Stadtentwicklung Masterplan für die Innenstadt steht unter Erfolgsdruck
Mit einem integrierten Handlungskonzept soll die Basis gelegt werden, um bei der Beantragung von Fördermitteln bessere Karten zu haben.
Burscheid. Sobald Hans-Joachim Hamerla anfängt zu reden, mangelt es nicht an plastischen Zitaten. „Wenn die Stadt nichts macht, wird es Burscheid als Zentrum nicht mehr geben“, ist eines davon. Hamerla ist angetreten, das zu verhindern — und will sich an seinen Erfolgen messen lassen. Sein Auftrag: ein Integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept (IEHK) für die Stadtzu erstellen.
Vielleicht braucht es Menschen wie ihn, um angesichts des Wortungetüms nicht sofort an eine städteplanerische Totgeburt zu denken. Hamerla ist eine Art Star der Szene. Früher war er mal Beigeordneter, später auch Stadtdirektor. Dann hat er die Seiten gewechselt und sich selbstständig gemacht. Vor 20 Jahren hat sich sein heute in Düsseldorf beheimatetes Büro ASS im Auftrag des Landesministeriums erstmals die Bonner Innenstadt angeguckt. Der Grundgedanke: weg von einer Einzelfallförderung hin zu einem Gesamtkonzept, das als Argumentationsbasis für alle Förderanträge gilt.
Seither sind der Architekt, Städteplaner und Geograf und seine Mitarbeiter so etwas wie das kommunale Gegenmittel gegen die wachsenden Klagen von den sterbenden Innenstädten. Der Masterplan, den sie nun auch für Burscheid entwickeln und über einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren umsetzen wollen, soll dabei eine Mischung aus Außen- und Binnensicht werden.
Die Außensicht steuern die Düsseldorfer bei, indem sie Burscheid und Hilgen analysieren, Zahlen und Fakten zusammentragen, Stärken und Schwachpunkte ausmachen. Die Binnensicht sollen die Burscheider selbst beitragen. Aber nicht als Reaktion auf „Maoam-Fragen“, wie Hamerla Workshop-Ansätze nach dem Motto „Was hättet ihr gerne?“ nennt. Um zu erreichen, dass sich wirklich der Mehrheitswille der Bürgerschaft und nicht Partikularinteressen durchsetzen, soll der Prozess der Bürgerbeteiligung über die schrittweise Einbeziehung verschiedener Akteure und Experten gesteuert werden, bis es schließlich ein konkreteres Bild gibt, über das sich öffentlich diskutieren lässt.
Dass am Ende nicht nur schöne bunte Pläne stehen, sondern sichtbare Erfolge, darauf drängt nicht nur der frühere Verwaltungsbeamte in Hamerla, darauf drängt auch sein heutiges kommunales Gegenüber, Bürgermeister Stefan Caplan. Für ihn ist es das erste Mal, dass er mit einstimmiger Rückendeckung der Politik einen solchen komplexen Prozess begleitet. Und seine Erwartung ist ganz klar, dass das angestrebte Konzept bei Bezirks- und Landesregierung nicht nur auf Akzeptanz stößt, sondern sich auch in konkreten Förderungen niederschlägt.
Ausgangspunkt, aber längst nicht mehr alleiniger Mittelpunkt ist dabei der geplante neue Standort für einen Super- und Drogeriemarkt in der Montanusstraße. Um ihn zu einem Erfolg zu machen, müssen bauliche Qualität, Verkehrslösungen, Einzelhandelskonzept und die Gestaltung des öffentlichen Raums ineinandergreifen. Das ist die Grundidee des Handlungskonzepts.
Ende des Jahres soll es fertig sein und Anfang 2017 schon dazu dienen, einen Grundförderantrag zu stellen. Mit seiner Bewilligung würde noch kein Geld fließen, aber es wäre das Signal, dass die Bezirksregierung das Konzept mitträgt — und bei allen darauf basierenden Einzelförderanträgen schlechter Nein sagen kann. Ins oberbergische Waldbröl, von der Einwohnerzahl her eine Liga mit Burscheid, seien so insgesamt 23 Millionen Euro geflossen, sagt Hamerla. Einer dieser Erfolge, an denen er sich messen lassen will.