Tafel: Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch

Das Verfahren hatte den Termin der Hauptversammlung verzögert.

Burscheid. Von einem „Damoklesschwert“ war am Mittwochabend im Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde zwar nichts zu sehen, aber zu spüren.

Was nicht hauptsächlich daran lag, dass der Tafel-Vorsitzende Martin Heykants ebenfalls dieses Bild bemühte, um die Situation des gemeinnützigen Vereins im vergangenen Jahr zu beschreiben.

Man konnte den Eindruck gewinnen, dass die unruhigen Zeiten den Verein noch immer mehr beschäftigen, als es allen Beteiligten lieb sein kann. Noch immer läuft gegen den Tafel-Vorsitzenden ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Köln, dessen Ausgang noch ungeklärt ist.

Der Streit zwischen dem „Burscheider des Jahres 2008“ und seiner Stellvertreterin Renate Lunow war in eine Strafanzeige wegen Untreue im Zusammenhang mit der Bestellung der Wohncontainer für die neue Tafel-Abholstelle gemündet.

Zur Jahreshauptversammlung waren nur 15 der fast 80 Mitglieder erschienen. Ein neuer Schatzmeister sollte auserkoren werden, weil Dietmar Klewinghaus aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Verfügung steht. Doch angesichts der laufenden Ermittlungen sind die Nachfolgekandidaten dünn gesät.

Mit Tafelbeirat Lothar Schneider wurde ein Übergangs-Schatzmeister gefunden. Er soll so lange im Amt bleiben, bis ein anderer geeigneter Kandidat für diesen Posten gefunden ist.

Der juristische Nebenkriegsschauplatz hatte dazu geführt, dass die Versammlung vom ursprünglich vorgesehenen Termin im Frühjahr immer weiter nach hinten verschoben wurde. Heykants: „Eine weitere Verschiebung war nicht zu vertreten, auch wenn nicht alle Informationen zur Verfügung stehen.“

So konnte die Entlastung des Vorstands nicht erfolgen und auch die Absegnung des Kassenberichts wurde aufgrund des noch schwebenden Verfahrens zurückgestellt. Grund hierfür waren Fragen zur Abrechung, beispielsweise zu Tankquittungen, die wegen der Juristerei nicht beantwortet werden konnten.

Der scheidenden Schatzmeister Dietmar Klewinghaus hatte ein Minus von fast 15 000 Euro zu erklären. Etwa 50 000 Euro schlugen für Gebäudekosten, darunter die Container, zu Buche. Klewinghaus erläuterte, dass die hohen Ausgaben dem Umzug geschuldet seien, verwies aber auf die noch ausreichende Rücklage. „Wir müssen die Entwicklung im Auge behalten. Momentan sind die Ausgaben höher als die Einnahmen.“

Heykants hatte aber auch Positives zu berichten. Nach der „Zeit enormer Belastung“ sei jetzt wieder mehr Ruhe eingekehrt. Mit dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten im Oktober 2010 sei für die Tafel-Mitarbeiter die Arbeit angenehmer geworden. Außerdem habe die Erhöhung von sechs auf acht Mitarbeiter in Sortierung und Ausgabe zur schnelleren Abfertigung geführt.

Derzeit kommen rund 115 Familien regelmäßig zur Tafel, im Vorjahr waren es 125. Diesen Rückgang machte Heykants an der guten Konjunktur fest. „Einige haben inzwischen Arbeit gefunden und den Ausweis zurückgegeben.“ Außerdem gebe es bei den Kunden eine hohe Fluktuationsrate.

Der Vorstand dankte den mehr als 30 ehrenamtlichen Helfern. Einzig bei der Versorgung mit Lebensmitteln gebe es beträchtliche Schwankungen je nach Überschüssen der Discounter oder Bauern.