Urlaub auf den letzten Drücker

Die Sommerferien sind zur Hälfte vorbei. Das Wetter hat aber bisher zu Wünschen übrig gelassen. Verreisen kann man noch immer. Aber wohin soll es gehen?

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Burscheid. Dass der typisch deutsche Sommer bisher ein schöner Sommer war, würden nicht alle unterschreiben. Am Ende sind die Erwartungen an die warmen Monate und vor allem die Ferien dann doch zu hoch gesetzt, als das Wetter da mithalten könnte und für richtiges Sommer-Feeling sorgen würde. Ab und zu ist es sonnig und warm, oft aber bewölkt, häufig regnet es. Der Sommer bei uns ist immer eher durchwachsen. Für Sonnenanbeter oder auch nur solche, die sich konstant gutes Wetter wünschen, ist das nichts.

Die Sommerferien sind aber jetzt schon zur Hälfte rum. Ist es da schon zu spät, sich noch auf die Socken zu machen und die Wolken hinter sich zu lassen? Mitnichten. Denn der Sommer wartet woanders und die Angebote sind da —aber zu welchen Preisen und wohin?

Wohin es gehen kann, mag Christiana Hinger vom Tui Reisebüro an der Hauptstraße Ecke Montanusstraße aber nicht pauschal sagen. Dafür müssten Interessierte erst einmal auf einen Kaffee vorbeikommen und ihre Wünsche mit den Angeboten abstimmen.

Besonders beliebt seien natürlich die Mittelmeerländer — Spanien, Italien, Frankreich, Griechenland, und so weiter. Das gelte auch für Burscheider. „Die Kanaren, Mallorca, Griechenland“, zählt Hinger die beliebtesten Ziele der hiesigen Kunden auf.

Anette Lenhart vom Reisebüro Hebbel an der Montanusstraße 3 sieht Länder wie Spanien und Griechenland ebenfalls vorne bei den bisher verkauften Reisen. „Das ist sehr voll“, sagt sie. Wenn man dort noch Plätze haben möchte, dann werde das eher kein Schnäppchen, schätzt sie.

Als Alternative sieht sie Länder wie die Türkei, Ägypten und Tunesien. Die würden fast gar nicht mehr nachgefragt. Da gebe es also auch die größten Kapazitäten für Kurzentschlossene, so Lenhart.

Sicher ist sich Hinger von Tui aber da auch nicht. Selbst Ägypten werde noch angeflogen, ebenso wie die Türkei, obwohl die Nachfrage schon zurückgegangen sei, sagt sie. Gleichzeitig seien auch die Kapazitäten der Reiseveranstalter gekürzt worden. Ob man dort trotzdem noch sicher einen Platz finden könne? Kann Hinger nicht sagen. In Zeiten, in denen jeder von zu Hause buchen könne, müssen die Angebote minütlich betrachtet werden und spontan gebucht, sagt sie. Also am besten beim Besuch des Reisebüros.

Die Einschätzungen ähneln sich und passen zum Trend. Denn Urlauber meiden etwa Ägypten schon länger wegen der Sicherheitsbedenken — die noch einmal verstärkt worden sein dürften nach dem Messerangriff in Hurghada mit zwei toten deutschen Frauen. Das Auswärtige Amt weist schon länger in den Reise- und Sicherheitshinweisen auf die Gefahr von Anschlägen hin, die sich auch gegen Ausländer richten können.

Auch die Türkei ist kein häufiges Reiseziel der Deutsche mehr. Laut einer Statistik des Tourismusministeriums in Ankara reisten in diesem Jahr bis einschließlich Mai knapp 864 000 Deutsche in die Türkei. In den ersten fünf Monaten 2016 waren es noch 1,16 Millionen gewesen, im selben Zeitraum 2015 sogar 1,55 Millionen. Die Gründe sind vielfältig: Angst vor Terror, Kritik an Erdogan und Sorge um die politische Situation. Außenminister Sigmar Gabriel warnte sogar, „dass deutsche Staatsbürger in der Türkei vor willkürlichen Verhaftungen nicht mehr sicher sind“. Klar, dass da viele Buchungen ausbleiben.

Umso besser läuft es dafür für Länder wie Griechenland, die davon profitieren, wenn die Konkurrenz wegbricht — wie beide Reisebüros vor Ort bestätigen.

Ganz abhaken muss aber den Urlaub in der Sonne nicht. Es gilt: nachfragen. Immerhin hängt im Tui-Reisebüro noch ein großer Hinweis: „Last Minute“. Es gibt also noch Urlaub auf den letzten Drücker — auch Reisen in der Sonne.

Wer weniger volle Strände sucht, aber dafür etwas mehr Kultur, für den hat Christiana Hinger eine Empfehlung: Kreuzfahrten. Vor allem die durch Nordeuropa hätten noch Luft nach oben, was die Nachfrage angeht —böten aber viele interessante Zwischenstopps in Skandinavien oder Amsterdam und Städte in England. Und dass es dort weniger Sonne gebe, lässt sie nicht gelten: „Wenn Engel reisen, dann lacht der Himmel“, sagt sie.