Neuer Imam predigt auch auf Deutsch

Abdunasir Aydin (51) ist Anfang April von Wermelskirchen zum Türkisch-Islamischen Kulturverein nach Massiefen gewechselt.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Wenn die Spendenaktion „Ökumene bewegt“ am Samstag um 14 Uhr mit einem interreligiösen Segensgebet in der evangelischen Kirche am Markt beginnt, dann ist ein neues Gesicht dabei. Seit Anfang April ist Abdunasir Aydin neuer Imam des Türkisch-Islamischen Kulturvereins in Massiefen. Für fünf Jahre ist der 51-Jährige jetzt für das geistliche Leben der Ditib-Gemeinde verantwortlich — als Nachfolger des Mitte Januar verabschiedeten Erdal Sayar.

Aydin lebt mittlerweile auch schon mit seiner Familie in der gemeindeeigenen Wohnung nahe dem Kulturzentrum. Und diese Familie ist groß: Seine Frau und sechs Kinder (davon fünf Töchter) zwischen acht und 26 Jahren gehören dazu. Die drei Ältesten studieren bereits, die Jüngeren besuchen noch die Schule.

Burscheid ist nicht seine erste Station in Deutschland. „Von 2001 bis 2005 habe ich schon einmal in Paderborn gearbeitet und zuletzt 18 Monate in Wermelskirchen.“ Vier Sprachkurse in dieser Zeit haben dafür gesorgt, dass Aydin der erste Imam in Burscheid ist, der neben Türkisch und Arabisch auch gut Deutsch spricht und entsprechend im Freitagsgebet predigen kann.

Damit kommt er nicht nur einem verbreiteten Wunsch der Gesellschaft nach mehr Transparenz nach, sondern auch einem wachsenden Bedürfnis der eigenen Gemeinde. Denn die zweite und dritte Generation der türkischen Familien ist meist hier geboren und spricht oft besser Deutsch als Türkisch. „Dass auch unsere Imame Deutsch sprechen, kommt jetzt langsam immer mehr“, sagt der Vereinsvorsitzende Ibrahim Dindar.

Neben den täglich fünf Gebeten als einer Hauptaufgabe wird sich Aydin auch um den Kultur- und Koranunterricht der Gemeinde kümmern, der sich an Kinder zwischen sieben und 15 Jahren wendet und am Wochenende stattfindet. Insgesamt umfasst der Kulturverein rund 200 Mitglieder.

Interreligiöse Begegnung ist Aydin wichtig. „Ich hatte schon in Paderborn gute Kontakte zu christlichen Gemeinde.“ Wer andere Religionsgemeinschaften nicht kenne, neige zu Vorurteilen und Verdächtigungen. „Dialog ist besser. Wir sind offen für alles und haben keine Angst. Jeder kann sehen, was wir machen.“

Auch die Flüchtlingsarbeit liegt ihm am Herzen. „In Wermelskirchen haben wir für syrische Flüchtlinge Kleidung gesammelt, Essen gespendet und sie moralisch unterstützt.“ Manche haben ihn schon in Burscheid besucht. „Wir müssen diese Menschen schützen und uns um sie kümmern.“

Das Bergische Land und Burscheid gefallen dem neuen Imam gut. Die Landschaft erinnert ihn an seine türkische Heimat, die Stadt Siirt in Ostanatolien, wo er mit acht Geschwistern aufgewachsen ist. Nur bei einem Produkt enden die Vergleiche: Der Honig aus Siirt sei einmalig.