Perücken für krebskranke Frauen im Salon Reininghaus
Friseurmeister Heiner Sieper aus Wermelskirchen ist vor drei Jahren in den Ruhstand gegangen. Jetzt hat er einen Stuhl in dem Geschäft an der Hauptstraße angemietet, um dort betroffenen Frauen zu helfen.
Burscheid.40 Jahre lang hatte Heiner Sieper seinen Salon in Wermelskirchen. Doch im wohlverdienten Ruhestandsalter von 64 Jahren trennte sich der Friseurmeister von seinem Geschäft und legte die Schere zur Seite. Das ist drei Jahre her. Nun macht er einen ungewöhnlichen Neuanfang: Im Salon von Herbert Reininghaus an der Hauptstraße 31 hat er einen Stuhl angemietet und macht sich erneut selbstständig. Mit einem Perückenservice insbesondere für krebskranke Frauen.
„Ich bin finanziell abgesichert, damit hat das nichts zu tun“, erklärt der heute 67-Jährige. „Das ist eine Berufung, weil ich vielen Frauen mit meinem Handwerk helfen kann.“ Schon in seinem früheren Geschäft hatte Sieper Frauen mit dieser Dienstleistung geholfen. Jetzt sei er immer häufiger angesprochen worden, es gebe einen Bedarf in dem Bereich zwischen Wermelskirchen und Leverkusen.
Da es aber wirtschaftlich nicht sinnvoll sei, wieder ein ganzes Geschäft zu eröffnen, habe er eine Vereinbarung mit seinem Freund Herbert Reininghaus getroffen. Dieser stellt ihm nun gegen eine bestimmten Betrag jenen Bereich im Burscheider Salon zur Verfügung, im dem früher sein Sohn tätig war, wegen einer Krankheit aber aufgeben musste.
„Bei mir ist zwar noch nie danach gefragt worden“, sagt der 78-Jährige. Aber er wisse, dass viele Frauen unter anderem nach Leverkusen fahren, um sich dort beraten zu lassen. „Wir wollen den Frauen den Weg abnehmen“, ergänzt Sieper. Besonderern Wert legt er künftig eben auf die Beratung. „Dafür nehme ich mir eine Stunde Zeit. Ich nehme den Frauen auch den Papierkram ab, damit sie nur noch einen kleinen Eigenanteil zahlen müssen.“ Zumeist übernehme nämlich die Krankenkasse. Und das sei auch wichtig. Schließlich liege eine Kunsthaarperücke mit Beratung und Einschnitt zwischen 300 und 600 Euro. In der Regel empfehle Sieper Kunsthaar, es gebe aber auch Echthaar.
Der Friseurmeister empfiehlt betroffenen Frauen, so schnell wie möglich vor einer anstehenden Chemotherapie zu kommen, damit Haarfarbe und Frisur abgeglichen werden können. Von einer Veränderung rate er ab. „Die Kundin soll ganz natürlich wirken.“ Und bei etwa 1000 Modellen, die von drei hochwertigen Firmen im Angebot seien, bekomme er diese Ähnlichkeit auch hin. „Keine Frau muss sich verstecken mit einer Perücke.“ Und damit kehre dann schnell auch das Selbstbewusstsein zurück. Sieper: „Das ist auch ein kleiner Beitrag zur Genesung.“