Rhein-Berg Kreis: Ein Idyll ohne Baugenehmigung

Für 31200 Euro hat ein Solinger Ehepaar vor dem Amtsgericht Opladen drei Parzellen an der Diepentalsperre ersteigert.

Rhein.-Berg Kreis. Das Diepental zwischen Burscheid und Leichlingen ist ein beschauliches Fleckchen. Gäbe es nicht immer wieder Familien-Zwist im Tal - die Menschen aus dem Bergischen Land nähmen es nur als attraktives Ausflugsziel wahr.

An den Hängen des Diepentals, zumeist gut versteckt hinter zahllosen Pflanzen, stehen zahlreiche Wochenendhäuser, von denen einige jedoch so eigentlich nicht existieren dürften. In diesem Bereich habe "mancher schwarz gebaut", so die Aussage der Stadtverwaltung.

Die Immobilie, die am Mittwoch im Saal 4 des Amtsgerichts in Opladen zur Debatte stand, ist ebenfalls ein sehr großzügiges Wochenendhaus mit Schwimmbad. Es ist im Rathaus Leichlingen seit November 1965 wegen des Antrags aktenkundig, hier "Schlafräume" anzubauen. Im Prinzip ist seit diesen 44 Jahren unklar, ob das Wochenendhaus überhaupt genehmigt war. Die Stadt Leichlingen vertritt die Auffassung, dass der heutige Zustand nicht genehmigt sein könne.

Hier sei "peu à peu immer weiter ausgebaut" worden, zeigte sich der Rechtspfleger ortskundig. Und weil nichts genehmigt sei, gebe es laut Rathaus keinen Bestandsschutz. Weil es keinen Bestandsschutz gebe, sei die zwangsläufige Folge die Abriss-Verfügung.

Der letzte Besitzer, welchem die Stadtsparkasse Wermelskirchen nach unbestätigten Aussagen 2004 immerhin 273000 Euro geliehen haben soll, ist nach gestriger Darstellung gegen Amtshandlungen der Stadt Leichlingen bis zum Oberverwaltungsgericht gezogen. Vergeblich.

Den Bodenwert setzte die Sachverständige bei knapp 25000 Euro an. Grobe Schätzungen der Abrisskosten belaufen sich auf 55000 Euro. So dass "die Werte der Parzellen eigentlich negativ sind". Deshalb musste die Stadtsparkasse Wermelskirchen theoretisch damit rechnen, dass die Versteigerung im Sande verläuft, weil zwar zulässige, nicht jedoch zuschlagsfähige Gebote eingehen. Dann hätte es in einer zweiten Versteigerungsrunde in wenigen Monaten keine Mindestgrenzen mehr gegeben.

"Salopp formuliert", so der Rechtspfleger, stand am Mittwoch die Antwort auf die Frage an, ob sich jemand erbarme und "es" halt nehme. Vier Bieter traten schließlich auf - alle hatten schon auf die Gerichtskasse Hamm eingezahlt. Ein Ehepaar aus Wermelskirchen erhielt den Zuschlag mit Gebot Nr. 33 für 31200 Euro.

Als Geldanlage - und für eine rein private Nutzung - sieht das Ehepaar die Investition und darf gespannt sein, wie viel das (Wochenend-) Haus letztlich wirklich kostet. Aber bis die Schlussrechnung kommt, können noch viele Jahre ins Land gehen.