Musicalische Academie: Beschwingtes Wandeln auf neuen musikalischen Wegen

Engelbert Wrobels Jazz treibt auch die Academie zu mitreißendem Musizieren an.

Foto: Siewert, Doro

Burscheid. „Balsam für die Seele“, „Was für eine tolle Musik!“, „Das schönste Academie-Konzert!“: Begeistert waren die Zuhörer, und voller Schwung und Energie die Musicalische Academie, angefeuert durch Engelbert Wrobel und seine Band. „Swinging classics“ war genau das Richtige für diesen schönen Sommerabend „on the sunny Side of the Street“.

Foto: Siewert, Doro

Wolfgang Georg und sein Orchester fühlten sich auf den hier neu beschrittenen Wegen hörbar wohl und machten damit deutlich, dass es sich lohnt, die Trennung zwischen „ernster“ Musik und Unterhaltungsmusik einmal zu überwinden.

Nicht nur Jazzfreunde kennen die Arien aus der „West Side Story“ von Leonard Bernstein. Auch wenn sie, wie die übrigen Songs des Programms auch, ausschließlich instrumental erklangen, der Wiedererkennungseffekt ließ die Zuhörer schon jetzt nicht mehr ruhig auf den Stühlen sitzen.

Ganz andere Rhythmen hat der Ragtime. Scott Joplins Ragtime Waltz „Pleasant Moments“, hier arrangiert von Academie-Mitglied Til Werner, erklang lebendig und beschwingt. Anschließend der erste Höhepunkt des Abends mit Engelbert Wrobel und seiner Combo (Oliver Mewes, Drums, Chris Hopkins, Piano, und Academie-Mitglied Willi Farnung, Bass). In unter dem Titel „Satchmo“ zusammengefassten Melodien von Louis Armstrong brillierte vor allem Wrobel mit seinen Improvisationen.

Zu Beginn einer nicht angekündigten Zwischenmusik berichtete Wrobel, dass er sein Sopransaxofon noch „mit einem Bunsenbrenner für Crème brûlée“ reparieren musste. Trotz dieser Vorgeschichte bezauberte er mit leisem, sich ins Ohr schmeichelndem Ton, virtuos vom Pianisten und der Rhythmusgruppe begleitet. Nach anfänglichem Zögern sprang jetzt der Funke für das beim Jazz übliche Klatschen nach den Improvisationen aufs gesamte Publikum über.

George Gershwins Oper „Porgy and Bess“ hat zumindest durch „Summertime“ eigentlich fast jeder im Ohr. Die Geigen schwelgten im Klang, die Bläser im Swing. Impulse für das Orchester gingen auch bei „Singing in the Rain“ von Engelbert Wrobel aus. Da blieb keiner mehr steif, und für die Zuhörer war es nicht nur ein Wiedererkennen, sondern ein Neuentdecken. Vor der Pause brillierte Pianist Chris Hopkins solo mit „Echos of Spring“ von Willy the Lion Smith; mit extrem leichtem, perlendem Anschlag zauberte er Vogelgezwitscher aus den Klaviertasten heraus.

Bevor die Holzbläser der Academie den zweiten Teil eröffneten, dankte Anke Wischer, Vorsitzende der Academie, Barbara Sauer mit Blumen für ihre seit Jahren qualitätvollen Programmtexte. Arrangiert von Academie-Mitglied Joana Spix, ließen die Bläser dann in „Bohemian Rag“ von Josef Lamb die Verbindung von volkstümlicher (hier böhmischer) Musik mit Jazz in schönem Zusammenspiel erklingen.

Schwungvoll und mitreißend dann das Orchester mit „A salute to the Big Bands“. Mit einem Blick hinaus auf den Sonnenschein kommentierte Engelbert Wrobel das folgende „On the sunny Side of the Street“. Je mehr sich das Konzert dem Schluss zuneigte, umso übermütiger musizierten Solisten und Orchester. Das ging auch bei den Zuhörern ins Blut. Tastengewaltig Chris Hopkins und Engelbert Wrobel im musikalischen Gespräch mit der Rhythmus-Gruppe in „Fascinating Rhythm“ von George Gershwin. In „Cole Porter classics“ kam auch das Altsaxophon zu seinem Recht.

Ohne Zugaben ließen die Zuhörer alle Mitwirkenden nicht von der Bühne. Und so kamen sie in den Genuss von drei Zugaben und nahmen bedauernd das Ende des Konzerts in Kauf.