Modell-Helikopter: Ein Hobby zum Abheben
René Kahle und seine Lebensgefährtin Tanja Koll hat das Helikopter-Fieber gepackt. Nach neun Monaten Arbeit stand jetzt der Jungfernflug für ihr neustes Modell an.
Burscheid. Natürlich juckt es in den Fingern. Neun Monate Arbeit, etwa 10 000 Euro nur für das Material — das Ergebnis steht vor ihm, startbereit. Aber dann siegt doch die Vernunft.
René Kahle überlässt den Jungfernflug seines neuen Helikopters doch einem absoluten Profi. Und das ist gut so: Die Turbine, von Kerosin betrieben, heult auf, René Kahle bekommt Gänsehaut. Wenige Sekunden später fliegt sein Modell-Helikopter wenige Meter über dem Boden.
„Das Ding ist ein Biest“, sagt Georg Maier von der Heli-Factory, der mit einer riesigen Fernbedienung ausgestattet versucht, das Modell mit einer Spannweite von über zwei Metern ruhig in der Luft zu halten.
Wieder nur wenige Sekunden später ist der Jungfernflug vorbei, der Heli ist wieder sanft gelandet. Das Ergebnis ist positiv: „Er fliegt wirklich, war mein ersten Gedanke“, sagt René Kahle. „Doch wir haben noch viel zu tun.“
Selbst der Modellflug—Profi von der Firma Heli-Factory hatte Probleme, das Modell zu fliegen. Nach dem Jungfernflug wird sofort das Notebook an die Netzwerk-Schnittstelle des Modells angeschlossen.
465 Grad ist die Turbine heiß geworden — alles im grünen Bereich. Doch es fehlt noch an der Feinjustierung, damit auch René Kahle dem Jucken in seinen Fingern nachgeben kann, bis auch die Vernunft einen eigenen Flug zulässt. „Vielleicht ist es bei den Heli-Days im nächsten September so weit. Aber es gibt auch Modellbauer, die das Ergebnis ihrer Arbeit nie selbst steuern, weil der Respekt zu groß ist“, weiß Kahle.
Seit 2008 beweist er, dass der oft als langweilig und spießig verspottete Modellbau ein echtes Abenteuer sein kann. Technik und Hubschrauber haben ihn schon immer fasziniert. Der gelernte Kfz-Mechaniker hat bis zu einem Bandscheibenvorfall im Motorsport gearbeitet.
Danach hat er sich seinen ersten Modell-Helikopter gekauft. Ein kleines Modell unter fünf Kilo. „Das dürfte man sogar im eigenen Garten fliegen. Aber das würde niemand machen, Sicherheit geht vor. Diese Dinger sind fliegende Rasenmäher, wenn die Hand reingerät, ist sie ab.“
Seitdem ist seine Leidenschaft für den Modellflug entbrannt. Ein Hobby, für das seine Lebensgefährtin Verständnis aufbringen muss: „Wir haben keine Wohnung, sondern eine Werkstatt mit angeschlossener Küche“, sagt Tanja Koll scherzhaft. Auch bei der 33-Jährigen ist die Begeisterung zu spüren, wenn sie von den Modell-Helikoptern spricht.
Sie hilft beim Bau, ist vor den ersten Flügen genau so aufgeregt wie ihr Freund. Nur manchmal wird es ihr zu viel: 2400 Löcher für Nieten musste René Kahle für einen zweiten Modell-Heli bohren. „Über Stunden das Gräusch eines Zahnarzt-Bohrers zu hören, kann schon nerven.“
Doch wie emotional auch sie das Hobby ihres Freundes begleitet, zeigt der Unfall mit dem zweiten, mittlerweile ersetzten Modell: Während eines Fluges brach eine Gabel, die die Rotorblätter mit dem Körper des Modells verbindet. Wie ein Stein ging der Helikopter zu Boden — Totalschaden. Tanja Koll erfuhr der SMS auf der Arbeit von dem Unglück. „Als ich zu Hause das Ergebnis gesehen habe, musste ich erstmal eine Träne verdrücken.“
Mit dem neuen, 23 Kilo schweren Meisterstück von René Kahle soll das nicht passieren. Deshalb siegt noch die Vernunft. „Helikopter sind die Königsklasse des Modellflugs“, sagt Kahle. „Während Flugzeuge eigentlich sehr stabil fliegen, wollen auch echte Hubschrauber physikalisch eigentlich gar nicht abheben.“