Serie Zu Besuch bei Römern am Niederrhein

Köln · Die Städte Köln und Xanten haben einige Gemeinsamkeiten. Beide gehen auf römische Siedlungen zurück und beide verfügen über einen altehrwürdigen Dom mit zwei Türmen. Natürlich ist die Millionenstadt Köln inklusive ihrer weltberühmten Kathedrale deutlich größer als die schmucke Stadt am Niederrhein mit ihren knapp 36.000 Einwohnern und statt Kölsch sind dort Altbier oder ein Pils angesagt.

Der Hafentempel aus der Antike ist auf dem Gelände des Archäologischen Parks zu sehen.  

Foto: step/Eppinger

Gemeinsam ist beiden, dass bei einem Besuch Geschichte überall hautnah erlebbar ist. Das gilt für den alten Stadtkern in Köln und Xanten mit den mächtigen Stadttoren genauso wie bei den Spuren der römischen Vergangenheit. In Köln ist das neben dem Römisch-Germanischen Museum zum Beispiel der unterirdische Statthalterpalast, das Praetorium, der Römerturm oder die römische Hafenstraße.

In Xanten blickt der LVR-Archäologische Park unweit des Stadtkerns zurück in die Antike. Dort finden sich viele rekonstruierte römische Bauten, die das Leben in der Colonia Ulpia Traiana anschaulich machen. Auch in Köln plant man beim längsten, noch erhaltenen Stück der römischen Stadtmauer am Mühlenbach, teilweise eine solche Rekonstruktion. So soll ein römischer Turm am alten, nachgewiesenen Standort neu, aber nahe am Original errichtet werden. Hier befindet man sich im Austausch mit den Experten in Xanten, die am LVR-Park Teile der Stadtmauer rekonstruiert haben.

Der Weg nach Xanten, das 1228 vom Kölner Erzbischof die Stadtrechte verliehen bekommen hat, führt über Duisburg. Vom Bahnhof geht es in etwa zehn Minuten zu Fuß zum Stadtkern. Dort fällt der erste Blick auf das Pesthäuschen unweit der Bahnhofsstraße, ein hübscher Backsteinbau, der aus dem 16. Jahrhundert stammt. Pestkranke haben dort wohl eher nicht gewohnt. Eventuell war es das Haus eines Henkers, der wegen seines Berufs nicht innerhalb der Stadtmauer wohnen durfte. Heute wird das Häuschen ganz friedlich als Ferienwohnung vermietet.

Zu den nächsten markanten Gebäuden zählt das Mitteltor, das 1392 als hoch gelegener Wehrgang errichtet wurde. Es diente dem Kölner Erzbischof im Zug der Auseinandersetzungen mit den Klever Grafen als Absicherung seiner Bischofsburg, von heute noch ein romanischer Eckturm erhalten ist. Im Mitteltor und den benachbarten Gebäuden befindet sich seit 2013 das Siegfried-Museum. Der Königssohn Siegfried von Xanten wurde zu einer der bekanntesten Sagengestalten des Mittelalters, die durch den Schatz der Nibelungen berühmt wurde. Seine Frau war die burgundische Königstochter Kriemhild. Nach beiden Königskindern sind in Xanten zwei Windmühlen benannt.

Der Spaziergang führt jetzt weiter zum Markt, wo prächtige historische Bauten wie das Gotische Haus, ein Handelshaus aus dem 16. Jahrhundert, der Barockpavillon oder der Renaissanceerker einen Blick wert sind. Auf dem weitläufigen Platz finden sich viele Restaurants und Cafés mit schönen Außenterrassen.

Zu den Markenzeichen von Xanten zählt der St. Viktor Dom, zu dem man über das mächtige Michaelstor aus dem 11. Jahrhundert gelangt. Nach dem Passieren des Tors befindet man sich in der ehemaligen Stiftsimmunität, deren Ursprung im Frühmittelalter liegt und die für die Kanoniker des Xantener Stifts wie eine Stadt in der Stadt war.

In ihrer Mitte befindet sich der Dom, vor dessen Hauptportal sich die Kreuzigungsgruppe aus dem 16. Jahrhundert befindet. Benannt wurde das Gotteshaus nach dem heiligen Viktor, der der Legende nach im Zuge der römischen Christenverfolgung hingerichtet worden war. Sein Bau wurde 1544 vollendet – 336 Jahre vor dem Kölner Dom. Auch in Xanten war der Dom im Mittelalter eine Wallfahrtsstätte, wenn auch nicht ganz so berühmt wie die Heiligen Drei Könige in Köln. Zu den Highlights zählen der Hochaltar mit dem Viktorschrein genauso wie der schöne Kreuzgang.

Der Weg führt nun über die Klever Straße zum Klever Tor, einem weiteren Wahrzeichen der Stadt. Das Doppeltor ist der letzte erhaltene Zugang der 1389 errichteten mittelalterlichen Stadtbefestigung. Zunächst kommt der viergeschossige Hauptturm und dann das kleinere Tor mit den beiden kleineren Türmen. Jetzt geht es auf dem Nordwall, vorbei an der Kriemhild-Mühle und dem bunten Drachen, zum LVR-Archäologischen Park.

Um 50 v. Chr. kam es zur ersten Begegnung von römischen Truppen und den gallischen und germanischen Stämmen, die am Niederrhein siedelten. Um 100 n. Chr. erhielt die römische Siedlung Colonia Ulpia Traiana das Stadtrecht. Diese existierte bis zum Frankeneinfall im Jahr 275/276.

Einblicke in die Römerzeit ermöglicht der 1977 eröffnete Archäologische Park Xanten. Dieser ist Deutschlands größtes römisches Freilichtmuseum. Bei allen Gebäuden auf dem weitläufigen Gelände handelt es sich um Rekonstruktionen bzw. Teilrekonstruktionen, die den römischen Originalbauten in Maßstab und Standort entsprechen.

Zu den Highlights im Park zählen das Amphitheater, die römische Herberge mit Küchengarten, die Handwerkerhäuser, der Hafentempel, das Schiffszelt, die Stadtmauer mit Wehrgang und das Nordtor. Reste der Thermenanlage werden im Römermuseum den Besuchern präsentiert. Auch weitere Originalfunde finden sich im modernen Bau aus Stahl und Glas. Zu sehen gibt es außerdem die Siegfried-Mühle mit ihrem Café.