Burscheid Pfarrkarneval: Papst Franziska und Kardinal Wölkchen als Kirchenspitze

Zum Pfarrkarneval hatte die katholische Kirchengemeinde St. Laurentius am Samstagabend eingeladen.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Sechs der Pfarrgemeinde St. Laurentius eng verbundene Frauen verkehrten am Samstagabend im Pfarrsaal die katholisch-römische Weltanschauung. Sie schlüpften in die Rollen von Papst Franziska, Kardinal Maria Wölkchen und weiteren Geistlichen aller Hierarchieebenen — eben mit weiblicher Note, was bis heute in der katholischen Kirche undenkbar ist.

Beim Pfarrkarneval konnten die Damen ihre Meinung dazu äußern, verpackt in Witzen, so dass niemand ihnen böse sein konnte. Die Ausgangssituation auf der Bühne: Die katholische Kirche wird ausschließlich von Frauen geleitet. Irgendwann stellt sich die Frage, ob man sich dem anderen Geschlecht nicht doch mal öffnen sollte und bei der Gelegenheit auch gleich das Zölibat abschafft. „Iiiii, Männer“, lauteten die ersten Reaktionen. Der Versuch der Beschwichtigung ging ins Leere. „Auch Männer sind Menschen und Geschöpfe Gottes“, sagte Kardinal Wölkchen. Die nächste Generation könne sich dem Thema ja nochmals annehmen, entschied sich die versammelte rheinische Audienz.

Pfarrer Temur Bagherzadeh hatte als Vertreter der eben scherzhaft kritisierten Kirche Humor bewiesen. Als gebürtigen Kölner wurde ihm der rheinische Frohsinn aber auch in die Wiege gelegt. Dass der Karneval ein Türöffner sei, das betonte er schon damals 2009 bei seiner Amtseinführung.

Auch Temur Bagherzadeh beteiligt sich jedes Jahr bei der Gestaltung des Bühnenprogramms, dem die Gemeinde sich immer mit Herzblut widmet. Der Pfarrer wurde zum Domprediger. „Ein Kind hatte mich mal gefragt, warum sich das Paar bei der Hochzeit die Hände gibt. Reine Formsache, habe ich gesagt. Das machen Boxer kurz vor dem Kampf auch.“

Es ging auch um die lieben Kinder: Eines hätte sich in der Vorweihnachtszeit das Jesuskind aus der Krippe geschnappt, es energisch geschüttelt und gesagt: „Wenn sich mein Wunsch nicht erfüllt, siehst du deine Eltern nie wieder!“ Schon bei der Taufe sind die Kleinen für einen Lacher gut, erzählte Temur Bagherzadeh in seiner karnevalistischen Predigt. „Es geschah das Schrecklichste: Das Baby rutschte aus den Armen. Oliver Kahn sprang nach vorne und fing es wenige Zentimeter vor dem Boden auf. Er lächelte triumphierend. Und schlug dann ab.“

Ja, geistlicher Beistand kann Wunder wirken. Daher baten Ralf Hees, Helmut Bollig und Günter Dreyer ganz konkret darum. Die Hilfe von Temur Bagherzadeh reichte bei der schwierigen Aufgabe aber nicht aus, daher rief das Trio gleich die Heiligen an. Sie beteten. Sie wollten endlich eine Frau. „Heiliger Klaus, ich schmeiße sie auch nicht mehr raus. Heiliger Franziskus, es macht auch nichts, wenn ich spülen muss. Heilige, erhört unser Flehen!“ Statur, Temperament, Herkunft, Körperfülle, alles war den Junggesellen egal. Nur in einem Punkt zogen sie die Grenze. „Heiliger Tibor, bitte keine aus dem Kirchenchor!“ Mehrere Minuten ging das Bitten und Flehen, unterbrochen von einem schmissigen Refrain.

Günter Dreyer brachte es am Ende prägnant auf den Punkt, was sich die Männer denn wünschen würden: „Heilige, schickt mir eine taubstumme Nymphomanin.“