Enkeltrick „Sebastian, bist du das...?“

Burscheid · Ausgerechnet die Vorsitzende des Seniorenbeirats sollte Opfer des Enkeltricks werden. Doch Barbara Sarx erkannte die Masche, sagt aber auch: „Ich bin erst drauf reingefallen.“

 Die Betrüger operieren aus dem Hintergrund, zumeist aus dem Ausland, sagt die Polizei.

Die Betrüger operieren aus dem Hintergrund, zumeist aus dem Ausland, sagt die Polizei.

Foto: Julian Stratenschulte

Ausgerechnet die Vorsitzende des Seniorenbeirats, Barbara Sarx, haben sich Betrüger ausgeschaut, um sie mit dem Enkeltrick über das Ohr hauen zu wollen. Ausgerechnet deshalb, weil die 76-Jährige noch kürzlich mit dem Beirat zum Erzählcafé mit einer Polizistin zur Prävention für ältere Menschen vor derartigen Betrugsmaschen eingeladen hatte.

Und sowohl vor als auch nach der Veranstaltung habe sie gesagt: „Das passiert dir nie.“ Es ist ihr auch nicht passiert. „Aber ich bin erst drauf reingefallen“, ärgert sich die Burscheiderin. Doch das zeigt nur, wie perfide die Verbrecher arbeiten – und wie sich die verwandtschaftlichen Beziehungen in ihren Mustern ähneln. Und gerade dieser „Trick“ trotz breiter Aufklärung immer noch so  „erfolgreich“ ist.

So war es im Fall des aktuellen Anrufs auch die „klassische“ Gesprächseröffnung: „Hallo, wie geht es dir, ich wollte mich doch mal melden“, hieß es am anderen Ende der Leitung. Barbara Sarx wartete wie wohl viele Großmütter auf den Anruf ihres Enkels. „Er hatte sich tatsächlich schon etwas länger nicht gemeldet“, erläutert Barbara Sarx und machte voller Sehnsucht und Überraschung genau jenen Fehler, vor dem Polizisten warnen. „Sebastian, bist du das...?“, fragte sie nach. Natürlich sei er das, antwortete der junge Mann. „Bist du erkältet“, fragte die 76-Jährige. Sehr wohl hatte sie bereits bemerkt, dass die Stimme dunkler klang als gewohnt. Vereinfacht sei der weitere Dialog aber dadurch gewesen, dass der Anrufer in „astreinem Deutsch“ gesprochen habe, so wie sie es gewohnt sei.

Doch dann kam der Betrüger zur Sache und schnell wurde Barbara Sarx skeptisch, weil viele Dinge nicht mehr zusammen passten. Er sei in Dortmund erklärte der falsche Sebastian (wobei der richtige in einem anderen Land lebt) und wolle dort ein Auto kaufen. „Da gibt es irgendwelche Komplikationen mit einem Verrechnungsscheck“, ließ er die Katze aus dem Sack. Die Burscheiderin wusste spätestens jetzt, dass sie einen Betrüger am Telefon hatte. „Sebastian, verrate mir doch noch mal dein Geburtsdatum“, sagte sie. Der Anrufer war entlarvt, er legte auf.

Barbara Sarx: „Da kann es zu Kurschluss-Reaktionen kommen“

Was aber passiert jenen Opfern, fragt sich Barbara Sarx heute, die ein dramatisches Szenario am Telefon erleben, in dem beispielsweise mit einer Notoperation und fehlendem Geld argumentiert wird. „Da kann es schnell zu Kurzschluss-Reaktionen kommen.“ Insbesondere dann, wenn die Betroffenen kein soziales Umfeld mehr haben, mit dem sie Rücksprache halten können. Barbara Sarx rief sofort die Polizei an und ärgert sich, dass man gezwungen sei, sein Vertrauen abzulegen. „Man ist gezwungen, misstrauisch zu sein. Und man sollte sich nie zu sicher fühlen, dass einem so etwas nicht passiert.“