Abgedreht: Regisseur Uwe Boll hört auf
Der Burscheider (51) zieht sich aus dem Filmgeschäft zurück. Der einst einträgliche Verkauf von DVDs und BlueRays findet nur noch im Internet statt — und spielt kein Geld mehr ein.
Burscheid. Über 30 Filme mit einem Gesamtetat von 600 Millionen Dollar hat Uwe Boll produziert. Der teuerste war mit 60 Millionen Dollar der Film „Schwerter des Königs“ mit Schauspieler-Größen wie Burt Reynolds, Jason Stratham und Ray Liotta. Ein Fantasy-Epos aus dem Jahr 2007 basierend auf dem Computerspiel Dungeon Siege. Auch mit Oscar-Preisträger Ben Kingsley arbeitete der gebürtige Wermelskirchener, der in Burscheid aufgewachsen ist, zusammen. Und mit Til Schweiger sowie Henry Maske (Max Schmeling — Eine deutsche Legende).
Doch damit ist jetzt Schluss. „Es ist wahr, ich höre auf“, erklärt Boll auf telefonische Anfrage des Bergischen Volksboten von seinem Mainzer Wohnsitz aus. „Der Independent-Film lässt sich nicht mehr finanzieren.“ Zwar habe Boll sein Geschäft nicht mit Film- und Fernsehstreifen gemacht, aber mit DVDs und Bluerays. Vor nicht allzu langer Zeit noch ein einträgliches Geschäft durch Verleih und Verkauf in Videotheken. Doch das auch hier habe das Internet der Branche das Wasser abgegraben. „80 Prozent gibt es mittlerweile nur noch online.“ Und das meiste, was sich dort abspiele, werde schlecht bezahlt. Ein Beispiel hat der vielfach umstrittene Filmmacher auch parat: Die Videospieladaption „Alone in the dark“ mit Christian Slater (Der Name der Rose), die Boll 2003 in Vancouver abgedreht hatte, brachte ihm nach eigener Aussage in einem Jahr eine Million Dollar nur für die Übertragungsrechte ein. Heute seien es in Japan gerade noch 40 bis 50 000 Dollar. „Alle verdienen, nur ich nicht.“ Wer heute nicht unter Vertrag bei einer Filmgesellschaft oder im Fernsehen sei, könne von Glück reden, seine Kosten zu decken. „Das ist natürlich schade für die jungen, unabhängigen Nachwuchsregisseure.“
Melancholisch werde er wegen seines Abschieds aus der Filmbranche aber nicht. „Ich werde jetzt die Tränen laufen lassen. Ich habe mir ja meinen Jugendtraum erfüllt.“ Für seinen ersten Film kratzte er in den frühen 1990er Jahren 60 000 Mark zusammen: „German Fried Movie“. Boll: „Denn der hat viel Lokalkolorit. Da haben wir in sieben Monaten überall von der Kirchenkurve bis zur Diepenthalsperre gedreht.“
Anders als bei seinen meisten Filmen genießt der 51-Jährige jetzt übrigens hohes Ansehen für seine aktuelle Tätigkeit. Vor einem Jahr eröffnete er in Vancouver, wo er die meisten seiner Filme gedreht hat und die Hälfte des Jahres lebt, das Restaurant „Bauhaus“. Gewonnen hat er dafür den Berliner Sternekoch Stefan Hartmann. „Die ersten zwei Monate lief das Restaurant sehr schlecht.“ Deutsche Essen, beispielsweise Roulade, „davon hatte dort vorher noch nie jemand etwas gehört.“ Dann gab es die ersten positiven Kritiken. Und nun seien insbesondere die Chinesen, die dort die Hälfte der Bevölkerung ausmache, begeistert. Und auch Boll sei noch hungrig. Hungrig auf Selbstverwirklichung. „Ich bin noch zu jung, um zu sagen, ich mache gar nichts mehr.“