Rheinisch-Bergischer Kreis Polizei nimmt die Tuning-Szene schärfer ins Visier

Beamte haben zwei manipulierte Autos im Kreis aus dem Verkehr gezogen. Die Szene soll intensiver beobachtet werden.

Foto: Roland Keusch

Rhein.-Berg. Kreis. Wenn Gabriele Paas mit ihrer Familie auf der heimischen Terrasse sitzt, muss sie sich mitunter die Ohren zuhalten. Motorlärm macht den Anwohnern von Habenichts in Wermelskirchen neuerdings massiv zu schaffen. „Ein Pkw-Fahrer fährt nachts immer Runde um Runde durch den Kreisverkehr und lässt den Motor aufheulen“, berichtet Gabriele Paas.

Während sie das noch amüsiert, beschwerten sich Nachbarn bei der Polizei. Und die griff auch gleich durch: Am Dienstag und Mittwoch dieser Woche zogen Beamte zwei aufgemotzte und manipulierte Fahrzeuge konsequent aus dem Verkehr. „Am Kreisverkehr Habenichts waren in den Abendstunden wiederholt getunte Fahrzeuge aufgefallen, die die Strecke augenscheinlich zum Rasen beziehungsweise Driften nutzten“, sagt Polizeisprecher Richard Barz. Am Dienstagabend sei einer Polizeistreife ein Subaru Impreza in Dabringhausen aufgefallen. „Die Geräusche waren derart laut, dass die Beamten ihn sofort anhielten“, sagt Barz.

Bei der Überprüfung wurde klar, dass die gesamte Abgasanlage massiv verändert worden war. Die Vorführung beim TÜV bestätigte die Vermutung. Die Veränderungen waren so drastisch, dass der Subaru vor Ort stillgelegt wurde. Der Prüfer dokumentierte 34 Mängel in seinem Bericht. Den 21-jährigen Wermelskirchener erwartet jetzt ein Strafverfahren, weil sich durch die Änderungen an der Abgasanlage sein Steuersatz veränderte. „Das ist eine gängige Methode“, sagt Richard Barz. „Die schneiden den Auspuff auf, räumen ihn aus und schrauben das Teil dann wieder dran. Damit es geräuschvoll ist.“

Am Mittwoch dann geriet ein BMW ins Visier der Beamten, als er im Bereich Vorm Eickerberg in die Kurve driftete. Auch der BMW war erheblich zu laut — eine Standmessung ergab 98 Dezibel. Der 20-jährige Eigentümer eines dritten BMW zog nach gezielter Ansprache der Polizisten selbst die Konsequenz und meldete seinen Pkw eigenständig ab.

Richard Barz kündigt an, dass die Polizei Rhein Berg künftig verstärkt gegen Pkw-Fahrer im gesamten Kreis, die ihre Fahrzeuge widerrechtlich aufmotzen, vorgehen werde. „Viele Kollegen haben deshalb auch schon auf der Wache in Köln hospitiert“, berichtet der Polizeisprecher. In der Domstadt hat die Polizei aufgrund gehäufter, teils tödlicher, Unfälle, schon länger die Tuning-Szene im Visier. „Zum Glück ist es bei uns weniger Raserei, die aufgefallen ist“, räumt Barz ein. „Es geht aber ja auch um die Lärmbelastung.“ Und die ist zum Teil massiv.

Ein Blick in den manipulierten Auspuff genügt oft schon, um die Fahrer zumindest mit einer Geldstrafe zu belangen. Barz: „Durch den Eingriff hat der Auspuff ost ein verändertes Abgasverhalten. Das ist dann ein Steuervergehen.“