Nur die Schauer stören das Flanieren
140 Stände machen das Familien- und Umweltfest zum größten Auftakt der Umweltwoche, den es je gegeben hat.
Burscheid. So groß wie nie — und so verrückt wie nie: 80 Stände in der Montanusstraße unter Federführung von Uwe Graetke und der Stadt, 60 Stände noch einmal in der Hauptstraße vom Markt bis zur Sparkasse unter der organisatorischen Obhut von „Wir für Burscheid“ (WfB) und Daniela Zyball ergaben zwei eindrucksvolle Flaniermeilen unter dem neuen gemeinsamen Dach des Familien- und Umweltfestes. Und dieses Flanieren erfolgte mal im frühlingshaften Sonnenschein und wurde Minuten später schon wieder von Schnee- oder Regenschauern unterbrochen.
Ungeachtet der Wetterkapriolen des ausklingenden Monats April füllte sich die Innenstadt nach zähem Beginn am Morgen ab der Mittagszeit zusehends. „Trotz des Wetters sind die meisten Händler fröhlich und positiv gestimmt“, bilanzierte Zyball am Nachmittag.
Für sie hatte der Tag nach einer Nacht auf dem Feldbett im eigenen Fitnessstudio schon um 7 Uhr begonnen und zwei Stunden später bereits den ersten Schock parat: Ein Autofahrer ignorierte die Sperrungen, um Brötchen zu kaufen, und rammte dabei den Hydranten mitten auf der Straße an der Ecke Hauptstraße/Montanustraße. Eine haushohe Fontäne sorgte minutenlang für Ratlosigkeit.
Stunden später war das Malheur der Morgenstunden aber längst verarbeitet. Die WfB-Organisatorin freute sich über rund zehn Stände mehr als im Vorjahr und „eine größere Vielfalt“. Besonders angetan hatten es ihr die Perlsacktiere von Thomas Bolenius, das Duftobst die Bereitschaft der Bergischen Wohnmobile aus Massiefen, sich erstmals auf dem Fest zu präsentieren.
Am Brunnenplatz war mit Unterstützung der Stadt, von Café Arnz, dem Lädchen und der Kreissparkasse unter einem Partyzelt für ein Musikprogramm gesorgt worden, während die Hauptbühne ganz ans Ende der Montanusstraße an den Fuß der Bergstraße gewandert war.
Mitten im Gewühl spazierte Roswitha Dörr, früher Organisatorin des Straßenfests, über die Nachfolgeveranstaltung — und war voll des Lobes: „Ich finde toll, was alles für Kinder und Jugendliche der unterschiedlichsten Altersgruppen angeboten wird.“
In der Tat: Von der Kletterwand vor der Freikirchlichen evangelischen Gemeinde in der Weiherstraße über das „Pedalo“-Bewegungsangebot der Burscheider TG in der Hauptstraße bis zum elastischen Kletterturm der Belkaw in der Montanusstraße hatten die kleinen Besucher zahlreiche Möglichkeiten zum Ausprobieren und Austoben. Dazu kamen auf der Wiese neben dem Megafon noch Fuchsschafe und ein Ziegengehege.
Das Jugendzentrum selbst hatte mit Rücksicht auf die unsichere Wetterlage ab dem Morgen dem Flohmarkt Herberge geboten. Am Nachmittag lichteten sich die Reihen wieder, aber Nicole Bick und ihre Kinder Julius und Elisa waren zufrieden: „Wir haben ganz gut verkauft.“
Augenfällig in der Montanusstraße die zahlreichen Stände der Einsatzkräfte — vom Technischen Hilfswerk über die Werk- und Freiwillige Feuerwehr bis zur Polizei. Die DLRG-Ortsgruppe hatte um Verstärkung aus Leichlingen und Leverkusen gebeten, auch um der Optik willen.
So konnte der Burscheider Geschäftsführer Sebastian Bögel, seit Februar im Amt, die Fragen von Interessenten auch am Beispiel des Leichlinger Gerätewagens zur Wasserrettung beantworten. „Wir kooperieren ohnehin viel mit Leichlingen.“ Aber auch mehrere Boote dienten als Anschauungsunterricht für die Aufgaben der rund 200 DLRG-Mitglieder in Burscheid.
In den Bäumen am Markt flatterten derweil manche orangene Luftballons. Sie waren am frühen Nachmittag zusammen mit hunderten weiteren Ballons auf die Reise geschickt worden. Der Luftballonwettbewerb der WfB traf allerdings diesmal auf weniger Resonanz als in den Vorjahren. Denn sicher ist: Der Siegerballon, der in einigen Wochen ermittelt wird, wird ein besonders wetterfester gewesen sein.