Musikschule: Gründe für Kündigung genannt

Die Geschäftsführerin Heidi vom Stein nimmt schriftlich Stellung zum Streit. Der Vorstand stellt sich der Diskussion mit der Lehrerkonferenz.

Burscheid. Ein weiterer turbulenter Tag in der Geschichte der Musikschule: Im Haus der Kunst hatte zunächst gestern Vormittag der musikschulinterne Streit seine zweistündige Fortsetzung gefunden. Hinter verschlossener Tür stellte sich der komplette sechsköpfige Vorstand der Musikschule im Pastor-Löh-Zimmer der Lehrerkonferenz vor. Im Mittelpunkt stand aber die Stellungnahme, mit der sich 26 Lehrer am Wochenende wie berichtet gegen die Kündigung von Geschäftsführerin Heidi vom Stein ausgesprochen hatten.

Immer wieder sei er in der "sehr kontroversen Diskussion" gedrängt worden, die Gründe für die Trennung von Heidi vom Stein zu nennen, sagte Vorsitzender Axel Plutte hinterher. "Der Vorstand war in der misslichen Lage, zu der Kündigung nichts sagen zu können" - aus datenschutz- und arbeitsrechtlichen Gründen.

Das tat dann aber die gekündigte Geschäftsführerin selbst - in einer Erklärung, die sie gestern Nachmittag verschickte. Unter der Überschrift "Wie weit geht Loyalität?" macht sie deutlich, dass es offenbar wegen der 61Neuaufnahmen zum Zerwürfnis mit dem Vorstand gekommen ist.

Sie habe erst nach der Vorstandssitzung am 14. Februar von den Neuaufnahmen erfahren und "den Vorstand zur Rede" gestellt, warum die Anträge nicht über das Büro gelaufen seien. Daraufhin habe Axel Plutte erklärt, dass Neuaufnahmen laut Satzung eine Vorstandssache seien. Vom Stein: "Ich warf dem Vorstand vor, sich einen ,Betonposten’ zu sichern, indem er passive Mitglieder seines Gustos aufnehme." Von einem Vorstandsmitglied habe sie erfahren, dass 49 der 61neuen Mitglieder auch dem OVH angehörten.

Am Samstag vor der Mitgliederversammlung, so vom Stein, habe sie dann den 1. und 2. Vorsitzenden aufgefordert, auch die 41 weiteren Anträge auf Mitgliedschaft (überwiegend Lehrer) noch vor der Wahl anzuerkennen oder die 61 neuen Mitglieder nicht zur Wahl zuzulassen. "Ich erklärte, dass es sonst öffentlich werden würde."

Diese Angaben decken sich mit einer Erklärung, die Plutte auf der Mitgliederversammlung am 18. Februar verteilt hatte. Dort erwähnt er am Ende ohne Namensnennung der Geschäftsführerin, er und sein damaliger Stellvertreter Hubert Schildgen seien am Abend des 16. Februar mit den Worten angesprochen worden: "Ihr bekommt am Montagmorgen ca. 40 neue Anträge auf Mitgliedschaft. Wenn der Vorstand die Antragsteller nicht bis zur Mitgliederversammlung als Mitglieder aufnimmt, gehe ich an die Presse."

"Hätte ich zu dieser Ungerechtigkeit schweigen sollen?", fragt vom Stein in ihrer Stellungnahme. Sie moniert auch, dass nun "Eltern, die monatlich ihre Beiträge zwischen 20 und 74 Euro zahlen", das gleiche Stimmrecht hätten "wie neuerdings Mitglieder für einen Euro". Damit spielt sie auf die Mitgliedsbeiträge der neuen passiven Mitglieder an, die sich zwischen einem und zwölf Euro pro Monat bewegen. Seit vergangenem Mittwoch ist vom Stein von ihrer Arbeit freigestellt. Ihr Arbeitsverhältnis endet am 30. Juni.

Plutte bekräftigte auf der Lehrerkonferenz gestern Vormittag aber wie angekündigt, dass der Vorstand mit allen Lehrern weiterarbeiten wolle, egal auf welcher Seite des Richtungsstreits sie stünden. Den Vorwurf der Lehrer, den Termin der Vorstandswahlen aus taktischen Gründen vom 11. auf den 18. Februar verlegt zu haben, um noch die neuen Mitglieder aufnehmen zu können, wies der Vorsitzende zurück. "Die Verlegung ist allein mit Rücksicht auf den Terminkalender von Bürgermeister Kahrl geschehen, den wir als Wahlleiter benötigten." Das bestätigt auch vom Stein in ihrer Stellungnahme.

Auf die Kritik der Lehrer an der aus ihrer Sicht überholten Satzung entgegnete Plutte, dass die Satzung für einen Verein so bindend sei wie das Grundgesetz für einen Minister - unabhängig von der Zeit, die seit der Verabschiedung vergangen sei.

Ohnehin stimmt der Hinweis auf die 36-jährige Gültigkeit der Musikschulsatzung nur bedingt. Denn nach der Abberufung von Thomas Sieger als Leiter des Jugendorchesters war sie auf einer Mitgliederversammlung im Februar 2007 geändert worden. Die Änderung war zuvor von einem Runden Tisch vorbereitet worden, an dem auch Elternvertreter saßen, die jetzt wieder die in der Satzung festgeschriebene Nachwuchsförderung für die örtlichen Orchester kritisieren.

Schlagzeuglehrer Jens Mayland, einer der 26 protestierenden Lehrer der Musikschule, sagte gestern im Anschluss an die Konferenz, er habe den Eindruck, "als wollte der Vorstand sich aus den Sachverhalten herausreden". Die Lehrerschaft wolle die Kündigung der Geschäftsführerin nicht unbegründet hinnehmen.

Der Streit sei nach seinem Eindruck nicht ausgeräumt. "Es gab auch Fragen dazu, wie der neue Vorstand sich vorstellt, das Vertrauen der Lehrer zurückzugewinnen." Das weitere Vorgehen, so Mayland, müsse nun erst einmal innerhalb der Lehrerschaft beraten werden.

Ihr Protestschreiben ist unterzeichnet von York Allroggen, Dietmar Berger, Stefanie Bias, Wolfgang Blank, Antonio Cauda, Jochen Clüsserath, Kristof Dömötör, Yoko Dozaka, José Fernandez-Bardesio, Heiner Gulich, Gudrun Höbold, Jan Kieselhofer, Susanne Knoop, Jens Mayland, Katharina Ortlinghaus, Renate Partz, Uli Riechert, Christoph Rüßmann, Tobias Schaaf, Sabine Schnitzer, Thomas Sieger, Itai Sobol, Dietmar Steinhauer, Uta Vossebrecker, Barbara Wirtz-Böhm und Ulrike Witt.