Motorradlärm: Jetzt machen die Anwohner mobil
Aktionsgruppe plant nun mehrere Veranstaltungen in Dabringhausen und in Dhünn für Frühjahr und Sommer.
Rhein.-Berg. Kreis. Jürgen Steeger sagt selbst, dass er „in der Einflugschneise“ wohnt. Der Dabringhauser meint damit die Motorradstrecke an der L101 Richtung Altenberg und in die entgegengesetzte Richtung nach Dhünn. Nicht ohne Grund wohnt Jürgen Steeger als einer von vielen Anwohnern regelmäßig dem Arbeitskreis Motorradlärm bei, der seit vorigem Jahr regelmäßig tagt.
Zuletzt saßen die rund 15 Lärmgeplagten mit Vertretern der Stadt am Dienstag zusammen. Und hörten erstmals jene Ergebnisse der Lärmmessungen, etwa in Lüdorf oder Halzenberg, die auch am 5. März im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr der Öffentlichkeit vorgestellt werden sollen. „Es waren für uns keine wirklich überraschenden Ergebnisse“, sagt Jürgen Steeger. „Aber dennoch war es interessant zu hören, dass wir teilweise einem Lärm ausgesetzt sind, der dem einer Einflugschneise am Flughafen gleicht.“
Nur so viel: Der Messpunkt Lüdorf habe sowohl in Bezug auf Lautstärke wie auch auf Geschwindigkeit herausgestochen, teilt Anwohner Thomas Jumpertz mit. „Ich bin selber Motorradfahrer“, sagt er. „Aber diese 15, 20 Prozent der Fahrer, die sich nicht benehmen können, verderben uns auch die Lust am Fahren im Bergischen.“
Zwei Aktionen sind zusammen mit der Stadt geplant: Voraussichtlich am 15. April und am 3. Juni wollen die Anwohner mit Speisen und Getränken am Straßenrand mit Motorradfahrern ins Gespräch kommen und auf ihre Situation aufmerksam machen. „Für den 15. April haben wir den Standort untere Altenberger Straße, Höhe Glascontainer, beschlossen“, teilt Thomas Jumpertz mit. „Wir gehen nun in die Vorbereitung mit der Stadt, werden aber Unterstützung brauchen.“ Freiwillige, die am 15. April Zeit haben und konstruktiv argumentieren können und wollen, seien ebenso eingeladen wie jene, die Kaffee oder Sitzgelegenheiten zur Verfügung stellen.
Der technische Dezernent Thomas Marner steht hinter dem Engagement der Einwohner. „Sie setzen sich ein und arbeiten konstruktiv mit. Das begrüßen wir natürlich auch“, sagt er. Die Stadt werde die Aktionen an der Straße gern unterstützen: „Mit Flyern zum Beispiel oder mit speziellen Verkehrsregelungen an diesen Tagen“, sagt der Dezernent.
Dass nicht gerade jene Motorradfahrer sich angesprochen fühlen werden, um die es schließlich geht, sei ihm klar. „Die Lärmmacher fühlen sich allenfalls gestört von solchen Aktionstagen. Aber das wollen wir ja auch. Aufrütteln.“
Zudem will die Verwaltung einige Verkehrsdisplays mit Geschwindigkeitsanzeige aufstellen. Und es soll Plakate mit abschreckenden Bildern von Motorradunfällen geben.
„Unser Ziel ist es, an das Sicherheitsbewusstsein der Fahrer zu appellieren“, erklärt Jürgen Steeger. Denn er weiß: „So lange die Lärm-Werte die vorgeschriebenen Messwerte nicht überschreiten, können wir über den Lärm nichts machen. Erst dann, wenn die Motorradfahrer die Sicherheit anderer gefährden, können Polizei oder Ordnungsamt eingreifen.“ Die Polizei will deshalb auch ihre Aktion „Kaffee und Knöllchen“ fortsetzen. Wann, das teilen die Beamten erstmals nicht mit. „Aus strategischen Gründen“, sagt Polizeisprecher Richard Barz. „Denn die Raser kommen ja in der Regel nicht auf Einladung vorbeigefahren.“