Stadtwerke: Beim neuen Tarif kann weniger mehr kosten
Das erste rein verbrauchsabhängige Angebot soll Kunden halten.
Burscheid. Johannes Schrage will erstmals den Gasanbieter wechseln. Als Reaktion auf seine Kündigung erhielt er von den Burscheider Stadtwerken ein neues Angebot zur Gasversorgung. Sie verwiesen ihn auf ihren Tarif Lindengas-Fix, „ein konkurrenzfähiges, neues Produkt“. um ihn als Kunden zu halten.
Schrage war interessiert, rechnete nach — und ärgerte sich. Denn wenn sein Jahresverbrauch wie bisher etwas über 30 000 Kilowattstunden (kWh) liegen würde, müsste er weniger zahlen als knapp darunter. Konkret: 30 000 kWh kosten 1778 Euro im Jahr, 29 999 kWh aber 1856 Euro — weniger ist also teurer als mehr.
Andreas Anhalt, Vertriebsleiter der Stadtwerke, bestätigt das. Lindengas-Fix ist im Gegensatz zum Normaltarif nicht nach Grund- und Arbeitspreis unterteilt, sondern rechnet rein verbrauchsabhängig ab. Insgesamt fünf Staffelungen sind vorgesehen.
Je nach Jahresverbrauch kostet die Kilowattstunde zwischen 8,45 Cent (bis 6999 kWh) und 5,83 Cent (über 52 000 kWh). In den Grenzbereichen zwischen den Staffelungen hat derjenige mit dem geringeren Verbrauch das Nachsehen. Eine individuelle Anpassung der Preisstruktur an den Übergängen ist nicht vorgesehen.
Vorteil des neuen Angebots aus Anhalts Sicht: Die Kunden legen sich zwar bis Ende 2014 auf die Stadtwerke fest, haben aber bis dahin auch eine Preisgarantie und die Zusage, ab Herbst 2014 ein ähnliches Produkt angeboten zu bekommen.
Kunde Schrage hatte allerdings bis zu seiner Kündigung noch nichts von dem neuen Tarifangebot mitbekommen. Und da war er nicht der Einzige: Zwar haben die Stadtwerke Lindengas-Fix seit Juni auf ihrer Internetseite präsentiert, aber eine aktive Information des Kundenstamms gab es nicht.
Anhalt begründet das damit, dass das Angebot nicht nur zeitlich, sondern auch mengenmäßig begrenzt sei. „Wir hätten gar nicht jeden Kunden bedienen können.“ Zwei Drittel der für Lindengas-Fix zur Verfügung stehenden Gasmengen seien auch schon weg.
Schrage hat sich aber inzwischen dagegen entschieden: Er will bei seiner Kündigung bleiben.