Mit der Hände Arbeit zum Gesellenstück
In vielen Tischlereien kommt heute längst Computertechnik zum Einsatz. Nicht bei Andreas Paas. Auch das Abschlussstück seines Lehrlings Damian Neuhoff entstand in handwerklicher Arbeit.
Burscheid.Gerade einmal mit sieben weiteren Auszubildenden teilt sich Damian Neuhoff die Berufsschulklasse des aktuellen Tischlerjahrgangs. „Es wird kaum noch ausgebildet“, erläutert der Burscheider Tischlermeister Andreas Paas, der auf seine Zeit in der Berufsschule mit zwei Klassen à 30 Schüler zurückblickt.
Was das für die Zukunft der Zunft bedeuten kann, zeigt sich auch im aktuellen Gesellenstück von Damian Neuhoff, der bei Paas seine Lehre absolviert, beziehungsweise absolviert hat: Es handelt sich um einen 1,80 Meter langen und 80 Zentimeter tiefen Schreibtisch aus Eschenholz. 100 Arbeitsstunden hat der junge Kölner dafür nach Vorgabe investiert — in Handarbeit. „Da sind sehr viele traditionelle Holzverbindungen drin. Es ist ein sehr anspruchsvolles Stück ohne einen rechten Winkel“, erläutert Paas.
Eine Schablone als Hilfsmittel wurde eingesetzt und natürlich wurden auch entsprechende Maschinen zur Hilfe genommen. Aber grundsätzlich handele es sich noch um eine reine handwerkliche Leistung. Ohne den Einsatz einer computergesteuerten Anlage (CNC), wie sie heute immer häufiger zum Einsatz kommt. „Da drückt man nur auf den Knopf und alles kommt fertig hinten raus“, schildert Damian Neuhoff vereinfacht. Anerkannt zur Herstellung eines Gesellenstücks sei aber auch diese Arbeitsmethode.
Doch der 25-jährige begleitet den Werkstoff lieber Schritt für Schritt. „Ich arbeite sehr gerne mit Holz, da steckt eine Leidenschaft drin.“ Die Leidenschaft zeigt sich auch darin, dass alle drei Schubfächer vorne schräg sind — wie auch alle Tischbeine. Und in die Eschenplatte wurde im hinteren Bereich ein Fach für „Krimskrams“ eingelassen. „Ich wollte einen Schreibtisch im Stil der 60-er Jahre anfertigen. Das finde ich sehr schön“, sagt der 25-Jährige, der sein Gesellenstück am Mittwoch abgeben musste. Die Note dafür wird ihm erst später mitgeteilt.
Die theoretische Prüfung hat er auch hinter sich, heute muss er als praktische Prüfung noch eine Arbeitsprobe per Hand anfertigen. Und am kommenden Mittwoch wird Neuhoff in Lindlar losgesprochen. Erstmal will er dann bei Tischler Paas an der Luisenstraße weiterarbeiten. Der freut sich natürlich über die qualifizierte Fachkraft als Geselle, sagt aber auch: „Ich bin der Meinung, nach der Ausbildung sollte man noch in einen anderen Betrieb gehen, um weitere Erfahrungen zu sammeln.“ Doch der 25-Jährige will jetzt schnellstens eine Meisterschule besuchen — und sich dann selbstständig machen.
Einen Nachfolger für den scheidenden Auszubildenden braucht Paas in diesem Jahr übrigens n³icht. Erst im kommenden Jahr wird wieder nachgelegt. Zwei Lehrlinge begleiten den Betrieb somit permanent in einer dreijährigen Ausbildungsepoche. Sorgen um Nachwuchs müsse Paas sich noch nicht machen. „Es gibt eigentlich noch genug Bewerber.“ Dabei bevorzugt der Burscheider allerdings reifere junge Leute. „Ich habe mit älteren Lehrlingen gute Erfahrungen gemacht.“