Rock’n’Roll der ersten Stunde noch lange nicht museumsreif

Einst waren sie die Begleitband von Bill Haley. Und noch immer spielen zwei Mitglieder der damaligen Besetzung in den Reihen der Original Comets.

Burscheid. Es hatte ein bisschen was von einem Staatsempfang am Freitagabend auf dem Parkplatz des Megaphons. Zwei riesige Straßenkreuzer, echte Cadillacs aus den 50ern, schwebten gegen halb zehn ein. Drinnen saßen nicht die Beatles oder Elvis Presley, es waren die Bill Haley’s Original Comets, die legendäre Begleitband vom Urvater des Rock’n’Roll, Bill Haley. Echte Weltstars also, die derzeit auf Europa-Tournee sind und einen Abstecher nach Sträßchen machten.

Zwei der fünf Musiker waren damals schon dabei, als der Rock die Welt eroberte und die McCartneys und Lennons dieser Welt noch weitgehend unbekannt waren: Dick Richards, mit inzwischen 86Jahren der Oldie der Comets, und Joey Ambrose, ein zartes Jährchen jünger, haben am Welthit "Rock around the clock" mitgewirkt. Anno 1955 war dieser Song wie auch "See you later alligator" die Hymne einer ganzen Generation und Wegbereiter für alle Rock-Musiker, die danach kommen sollten.

Schon im Teenageralter wurde der Solinger Lothar Mackenbach vom Rock’n’Roll-Virus infiziert. Von Bill Haley und den Comets sammelte er alles - angefangen von Zeitungsausschnitten über Notenblätter bis hin zu seltenen Plattenveröffentlichungen aus aller Herren Länder, die mittlerweile in einem Bill-Haley-Museum in München zu bestaunen sind. Auf unzählige Konzertbesuche und auch private Treffen mit der Band kann Mackenbach (68) zurückblicken.

Am Freitagabend ließen er und seine Frau Karin sich die Gelegenheit nicht entgehen, die Altmeister und Legenden der Musikgeschichte im Megaphon zu begrüßen. Mackenbach erinnert sich noch genau an den ersten Versuch, ein Konzert der US-Band zu besuchen.

"1958 hat Bill Haley das erste Mal in Deutschland gespielt. Ich hatte sogar Karten für das Konzert in Düsseldorf. Aber weil ich damals erst 17 Jahre alt war und die Veranstaltung erst um 23Uhr begann, musste ich die Karten wieder abgeben."

Am Freitag wurde es zwar auch spät, aber nach Hause ging deshalb niemand. In Petticoat und mit Elvis-Tolle hatten sich auch einige jüngere Besucher unters Volk gemischt und ließen zu den bekannten Hits die Hüften kreisen.

Doch der ganz große Zustrom blieb zur Enttäuschung von Megaphon-Leiter Manfred Zenses aus. "Schade, denn das sind echte Weltstars." Und die zeigten mit ihren bekannten Hits, dass man auch im fortgeschrittenen Alter noch ganz schön rocken kann. "Es ist schon erstaunlich, wie sie das alles in ihrem Alter wegstecken", urteilte Super-Fan Lothar Mackenbach.