Serie Zu Besuch bei großen Komponisten

Köln · Für Köln als viertgrößte Stadt der Republik ist der Blick in die Nachbarschaft nicht immer leicht. Im Norden befindet sich die Landeshauptstadt Düsseldorf und im Süden gab es über Jahrzehnte die Bundeshauptstadt Bonn.

 Auch das Dach der Bundeskunsthalle an der Museumsmeile ist für Besucher zugänglich.

Auch das Dach der Bundeskunsthalle an der Museumsmeile ist für Besucher zugänglich.

Foto: step/Eppinger

Da kann man schon mal etwas neidisch werden. Trotzdem sind die kleinen Rivalitäten eher liebgewonnene Eifersüchteleien, die man nicht allzu ernst nehmen sollte.

Für Bonn, dessen Anfänge wie in Köln bis in die Römerzeit zurückreichen, hatte die Domstadt stets eine besondere Bedeutung. So machten die Kölner Kurfürsten 1288 nach der Schlacht bei Worringen Bonn zu einem ihrer Wohnsitze und später zu ihrer Residenz. Nach dem Krieg ist es wieder ein Kölner, der in der Beethovenstadt für Furore sorgt, der kölsche Bundeskanzler Konrad Adenauer. Gemeinsamkeiten gibt es bis heute wie beim Flughafen Köln/Bonn.

Mit dem Zug dauert die Fahrt vom Kölner Hauptbahnhof etwa eine halbe Stunde. Unweit des Bahnhofs befindet sich der Alte Friedhof, der über den Eingang an der Bornheimer Straße erreichbar ist. Es ist ein stiller und grüner Ort, der mit seinen schattenspendenden Bäumen gerade an heißen Sommertag sehr angenehm ist. Viele Prominente sind dort begraben wie der Komponist Robert Schumann und seine Frau Clara, berühmte Professoren wie Ernst-Moritz Arndt oder der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm.

Einen Spaziergang wert ist das Poppelsdorfer Schloss und die Botanische Gärten. Von der Innenstadt geht es vorbei an schönen alten Häusern. Das Schloss selbst ist im Moment leider eingerüstet, dafür verzaubern die Botanische Gärten der Universität dank ihrer Pflanzenpracht. Mit ihrer 400-jährigen Geschichte gehören sie zu den ältesten der Welt. Bereits Ende des 16. Jahrhunderts gab es um das Schloss eine Gartenanlage. Zu sehen gibt es in den Gärten, die samstags geschlossen haben, mehr als 10.000 Pflanzenarten. Ein Abstecher lohnt sich in die nahe gelegene Südstadt mit ihren alten Bauten, deren Baustile vom Klassizismus über die Gründerzeit bis zur Neorenaissance reichen.

Zurück geht es nun zur Innenstadt, wo das Kurfürstliche Schloss und der Hofgarten zu den zentralen Orten gehören. Auch am Schloss, wo heute die Universität ihren Platz hat, wird gerade gebaut. Bekannt wurde der Hofgarten durch Großdemonstrationen wie in den 80er Jahren, als 250.000 Menschen für den Frieden auf die Straße gingen. Zu den ehemaligen Studenten der Uni gehören Konrad Adenauer, der Maler Max Ernst und der Philosoph Friedrich Nietzsche.

Ein Juwel der sakralen Architektur ist das Bonner Münster im rheinischen Übergangsstil von der Romanik zur Frühgotik. Zu den Highlights zählen dort der romanische Kreuzgang, die Krypta und die barocken Exponate des Innenraums. Zu den lebendigsten Plätzen Bonns zählt der Marktplatz mit dem spätbarocken Alten Rathaus. Auf der Rokokofreitreppe ergriffen schon Persönlichkeiten wie John F. Kennedy, Charles des Gaulle und die Queen das Wort. Heute ist sie bei Hochzeitsgesellschaft beliebt. Neben den zahlreichen Restaurants mit ihrer Außengastronomie gibt es den täglichen (außer sonntags) Wochenmarkt.

Nicht weit entfernt liegt das Beethoven-Haus als touristischer Hotspot Bonns. Dort begeben sich Besucher aus aller Welt auf die Spuren des berühmten Komponisten. Zu bewundern sind Porträts genauso wie Instrumente und die Hörhilfen des Ausnahmekünstlers. Sehenswert ist auch der Garten. Karten gibt es im Museumsshop gegenüber. Seinen Durst löschen mit der Bonner Variante des Kölschs kann man im nahe gelegenen Brauhaus „Bönnsch“ an der Sterntorbrücke.

Jetzt führt der Weg in Richtung Süden zur Museumsmeile. Zu den Highlights zählen dort das Museum Alexander Koenig mit seiner naturwissenschaftlichen Sammlung. Dort erarbeitete einst der Parlamentarische Rat das Grundgesetz. Kurzzeitig diente das prachtvolle Gebäude auch als Bundeskanzleramt.

Wer mehr über die Historie der Bundesrepublik erfahren möchte, hat im nahe gelegenen Haus der Geschichte die Möglichkeit dazu. Im Untergeschoss befindet sich die Staatskarosse Adenauers und dessen Dienstwaggon. Zu den architektonischen Höhepunkten zählt die vom Architekten Gustav Peichl entworfenen Bundeskunsthalle, bei der sich auch der Ausflug aufs Dach lohnt.

Zum Abschluss steht ein Ausflug ins Regierungsviertel auf dem Programm. Von Weitem zu sehen, ist das frühere Abgeordnetenhochhaus, der „Lange Eugen“, wo heute das UN-Klimasekretariat seinen Sitz hat. Auf dem heutigen UN-Campus findet sich der frühere Plenarsaal des Bundestags, der nun den Namen World Conference Center trägt. Von 1986 bis 1992 diente das Wasserwerk als Ausweichquartier für das deutsche Parlament.

Der Rundgang führt jetzt am früheren Bundeskanzleramt mit Henry Moores Bronzeplastik „Large Two Forms“ vorbei zum Palais Schaumburg, dem Amtssitz des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer, der als übergroße Skulptur an der Adenauerallee zu sehen ist, zur Villa Hammerschmidt, wo in der Bonner Regierungszeit der Bundespräsident residierte. Dieser hat bis heute dort seinen Bonner Amtssitz. Für den Rückweg in die City bietet sich ein Spaziergang am Rheinufer an.