstvertrauen und Stimme“.
Birgitta Maria Schaub: Die Stimme kann gerade für Frauen in kontroversen Situationen zu einem Problem werden. Weil die Stimme in Stresssituationen meist nach oben geht, haben Frauen oft die Sorge, zickig und nervig zu wirken. Sie befürchten dann, nicht mehr ernst genommen zu werden.
Was steckt hinter diesem Phänomen?
Schaub: Unsere Stimme reagiert auf Anspannung und Stress, indem sie nach oben rutscht und dadurch heller und schriller wirkt, als dies gewöhnlich der Fall ist. Die Frau selbst ist eigentlich nur emotional engagiert. Das kommt aber bei ihrem Gesprächspartner nicht so an. Der fühlt sich durch ihren schrilleren Stimmklang gestresst.
Warum ist dies bei Männern in der gleichen Situation nicht der Fall?
Schaub: Männer haben von Natur aus eine tiefere Stimme. Diese geht in kontroversen Situationen auch nach oben, aber nicht in den problematischen Bereich, der für das menschliche Ohr so unangenehm wird. Wir sind bei solch hohen Frequenzen sehr empfindlich. Instinktiv deuten wir sie als Alarm und reagieren entsprechend. Eine hohe Frauenstimme klingt unter Anspannung schnell keifig. Dies signalisiert dem Gegenüber unbewusst: „Achtung, hier stimmt etwas nicht!“ oder „Geh weg!“
Welche Möglichkeiten gibt es, solche Stimmentgleisungen zu vermeiden?
Schaub: Die höhere, eng und schriller klingende Stimme ist eine körperliche Reaktion, wenn ein Mensch unter Druck gerät. Dem kann man mit Selbstberuhigungsmaßnahmen wie zum Beispiel tiefen Atemzügen entgegensteuern. So fährt man das Nervensystem wieder herunter und die Stimme kann sich auch wieder entspannen. Ganz zentral ist dabei, ein Gefühl für die eigene Stimmlage zu bekommen. Man muss die Bereiche kennen, in denen sich die eigene Stimme zu Hause fühlt. So kann man wieder den Anschluss an die natürliche Sprechlage finden.
Was muss man dafür tun?
Schaub: Das lernt man schneller als man denkt. Die eigene Stimmlage zu erfühlen, kann man lernen und üben. Da geht es um die Eigenwahrnehmung. Man probiert aus, wo die Stimme hinmöchte. Das beginnt bei Klängen und Lauten und geht dann zu einfachen Sätzen. Am Ende kann man auch in kontroversen Situationen die eigene Stimme besser kontrollieren.
Was werden Sie beim Women Health Day den Besucherinnen anbieten?
Schaub: Ich werde zum Ausklang des Tages einen Vortrag mit dem Thema „Selbstvertrauen und Stimme“ halten. Es wird dabei auch Übungen für die Stimme und im Bereich Stressmanagement und Selbststeuerungskompetenzen geben. Die können helfen, auch in schwierigen Situationen handlungsfähig zu bleiben. Dazu gehört auch das Wissen darüber, wie ich die eigene Stimme kontrollieren kann. Man realisiert, wie der eigene Körper reagiert und kann bei Bedarf mit Hilfe von Stressmanagement-Tools gegensteuern. Dadurch entsteht Selbstvertrauen. In den Pausen des Womens Health Days werde ich in einer der Themen-Lounges außerdem auch kurze persönliche Coachings anbieten.
Wie sind Sie zum Thema Stimme gekommen?
Schaub: Ich komme aus der Musik und war hauptberuflich Sängerin. Angefangen hat alles durch Coachings für Künstler. Dann habe ich meine Tätigkeit auf die Sprechstimme ausgeweitet und mich durch zusätzliche Ausbildungen auch mit dem Thema Psyche beschäftigt. Heute arbeite ich als Voice Coach, Gesangspädagogin und systemischer Coach in Köln. Ausbildungen habe ich auch als Entspannungspädagogin und als Stressmanagement-Trainerin. Kunden sind zum Beispiel Geschäftsfrauen in Führungspositionen. Da spielt die Stimme eine ganz zentrale Rolle.
Service: Der Womens Health Day findet am 30. und 31. März im Lindner Hotel City Plaza unweit des Friesenplatzes in Köln jeweils von 9 bis 18 Uhr statt. Der Samstag ist bereits ausverkauft, daher gibt es den Zusatztermin am Sonntag. Tickets und weitere Infos gibt es unter: