Prozess Reker-Attentat: Angeklagter gesteht Messer-Attacke
Der Peiniger von Henriette Reker hat den Angriff auf die parteilose Kölner Politikerin gestanden, aber eine Tötungsabsicht bestritten. Sein Rambo-Messer sei stumpf gewesen.
Düsseldorf. (dpa/lnw) Der 44-jährige Anstreicher Frank S. hat das Messer-Attentat auf die Kölner Kommunalpolitikerin Henriette Reker vor Gericht gestanden. Er habe sie nach einer Rose gefragt, einmal zugestochen und das Messer dann direkt weggeworfen. „Das ist eine extreme, grausame Sache, die ich da gemacht habe“, sagte er am Freitag vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht. Reker war bei der Attacke einen Tag vor ihrer Wahl zur Kölner Oberbürgermeisterin in den Hals getroffen und lebensgefährlich verletzt worden.
„Ich habe das als letzte Möglichkeit gesehen, etwas zu bewegen.“ Er habe ein Zeichen setzen wollen. „Die ganze politische Situation hat mich sehr deprimiert.“ Die Klinge des Messers sei aber „total stumpf“ gewesen.
Er bestritt eine Tötungsabsicht: „Ich wollte sie verletzen“, sagte er. Wenn er sie hätte töten wollen, hätte er das sehr leicht machen können.
Es sei ihm um die „Selbstzerstörung Deutschlands“ gegangen und um einen „Riesen-Wahlbetrug“. „Die Leute sollten dadurch erfahren, dass Reker ein trojanisches Pferd der Grünen ist.“ Reker sei für ihn eine „völlig weltfremde linksradikale Schickeria-Idiologin“.
„Um Theatralik reinzubringen“, damit die Tat martialischer wirke, habe er bewusst sein großes „Rambo-Messer“ für die Tat gewählt. Vor der Tat habe er morgens drei Bier getrunken, um sich zu enthemmen. Rekers Wahlkampftermine habe er bereits am Vorabend herausgesucht und ausgedruckt.
Anschließend sei eine Menschenmenge auf ihn zugekommen. Da habe er zu seinem zweiten, kleineren Messer gegriffen: „Ich wollte mich nicht lynchen lassen.“ Dass er noch weitere Menschen verletzt habe, sei eine „Kurzschluss-Reaktion“ gewesen.
Zuvor hatte die Vorsitzende Richterin Barbara Havliza bekannt gegeben, dass in der Wohnung des Angeklagten CDs mit fremdenfeindlichem Inhalt von Bands wie „Sturmgewehr Deutschland“, „Stahlgewitter“ und auch eine CD mit Hakenkreuz gefunden worden seien. Die habe er sich vor 20 Jahren zugelegt, sagte der Angeklagte. „Da war ich jung.“
Die Richterin wollte daraufhin wissen, wann er sich die Email-Adresse „Berserker1488“ zugelegt habe. Die Zahlen seien ein Szene-Code für „Auf Deutschland! Heil Hitler!“ „Da können sie reinlesen, was sie wollen“, entgegnete der 44-Jährige.
Er hatte bereits vor einer Woche eingeräumt, in Bonn der rechten Szene angehört zu haben. Unter anderem wegen „Schlägereien mit der Antifa“ und „politisch motivierter Sachen“ sei er mehrfach verurteilt worden und habe zwischen 1997 und 2000 gut drei Jahre im Gefängnis gesessen.
Der 44-jährige arbeitslose Anstreicher ist wegen versuchten Mordes angeklagt. Damit droht ihm lebenslange Haft. Der Prozess findet im Hochsicherheitstrakt des Oberlandesgerichts Düsseldorf statt. Reker leidet auch ein halbes Jahr nach der Attacke noch an den Folgen und wird weiter behandelt. Sie soll in einer Woche als Zeugin aussagen.
Reker war vor der Wahl als Sozialdezernentin für die Unterbringung der Flüchtlinge in Köln zuständig. Die parteilose Politikerin wurde lebensgefährlich verletzt und lag während ihrer Wahl an die Stadtspitze im künstlichen Koma. Frank S. war unmittelbar nach der Bluttat noch am Tatort festgenommen worden.