Interview Spielend durch die Corona-Krise

André Gatzke ist Ergotherapeut für Kinder und WDR-Moderator der „Sendung mit dem Elefanten“. Er stellt Spielideen für Jung und Alt vor.

André Gatzke moderiert zurzeit im WDR die„Sendung mit dem Elefanten“.

Foto: WDR/Annika Fußwinkel

Wie gehen Kinder mit der Situation bei der Corona-Krise um?

André Gatzke: Ich bin selbst Vater von zwei Kindern, die sieben und acht Jahre alt sind. Die kriegen das alles gar nicht so mit und führen ein fröhliches und glückliches Leben. Sie wissen natürlich, dass es Corona gibt und dass man deshalb im Moment mit Einschränkungen leben muss. Das finden sie blöd, aber ihnen wird nicht langweilig. Wir haben ein Haus und einen Garten. Dazu kommt ein kreativer Papa. Die Kinder vertragen sich auch gut und haben gestern Nacht ihre eigene Bude zum Übernachten gebaut. Leider kam gegen 3 Uhr die Decke runter und so hatten wir die beiden bei uns im Bett. An Schlaf war danach nicht mehr zu denken.

Sie sind aktuell im WDR am Vormittag zu sehen. Was bieten Sie den Kindern an?

Gatzke: Es gibt bei uns zwischen 9 und 12 Uhr die „Sendung mit der Maus“, „Wissen macht ah!“ und „Zwei durch Deutschland“. Dabei stellen wir Kindern unsere Bundesländer spannend, informativ und auch lustig vor. Zwischen den Sendungen gibt es immer wieder fünf Minuten mit mir und verschiedenen Bewegungsspielen. Ich bin Ergotherapeut für Kinder und habe auch „Das André Spielebuch“ mit 365 verschiedenen Spielen für jeden Tag veröffentlicht. Es geht da ums Spielen mit Dingen, die man zu Hause hat. Da reichen auch mal ein Stuhl oder eine Packung Spaghetti aus.

Wie haben Sie Ihren Kindern Corona erklärt?

Gatzke: Es ging dabei darum, was man jetzt beachten muss – also um das Händewaschen, das Zuhause Bleiben und auch darum, dass man aktuell Freunde und auch die Großeltern nicht persönlich treffen kann. Gerade der Verzicht, die Großeltern zu sehen, war für meine Kinder besonders schwer und bedeutet eine ungewöhnliche Situation, da normalerweise Oma und Opa regelmäßig bei uns zu Besuch sind. Was das Virus angeht, wissen beide, dass man davon wie bei einer Grippe krank werden kann und dass man sich möglichst nicht anstecken sollte. Eine komplette, tief greifende Aufklärung über die Pandemie haben wir nicht gemacht. Irgendwann wird das Ganze auch vorbei sein, auch wenn das noch etwas länger dauern kann. So haben wir unseren Sommerurlaub in Österreich erst einmal abgesagt. Die Kinder haben das akzeptiert, auch weil wir in Aussicht gestellt haben, dass wir das eventuell im Winter bei Schnee nachholen werden. Es geht darum Kindern zu zeigen, dass alles wieder gut werden wird – es ist nur eine vorübergehende Situation.

Was für Spiele kann man jetzt mit den Kindern spielen?

Gatzke: Da gibt es reichlich Vorschläge von mir. Man nimmt sich zum Beispiel einen Luftballon in die Hand und zieht gleichzeitig den Pullover aus. Dabei darf der Ballon nicht den Boden berühren. Dann gibt es die Weckerbombe. Dabei wird eine Eieruhr aufgezogen und in eine Socke gesteckt. Die wird dann herumgereicht. Und wer den schellenden Wecker in der Hand hält, hat verloren. Man kann zu Hause mit dem Handy oder der Kamera auch eine Fotosafari machen. Dann werden bestimmte Ecken im Haus fotografiert und die andern müssen raten, wo das genau ist beziehungsweise die fotografierte Stelle finden. Man kann auch Lieder gurgeln und die anderen müssen sie erraten. Oder man setzt sich auf einen drehbaren Schreibtischstuhl, nimmt die Füße hoch und darf den Stuhl nur mithilfe der Hände um 360 Grad drehen. Wer das am schnellsten schafft, hat gewonnen. Mein Rekord liegt bei 36 Sekunden. Schön ist auch das alte Spiel Kofferpacken als Spezialausgabe. Allerdings werden da Bewegungen wie Sprünge, Drehungen oder Kniebeugen eingepackt, die man in der richtigen Reihenfolgen absolvieren muss. Ich bin meist spätestens beim Spagat raus. Ein Bewegungsspiel funktioniert auch mit einer leeren Packung Cornflakes. Die wird auf den Boden gestellt und man darf sie nur mithilfe der Zähne aufheben. Von der Packung wird immer wieder ein Stück abgeschnitten, sodass man sich immer mehr Mühe geben muss, um an sie heranzukommen.

Wie kann man jetzt am besten Kontakt halten?

Gatzke: Auch dazu gibt es tolle Spiele wie den Geschichtomat. Die Kinder rufen dann zum Beispiel die Oma an und fragen sie, wie sie sich in den Opa verliebt hat oder wie sie Schwimmen gelernt hat. Da kommen tolle Geschichten zusammen, die es so heute nicht mehr gibt. Schön ist auch das Telefonroulette. Da werden Telefonnummern, die man im Kopf hat, aufgezählt, oder man scrollt die Kontaktlisten im Handy runter. Irgendwann wird Stopp gesagt und die entsprechende Nummer wird dann angerufen. Da kommt man auch wieder mit Leuten in Kontakt, die man lange nicht gesprochen hat. Unterhaltsam ist zudem, Verwandte oder Bekannte per Videotelefon anzurufen und ihnen dann gemeinsam mit den Kindern ein kleines, improvisiertes Theaterstück vorzuspielen. Alle haben Spaß und verleben eine schöne Zeit.

Service: Die Sendung mit dem Elefanten, täglich um 6.55 Uhr bei Kika, auf der Elefantenseite und in der ElefantenApp.