Porträt: Ratgeber der Draufgänger und Himmelsstürmer
Jörn Elberding ist Bundestrainer der Stabhochspringer. Aktuelles Ziel: Olympia 2012.
Burscheid. Sein nächstes großes Ziel ist London 2012. „Olympische Spiele sind ein unglaubliches Ereignis, da will man einfach hin“, sagt Jörn Elberding. Der Leverkusener und Wahl-Burscheider ist seit 2005 Bundestrainer der deutschen Stabhochspringer. Der 43-Jährige trainiert am Stützpunkt in Leverkusen Alexander Straub, Carsten Dilla und Florian Sürth, zu den anderen Kaderathleten reist er quer durch die Republik.
„Stabhochsprung gibt einen Kick, man muss Mumm haben“, erklärt Elberding seine Faszination für die Sportart. Es seien auch immer die Auffälligen, die „Draufgänger“, die sich für den Stabhochsprung begeistern. „Im Vergleich zu den Sportlern, die ich trainiere, war ich aber untertalentiert“, gibt Elberding zu. Das sei damals traurig für ihn gewesen, er wäre gern als Sportler zu Olympia gefahren. Inzwischen hat er aber seine Erfüllung als Trainer gefunden.
Doch zunächst verfolgt Elberding einen ganz anderen Berufswunsch. Er studiert BWL. „Mein Vater kommt aus der Wirtschaft und ich wollte immer selbstständig sein“, sagt Elberding. Später folgt doch der Wechsel zur Deutschen Sporthochschule in Köln.
Nach dem Studium organisiert Elberding mit einem Freund Stabhochsprungevents, gleichzeitig trainiert er in Dormagen die Jugend. Als er immer erfolgreicher wird, gute Athleten wie Tim Lobinger trainiert, wird der Deutsche Leichathletik-Verband (DLV) aufmerksam und nimmt den Leverkusener in ein Fortbildungsprogramm auf. Dann kam überraschend schnell das Trainerangebot.
„Es ist das größte Geschenk, dass ich mit tollen Menschen arbeite und mich mit ihnen bewege“, sagt der vielseitige Sportler. Er hat einen auch Tennistrainerschein, fährt Ski, geht mit seinen Athleten gern in die Kletterhalle oder zum Wakeboarden und trainiert mit ihnen. „Dadurch baue ich Stress ab.“ Oberste Prämisse: „Es muss Spaß machen.“
Trotzdem legt der Trainer Wert auf Disziplin. „Ich stehe natürlich extrem unter Erfolgsdruck“, sagt er. 2008 in Peking war er bei den Olympischen Spielen nicht dabei: „Das war keine gute Phase.“
Elberding gibt als Bundestrainer Impulse, veranstaltet Lehrgänge, besucht und betreut Athleten bei Wettkämpfen, arbeitet Trainingspläne aus. Arbeit, die er nicht als solche empfindet. Dazu kommt aber noch viel Büroarbeit. „Und ich reise sehr viel. Wenn das nicht sein müsste, wäre der Job noch besser“, sagt der 43-Jährigemit Blick auf seine etwa 50 Reisen pro Jahr. „Die Reisen in die Trainingslager werden immer teurer, weil es kompliziert ist mit den Stäben zu fliegen.“ Der teuerste Aufpreis, den er je gezahlt hat: 5000 Euro.
Das Leben richtet sich nach den Trainingszeiten, Freizeit gibt es nur nach der Freiluftsaison. „Deshalb haben wir auch dann geheiratet“, erzählt Elberding. Inzwischen haben seine französische Frau Natacha und er zwei Töchter: Kea (4) und Mila (1). Beide wachsen zweisprachig auf, „aber mein Französisch ist immer noch eine Katastrophe.“
Kea begleitet ihren Vater gern zum Training nach Leverkusen. Im Januar will Elberding die Kinder aus ihrem Kindergarten „Rasselbande“ zu einem Ausflug einladen. „So eine Sporthalle ist ein toller Abenteuerspielplatz.“
Elberding fühlt sich wohl in Burscheid. Er wohnt neben dem Tennisclub, für den er auch spielt. In die Ferne zieht es ihn vorerst nicht: „Ich hatte mal ein Angebot aus Katar, aber ich bin hier verwurzelt.“