Schraube setzt Polizeiwache unter Wasser

Wegen eines beschädigten Spülkastens ist der Neubau in Hilgen-Heide wieder eine Baustelle. Der offizielle Festakt am Freitag wurde abgesagt.

Burscheid. Die Stimmung der Polizeibeamten im Neubau in Hilgen-Heide ist auf dem Tiefpunkt. Gerade eine Woche hatten sie den Umzug in die neue Wache für den Nordkreis hinter sich, da erreichte sie eine Hiobsbotschaft: Zwischen Bodenplatte und Estrich des nicht unterkellerten Gebäudes ist ein gigantischer Wasserschaden entstanden. Die Räume sind für Monate wieder eine einzige Baustelle.

Die Ursache ist denkbar klein: Bei Arbeiten an den Vorwandinstallationen in der Damentoilette beschädigte eine Trockenbauschraube einen Spülkasten. Das stecknadelkopfgroße Loch blieb unbemerkt. Der Spülkasten verschwand hinter dem Vorbau und den Fliesen. Mitte Dezember wurden dann die Wasserversorgung aufgedreht.

Mehr als einen Monat sickerte aus dem kleinen Loch unbemerkt Wasser auf die Bodenplatte und erfasste nach und nach die komplette 14 Zentimeter starke Dämmung aus Styropor. Modellversuche der Architekten ergaben: In nicht einmal vier Minuten floss ein Liter Wasser aus dem Loch. Insgesamt geht man bei der Polizei von 15 000 bis 18 000 Litern aus.

Entdeckt wurde der Schaden eine Woche nach Abschluss des Umzugs. „Da ist uns aufgefallen, dass im Aufzugschacht das Wasser stand“, erzählt Wachleiter Andreas Weilermann. Die Suche nach der Ursache begann, erst nach und nach offenbarte sich das Ausmaß des Schadens.

Mittlerweile hat die Spezialfirma Polygonvatro aus Olpe in Hilgen-Heide die Regie übernommen. In Zimmern und Gängen wurden die Bodenfliesen punktuell aufgebohrt, Schläuche und Trockner sind im gesamten Gebäude verlegt, Installationen wieder abgebaut worden. „Wir planen eine vollflächige Durchströmung mit Trockenluft“, erklärt Sandro Canella von der Fachfirma.

Noch haben die Arbeiten zur Beseitigung des Wasserschadens gar nicht begonnen, aber die Polizeibeamten leiden schon unter dauernder Lärmbelästigung durch die im ganzen Gebäude verteilten Trockner und Geräte, die eine Schimmelbildung verhindern sollen. Ein Baubiologe überwacht die Arbeiten.

Canella ist sicher, dass der Schaden vollständig behoben werden kann. 14 bis 18 Tage soll die Durchströmung laufen, danach sei auch die Dämmung wieder 100-prozentig hergestellt. Aber bis die Wache wieder in dem Zustand ist, in dem sie sich nach dem Umzug befand, wird es mindestens April werden. Und dafür müssen schon alle Gewerke Hand in Hand arbeiten, ohne dass es irgendwelche Zusatzprobleme gibt.

Zumindest ein langer Rechtsstreit wegen der Kosten scheint vermieden. Die Trockenbaufirma hat umgehend ihre Haftpflichtversicherung informiert und diese hat die Schadensregulierung bereits zugesagt.

Nächste Woche werden vor der neuen Wache Sanitärcontainer mit Duschen und Toiletten für die 75 Beamtinnen und Beamten aufgestellt, von denen knapp 50 im Wachdienst arbeiten. Da auch die neuen Zellen derzeit unbrauchbar sind, müssen Personen, die in Gewahrsam genommen worden sind, zur Hauptwache nach Bergisch Gladbach gebracht werden — eine weitere Zusatzbelastung neben dem täglichen Chaos am Arbeitsplatz.

„Man muss möglichst gelassen bleiben“, gibt WachleiterWeilermann als Parole aus, wohlwissend, dass die Frustration bei den Kollegen derzeit Höchstniveau erreicht hat. Als im Laufe der Untersuchungen die Schadensbilanz immer größer ausfiel, geriet auch die für Freitag geplante offizielle Schlüsselübergabe in Gefahr. Zu der Festveranstaltung für geladene Gäste wurden unter anderem Landrat Hermann-Josef Tebroke, Vertreter des Landesinnenministeriums und des Investors, der Wiedenhoff & Weltersbach Grundstücksverwaltung, erwartet. Für den musikalischen Rahmen sollte das Landespolizeiorchester sorgen. Aber am Dienstagnachmittag fiel die Entscheidung: Die Veranstaltung wird abgesagt. Ein Ausweichtermin steht noch nicht fest.